81. - {Scheiß Gefühle}

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Schluchzend zog ich scharf die Luft ein während ich den nächsten Scotch zu mir nahm und das leere Glas wieder auf den Tresen stellte.

Wie viel Uhr ist es? Wie viele Stunden sind überhaupt vergangen seit ich aus dem Krankenhaus raus bin?

Ist es nicht vielleicht sogar ein neuer Tag? Ich habe keine Ahnung aber das interessiert mich gerade auch recht wenig.

Sein Herz hat einfach aufgehört zu schlagen. Sie sagen er sei sofort gestorben. Kein Schmerz oder sowas.

Dennoch; seinen Vater sterben zu sehen ist nicht das was ich wollte für unser gemeinsames Ende als Vater und Tochter Beziehung.

Ich wollte das wir uns wieder vertragen ja aber das doch nicht. Ich sage ich verzeihe ihm und er nimmt es hin und stirbt.

Ich habe sofort die Ärzte geholt. Eine Krankenschwester die gerade ebenfalls mit einem Patienten im Garten des Krankenhauses war lief sofort zu uns.

Sie versuchte wirklich alles aber nach einer halbenstunde wiederbelebungs Maßnahmen haben sie ihn für tot erklärt.

Mein Vater ist also offiziell tot. Ich habe kaum über ihn geredet geschweige denn an ihn gedacht.

Und da möchte ich wieder Kontakt aufbauen oder zumindest mit ihm reden und er stirbt direkt vor meinen Augen?

Ich bin zusammen gebrochen. Wortwörtlich. Als sie seinen Todes Zeitpunkt verkündet haben brach ich schreiend zusammen.

Jahre keinen Kontakt und dennoch riss es mir förmlich das Herz aus der Brust alleine schon der Fakt das er die letzten Jahre damit alleine musste bricht mich.

Er ist tot. Das haben sie mir gesagt aber realisieren kann ich es einfach nicht. Ich will es auch einfach nicht.

Deswegen haben sie mich auch aufgenommen für einen Moment aber ich habe es einfach nicht ausgehalten.

Was? Sind die Ärzte so blöd oder wieso denken sie das ich noch länger in diesem Krankenhaus indem mein Vater gerade gestorben ist bleiben möchte?

Ich bin also geflüchtet. Meine Mutter ebenso wie Avalen, Samy und Annika versuchen mich seit Stunden zu erreichen.

Irgendwann habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten, mein Handy ausgemacht, mir an der Tankstelle eine Flasche Vodka gekauft und sie leer getrunken.

Oh ja ich bin betrunken schließlich brauche ich nicht viel dennoch sitze ich jetzt in dieser Bar und trinke die Liste entlang.

Ich blickte auf die Liste herab und versuchte zu lesen was da stand. Martini. Süß und lecker. Genau das was ich jetzt brauche.

Alkohol so heißt es soll die beste möglichkeit sein um zu vergessen. Ja das klappt auch wirklich naja eher semi.

Ich vergesse nicht dabei kann ich aber wenigstens wieder lachen während ich zur Bühne sehe wo zwei Männer die deutlich hörbar nicht singen können gerade Karaoke singen.

,,Denkst du nicht das du für heute genug hattest? Wo ist denn Björn? Kommt der nicht eigentlich auch immer mit?" Zweifelte Mileis.

,,Nein. Mein Vater mit dem ich wieder Kontakt aufbauen wollte ist heute gestorben. Gib mir also bitte diesen Martini ich brauche das" Stellte ich klar und schob mein leeres Glas Scotch zu ihm rüber.

,,Okay" Er nahm es entgegen. ,,Soll ich deine verlobte anrufen, Björn oder doch... Deine Mutter?" Seufzte er.

,,Keinen? Ich brauche keinen von denen gerade. Die würden mich doch alle nur in die Arme nehmen und sagen das alles wieder gut wird. Ganz zu schweigen davon das meine Mutter mich mit ihm alleine gelassen hat. Avalen wird wie immer ganz lieb und nett sein aber das will ich gerade nicht. Ich will nicht mehr weinen. Ich will lachen, trinken und diesen Männern beim singen zuhören. Ganz bestimmt brauche ich auch keinen Björn der darauf warten wird das wir nach hause können und einfach neben mir sitzt. Das wäre ziemlich frustrierend" Merkte ich brummend an.

,,Okay aber die Bar schließt in drei Stunden. Ich erfülle dir noch drei Getränke aber ehrlich mehr gibt es nicht sonst landest du im Krankenhaus wegen Alkohol Vergiftung. Ich rufe Samy an ist das okay?" Fragte er seufzend.

,,Samy? Oh nein sie wü-"

,,Sie würde trinken okay. Wer war damals diejenige die nachdem tot einer ihrer Verwandten hier war mit dir? Du hast einfach mit ihr getrunken, ihr habt über alles aber nicht das geredet und gefeiert. Danach habt ihr euch wochenlang nicht blicken lassen weil die Trauer Zeit begann. Anschließend seid ihr wieder hierher. Ich kenne euch beide gut genug um zu wissen das sie das gleiche tun würde. Mila alleine trinken ist langweilig auch ganz schön frustrierend" Fiel er mir grinsend ins Wort.

,,Ist gut" Zweifelnd griff ich wage nach meiner Handtasche, zog mein Handy hervor und reichte es ihm. ,,Samy... Ist eingespeichert als beste freundin" Grinste ich.

,,Gut und Mila..." Er ergriff mein armgelenk. ,,Übertreib es nicht. Ich lasse das hier zu weil jeder mal jemanden verliert und so einen Abend braucht aber ich lasse nicht zu das du jeden abend hierher kommst. Du gibst dir die Schuld für vieles das kann ich verstehen vorallem weil ihr knapp zehn Jahre keinen Kontakt hattet aber lass die Trauer sobald du später oder morgen wach wirst bitte auf dich zukommen. Lass es zu" Redete er auf mich ein.

,,Okay... Also ich werde jetzt da rüber gehen" Grinsend deutete ich auf die beiden Männer welche gerade mit dem DJ sprechen. ,,Ich will Karaoke singen" Ließ ich ihn wissen.

,,Na dann" Er ließ mich wieder los. ,,Kannst du wirklich singen oder muss ich mir ohrenstöpsel besorgen damit meine Trommelfellder auch gar nicht erst platzen?" Schmunzelte er und spühlte das von mir benutzte Scotch Glas.

,,Glaub mir mein Gesang gleicht die einer Sirene. Du wirst sie lieben" Lachte ich und kam wagelik auf die beine.

,,Bin gespannt. Rufe dann eben Samy an und bestelle für sie mit" Erwiederte er lächelnd als ich die Theke entlang trat.

,,Wieso ist es eigentlich so leer? Hast du etwa schlechte Kundschaft oder ist deine Bar plötzlich so schlecht?" Zweifelte ich grinsend was ihn eine Augenbraue heben ließ.

,,Süße es ist unter der Woche. Viele die hier am Wochenende sind gehen arbeiten da die Feiertage vorbei sind. Sei froh das du gerade frei hast weil du Lehrerin bist" Schmunzelte er.

,,Weißt du... Meine Verlobte ist seit kurzem Direktorin sie wird wohl verstehen wenn ich nicht komme" Grinste ich.

,,Na dann. Geh schon. Ich will dich singen hören" Schmunzelte er und deutete mit seinem Kopf zur Bühne während er nach einer Flasche Vodka griff.

Leise seufzend wandte ich mich von ihm ab und torkelte direkt zur Bühne während ich versuchte irgendwo halt zu bekommen.

,,Hey!" Ich legte einem der beiden Männer eine Hand auf die Schulter. ,,Ich würde gerne mitsingen wenn das okay ist. Ihr Jungs habt doch nichts dagegen wenn ihr dann endlich mal ein wenig Aufmerksamkeit bekommt?" Fragte ich grinsend.

,,Wow... Na wenn das so ist. Ich meine mehr Publikum ist immer besser da brauchen wir natürlich einen großen Star" Grinste der größere von beiden.

,,Da seid ihr genau richtig. Ich sehe heiß aus, kann singen und dazu bin ich ein Star" Log ich und löste mich wieder.

,,Stimmt... Ich glaube ich kenne dich. Man mein Traum war es schon immer mit dir zu singen. Vorschläge?" Stieg der kleinere mit ein.

,,Oh ja. Wie singen von Twenty for Tim alle Songs durch. Wehe ihr beleidigt ihn. Ich mag ihn" Warnte ich.

,,Hey wir haben nichts gesagt" Der kleinere gab mir ein Mikrofon. ,,Außerdem kennen wir seine Songs auch" Erwiederte der größere.

Breaking promises to love | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt