Erziraphael
Zurück im Buchladen schaute er zuerst kurz nach Crowley. Er linste möglichst leise in das Zimmer und erkannte im schummrigen Licht, welches durch die nicht ganz geschlossenen Vorhänge fiel, dass der Dämon die Decke von sich geschoben hatte und ihm die Haare nass am Kopf klebten. Besorgt schlich der Engel in das Zimmer und legte sanft eine Hand auf Crowleys Stirn. Er glühte. Daher holte Erziraphael möglichst leise aber schnell die übrigen Schmerztabletten sowie eine Flasche Wasser und stellte diese neben das Bett. Kurz überlegte er Crowley zu wecken, entschied sich dann aber dagegen. Er hoffte, der Schlaf würde ihm beim Heilen helfen. Zum Abschluss deckte er den Dämon vorsichtig wieder zu, bevor er sich in sein Schlafzimmer zurückzog.
Als er überlegt hatte die Tabletten und das Wasser einfach herbeizuwundern war ihm bewusst geworden, wie erschöpft er selbst war. Der vergangene Tag hatte ihm viel abverlangt und er würde für das, was anstand, ausreichend Energie benötigen. Jedweder Erschöpfung zum Trotz dauerte es dennoch, bis er in einen unruhigen Schlag fiel. Alleine in seinem Bett gestattete er sich auch an den Grund dafür zu denken: Das, was er vorhatte machte ihm Angst.
***
Es war bereits mittags, als Erziraphael von der einfallenden Sonne geweckt wurde. Schnell schaute er nach der genauen Uhrzeit und stellte erleichtert fest, dass ihm für all seine Vorhaben noch genug Zeit bleiben würde. In diesem Sinne griff er auch nach seinem Handy und schrieb eine Nachricht. Um diese Nummer hatte er sich vorsorglich bereits am vergangenen Abend gekümmert. Dann ging er kurz ins Bad, um sich frisch zu machen, und anschließend in den Hauptraum des Buchladens.
Dort wartete bereits Crowley auf ihn, der es sich auf der Couch bequem gemacht hatte. Er sah deutlich besser aus als gestern Nacht und schien ebenfalls bereits im Bad gewesen zu sein. Darauf deuteten auf jeden Fall seine perfekt sitzenden Haare und frischen Klamotten allzu deutlich hin. Zudem hatte er sich scheinbar eine neue Sonnenbrille besorgt, hinter der er seine Augen verbarg. „Crowley, wie ich sehe geht es dir besser?" „Erziraphael, alte Schlafmütze. Auch mal wach? Natürlich geht es mir besser. Ich hab' dir doch gesagt – einen Dämon haut nichts so leicht um."
Er unterstrich seine Worte damit, dass er den rechten Arm ausstreckte und mit dem Daumen nach oben zeigte. Dabei konnte er allerdings nicht verhindern, dass ihm die Kontrolle über seine Mimik entglitt und ein schmerzverzerrter Ausdruck über sein Gesicht huschte. „Crowley", begann Erziraphael, „du hast immer noch starke Schmerzen. Die Wunden müssen versorgt werden, ich ..." „Natürlich habe ich noch Schmerzen. Ich bin mit dir quasi durch einen Säurenebel gelaufen. Aber du kannst da rein gar nichts machen!" „Das stimmt wahrscheinlich", gab Erziraphael zerknirscht zu. „Deshalb habe ich ja ..."
In diesem Moment kündigten die Glöckchen an der Ladentür einen Besucher an. Erziraphael hatte die Tür bei seiner Rückkehr am vergangenen Abend unverschlossen gelassen, was sich nun als weise Vorausplanung erwies. „Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Aber ich kann nichts versprechen." „Was macht der hier?", fragte Crowley und setzte sich ruckartig auf, was allem Anschein nach mit weiteren Schmerzen quittiert wurde. „Yoshua hat angeboten zu helfen, deshalb ist er hier. Ich ... ich habe die Hoffnung, dass er deine Wunden heilen kann." „Ich will es zumindest versuchen", sagte Yoshua und kam zu den beiden.
Crowley schaute zwischen Erziraphael und Yoshua hin und her und seufzte dann ergeben. „Ich sehe, ihr habt hinter meinem Rücken paktiert und mich überstimmt. Dann soll Gottes Sohn halt sein Glück versuchen. Aber wehe dir, wenn deine heiligen Finger mir die Haut noch weiter vom Körper reißen." „Das sollte nicht passieren", erwiderte Yoshua ernst. Erziraphael gefiel zwar nicht, dass er sollte sagte, aber er war ihre einzige Chance. „Gut, ihr werde mir die entsprechenden Stellen ansehen müssen, um sie behandeln zu können. Und eine Schüssel mit heißem Wasser und ein paar Handtücher können auch nicht schaden." „Ich hole alles", sagte Erziraphael schnell und eilte davon.
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Die Grautöne unserer Seite
Fanfic„Wir nennen es ... die zweite Wiederkunft." Man hätte es passenderweise auch den erneuten Versuch die Welt untergehen lassen nennen können, doch dies würde keinen himmlischen Standard erfüllen. Und so werden der Dämon Crowley und der nun oberste Erz...