Kapitel 37: Konfrontation

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Crowley

Es war im wahrsten Sinne des Wortes kurz vor 12. Sie hatten die frühen Morgenstunden genutzt, um möglichst viele Menschen davon zu überzeugen in ihren Häusern beziehungsweise möglichst weit weg zu bleiben. Begleitet wurden sie dabei von der Nachtigall, die auf Erziraphaels Schulter Stellung bezogen hatte und sich einfach nicht verscheuchen ließ. Seltsamer Vogel. Zu dritt taten sie unter Zuhilfenahme einiger kleiner Wunder ihr Bestes, um möglichst viele Menschen aus der Schusslinie zu bringen. Wobei sich all ihre Bemühungen wohl als wirkungslos erweisen werden, wenn die gesamte Erde vernichtet wird. Aber irgendetwas mussten sie ja versuchen.

So standen sie nun zu dritt - ein Dämon und ein Engel mit einer Nachtigall auf der Schulter - mitten auf der Kreuzung und warteten. Irgendwo schlugen Kirchenglocken zwölf Uhr und wenig später erschien der Metatron an der Spitze einer Zenturie an Engeln, von denen einige mit flammenden Schwertern, andere mit Bögen und anderen Waffen ausgerüstet waren. Er verstand es, einen dramatischen Auftritt hinzulegen. Die Teleportation einer so großen Menge an Engeln erforderte einiges an Wunderstärke und zeigte direkt, wie hoffnungslos unterlegen sie waren.

Crowley griff nach Erziraphaels Hand, woraufhin dieser sich ihm zuwandte. „Nur für's Protokoll: Das ist unsere letzte Chance abzuhauen." „Dann ebenfalls für's Protokoll: Ich werde keinen Zentimeter weichen. Das, was wir uns aufgebaut haben, ist es wert beschützt zu werden. Die Erde ist es wert beschützt zu werden. Wenn wir nichts unternehmen, wird niemand etwas tun."

„Na dann, wir zusammen gegen den Metatron und sein Engelsgeschwader - was soll schon schiefgehen." Crowley versuchte sich an einem Grinsen, was jedoch eher zu einer Grimasse verrutsche.

„Ich hoffe ihr habt die Zeit genutzt, um endlich zur Vernunft zu kommen. Wir sind hier um den Sohn Gottes aus eurer Gewalt zu befreien und ihn in den Himmel zurück zu bringen."

„Na klar, wir haben Jesus ganz einfach entführt. Fragt sich denn da drüben wirklich niemand, warum wir so etwas Bescheuertes tun sollten? Kann denn niemand eins uns eins zusammenzählen ohne auf drei zu kommen?", murmelte Crowley.

„Es wird das Wort zweier bekannter Querulanten gegen das des Metatrons, der Stimme Gottes, stehen. Sie davon zu überzeugen, dass er der Lügner ist dürfte schwer werden. Falls du keinen besseren Plan hast, ist es allerdings unsere einzige Möglichkeit." „Nope, in meinem Kopf ist ehrlich gesagt nur Angst. Ich habe keine Ahnung, wie wir uns aus dieser Misere retten sollen."

Ermutigend drückte der Engel seine Hand, bevor er sich mehr an die versammelten Engel als an den Metatron wandte. „Ich weiß, dass ihr mir wahrscheinlich nicht glauben werdet, aber wir haben absolut nichts mit dem Verschwinden von Gottes Sohn zu tun. Er hat sich ganz allein dazu entschieden, den Himmel zu verlassen, um auf der Erde zu leben. Unerkannt."

„Ihr lügt, ganz eindeutig. Seht ein, dass eure Spielchen ein Ende haben und sagt uns, wo wir Gottes Sohn finden können. Dann verspreche ich euch einen fairen Prozess." „Fair", spuckte Crowley förmlich aus. „So fair wie ihr euch bei der Befragung von Muriel verhalten habt, die lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort war? Die ihr gefoltert habt, um an Informationen zu kommen."

Einige der Engel begannen zu tuscheln, andere blickten weiter starr in ihre Richtung. Bevor der Metatron zu wieder zur Ruhe rufen konnte ergänzte Erziraphael: „Es ist wahr, wir haben sie aus einer schrecklichen Zelle befreit. Ich weiß, dass es nur schwer vorstellbar ist, mir ging es da nicht anders, aber der Metatron lügt euch an. Er spricht nicht im Namen Gottes, weil er ihre Stimme nicht mehr hört." Weiteres Getuschel kam auf. „Er will Gottes Sohn nur in den Himmel zurückholen, um das Ende der Welt einzuleiten. Dafür hat er sich sogar mit einigen Dämonen verbündet."

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