Erziraphael
Als sie den Laden betraten, sahen sie gerade Muriel, beladen mit einem Haufen an Büchern, wie ein aufgescheuchtes Huhn in einem der Gänge verschwinden. „Muriel?", fragte er irritiert in den Laden hinein. „Oh hallo Erziraphael", antwortete die Angesprochene und steckte kurz den Kopf heraus. „Und Crowley ist auch dabei, hallo! Entschuldigt ich habe leider ... zu tun." Und damit verschwand sie auch wieder in ihrem Gang.
Hilfesuchend schaute Erziraphael zu Crowley hinüber, doch der zuckte nur mit den Schultern und murmelte: „Engel." In Anbetracht der dringlicheren Anliegen schob Erziraphael Muriels seltsames Verhalten in einen abgelegenen Teil seiner Gedanken und wendete sich anstelle dessen an Crowley: „Ich brauche was zu trinken, wie sieht es mit dir aus? Wein?" Der Dämon nickte ihm zustimmend zu und ließ sich dann auf das Sofa fallen.
Inzwischen ging der Engel in seine Küche und stellte zwei Gläser und eine ... nein besser direkt zwei Flaschen Rotwein auf die Arbeitsfläche. Dabei fiel ihm ein, dass er gestern Abend noch etwas Käse im Kühlschrank erblickt hatte. Der würde perfekt zum Wein passen. Er öffnete den Kühlschrank und fand den Käse fast sofort. Zudem auch noch ein paar Schokoladenpralinen. Beides würde sich wunderbar ... irgendetwas stimmte nicht. Aufmerksamer studierte er ein zweites Mal den Inhalt des Kühlschranks, als es ihm nach wenigen Sekunden auffiel. Der Kuchen – er war weg!
Sofort eilte er zurück in den Eingangsbereich des Buchladens, wo er von Crowley mit einem „Wolltest du nicht Wein holen?" in Empfang genommen wurde. „Steht in der Küche, ist jetzt aber egal. Der Kuchen ist weg." „Was für Kuchen?" „DER Kuchen. Der, den mir der Metatron mitgegeben hat." „Bleib ruhig Engel, wahrscheinlich hast du ihn nur verlegt. Und wir haben doch immer noch das Stück, dass du die ganze Zeit mit dir rumträgst. Ich hole jetzt erstmal den Wein."
Gesagt getan stand Crowley auf und marschierte in die Küche, während Erziraphael ihm fassungslos hinterher schaute. „Crowley, wie kannst du jetzt an Wein denken. Der Kuchen ist weg, ich habe ihn sicherlich nicht verlegt. Ich ..." „Geht es um den Kuchen, der im Kühlschrank stand?", fragte da Muriel unsicher. Sie hatte immer noch einen Haufen Bücher auf dem Arm, den sie in diesem Moment abstellte. „Ja der. Hast du ihn woanders hingestellt?"
Muriel verlagerte ihr Gewicht nervös von dem einen Bein aufs andere und schaute Erziraphael immer nur kurz an, bevor sie den Blickkontakt wieder abbrach. „Nein also ... ich ... ich hatte Einkäufe eingeräumt und den Kuchen gesehen und ... unter Umständen dachte ich, er wäre für mich und unter Umständen sah er auch einfach zu lecker aus und unter Umständen ..." „Du hast ihn gegessen?", unterbrach Erziraphael sie schockiert. Sie zuckte zusammen, als hätte er eine Peitsche neben ihr knallen lassen.
„Es tut mir leid, es tut mir so leid ich ... ich ... ich mache es wieder gut, versprochen! Es war keine böse Absicht, er sah einfach so gut aus und ... und ich ...", versuchte Muriel sich zu erklären, doch spätestens bei den letzten Worten brach ihre Stimme und eine einzelne Träne entkam ihren Augen bevor sie sich anspannte. „Ich akzeptiere jede Bestrafung." Es brach Erziraphael das Herz sie so vor sich stehen zu sehen. Glaubte sie wirklich, dass sie für einen so kleinen Fehler bestraft werden würde?"
„Habe ich da gerade etwas von Bestrafung gehört? Da kenne ich mich sicherlich besser mit aus als dieser Gutengel hier – also, worum geht's?" Mischte sich da Crowley ein, in den Händen zwei volle Weingläser und unter den Arm geklemmt die angefangene Weinflasche. Muriel zuckte bei diesen Worten erneut zusammen während Erziraphael sich nicht sicher war, inwieweit das Gesagte ein schlechter Scherz werden sollte. Wenn es denn überhaupt einer war.
„Niemand wird hier für ein kleines Missgeschick bestraft", stellte er zunächst klar. „Aber ... nunja unsere liebe Muriel hier hat wohl den Kuchen gegessen. DEN Kuchen." „Ohhhh", sagte Crowley, nun sichtbar interessiert und reichte dem Engel ein Weinglas, was er instinktiv entgegennahm. Dann stellte er die Weinflasche ab und nahm einen Schluck von seinem. „Nun denn, dann haben wir scheinbar ein Versuchsobjekt. Dann zeig mal was du kannst Sherlock. Oder ... wärst du lieber Watson?"
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Die Grautöne unserer Seite
Fanfiction„Wir nennen es ... die zweite Wiederkunft." Man hätte es passenderweise auch den erneuten Versuch die Welt untergehen lassen nennen können, doch dies würde keinen himmlischen Standard erfüllen. Und so werden der Dämon Crowley und der nun oberste Erz...