89. - {Die Beerdigung}

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Es vergingen Tage in denen meine Mutter und ich versuchten eine Beerdigung nach seinen Wünschen zu planen.

Schließlich haben wir nie genau darüber gesprochen wer wie beerdigt werden möchte aber es gab ja auch keinen grund.

Meine Vater war satte 49 Jahre und ein sehr guter Arzt da wundert es mich nicht das einige seiner Bekannten von der Arbeit damals gerade hier sind.

Ihr glaubt ja gar nicht wie sehr ich geweint habe. Ich habe die Rede kaum halten können das schlimmste aber war als sein Sarg langsam nach unten geführt wurde.

Ich glaube in meinem ganzen Leben habe ich noch nie so einen großen Schmerz erlebt. Es hat mir förmlich das Herz gebrochen.

Zehn Jahre keinen Kontakt. Ich dachte ihm geht es gut und dann das? Ich würde alles dafür geben um die Zeit zurück zudrehen und mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Vielleicht hätte ich den Alkohol Einfluss stoppen können und selbst wenn der Krebs trotzdem da gewesen wäre wäre jemand da gewesen.

Ich wäre da gewesen und hätte ihn unterstützt nicht so wie dieser typ der ihn einfach alleine ließ als er die Diagnose bekam.

Wieso denn? Gerade dann braucht er doch jemand. Ich kann und möchte einfach nicht verstehen wie man jemanden mit sowas alleine lassen kann.

Ich hoffe einfach das er da oben jetzt frieden gefunden hat. Er bleibt immer in meinem Herzen auch wenn der Kontakt die letzten Jahre eher mager war.

Er war ja nie wirklich ein schlechter Vater. Die Zeit als er zum Oberarzt ernannt wurde war er einfach nur selten da und so arrogant.

Er selber hat gesagt das er das alles bereut und sich wünscht alles rückgängig zu machen - das tue ich gewiss auch.

Ich weiß das meine Mutter Björn wirklich liebt aber ich frage mich still und heimlich ob wir nicht die glückliche Familie die wir mal waren wieder hätten werden können.

Ich meine was wäre wenn? Was wäre wenn mein Vater sich aufgerapelt hätte und um uns gekämpft hätte?

,,Mila?" Ich zuckte über die mir fremde Stimme zusammen und drehte mich mit dem Prospekt Heft in meiner Hand um.

Es ist ein groß gewachsener Mann. Etwa in dem Alter meiner Mutter, hat einen Anzug an und seine Haare in einem Zopf zusammen gebunden.

,,Ein Freund von meinem Vater? Von der Arbeit? Ich... Tut mir leid aber ich habe das heute schon so oft gehört. Ich brauche nur mal zeit" Murmelte ich seufzend.

,,Nein... Nein. Ich bin Ronald. Ich bin ein ehemaliger Freund von deinem Vater. Ich wollte mein beleid aussprechen" Gestand er was mich eine augenbraue heben ließ.

,,Ronald..." Ich tippte mir an meinen Kinn während es in meinem Gehirn zu rattern begann. ,,Der Ronald?" Fragte ich und lachte verzweifelt auf.

,,Schatz ist alles okay?" Meine Mutter trat zu uns heran und legte mir ihre Hand auf den rücken. ,,Hallo ich bi-"

,,Mom er weiß sicher wer du bist. Ronald? Du bist doch der Mann den mein Vater verlassen hat als er die Diagnose bekam? Du hast in verlassen! Alleine gelassen! Er hätte einen Freund gebraucht!" Wurde ich lauter was die Menschen zu uns schauen ließ.

,,Ich wol-" Setzte er an aber hielt inne als ich gerade meine Hand heben wollte aber Avalen gerade noch mein Armgelenk umgriff.

,,Babe wir gehen raus. Janine du regelst das hier" Sie wandte sich der Menge zu. ,,Ein kleines Missverständnis" Log sie lächelnd.

Von meiner Wut geleitet riss ich mich von ihr los, rempelte den Mann extra an als ich an ihm vorbei direkt zum Eingang des großen Hauses trat.

,,Mila" Avalen folge mir nach draußen. ,,Alles okay? Ich wollte schlimmeres verhindern. Du hättest das sicher bereut" Merkte sie zögernd an und schloss die Tür hinter sich.

,,Weißt du wer das ist?" Ich drehte mich wieder zu ihr um. ,,Das ist der Mann der meinen Vater in der schlimmsten Phase alleine gelassen hat! Wieso war er nicht da und hat ihm vielleicht sogar am trinken gehindert? Hat er wenig Herz? Welcher Mensch tut sowas!?" Regte ich mich wütend wirkend auf.

,,Möchtest du das dieser Mann geht? Dann gehe ich jetzt wieder rein und schicke ihn sofort weg" Stellte sie klar und trat mit ihrem schwarzen Anzug auf mich zu.

,,Nein. Ich... Gott ich rege mich so auf und wollte ihn schlagen. Auf der Beerdigung meines Vaters" Murmelte ich und schüttelte den Kopf.

,,Ich kann es dir nicht verübeln okay und ich denke das würde keiner wenn sie wüssten das er ihn alleine gelassen hat. Ja wer tut sowas?" Erwiederte sie.

,,Ich hoffe du trägst keinen schwarzen Anzug zur Hochzeit" Murmelte ich seufzend und legte meine Hände auf ihre Brust.

,,Naja... Eher schwarz weiß. Langweilig und Standard zu einer Hochzeit aber ich denke das wird mit deinem Kleid Matchen" Murmelte sie lächelnd.

,,Ja... Ich habe mit Samy geschaut. Ich kann dir so viel sagen das das Kleid weiß sein wird. Kein normales es geht bis zu den knien... Langweiliges Sommerkleid" Brummte ich.

,,Hey für mich zählst nur du. Du siehst in egal welchem Kleid heiß aus. Ganz zu schweigen davon das du das noch in der gleichen Nacht los sein wirst" Grinste sie und gab mir einen Kuss.

,,Das stimmt... Sollen wir dann langsam wieder reingehen? Ich möchte meine Mutter da nicht alleine lassen" Merkte ich zweifelnd an.

,,Ja aber ich habe da noch eine Sache die ich gerne von dir hören würde. Du hast nicht den ganzen Brief vorgelesen. Das habe ich gesehen" Zögerte sie zu sagen was mich schlucken ließ.

,,Ich soll dir also sagen was ich noch geschrieben habe? Die Worte gelten einzig und alleine meinem Vater. Ich wollte nicht das sie jeder hört weil keiner den Moment geteilt hat" Stellte ich klar.

,,Ich weiß aber wenn du möchtest dann sollst du wissen das ich da bin. Ich werde dir einfach zuhören und wenn du sagst das wars. Ich lese es vor aber möchte nicht darüber sprechen dann ist das so. Ich akzeptiere das" Flüsterte sie und nahm mein Gesicht in ihre Hand.

,,Okay" Ich schloss für einen Moment die Augen. ,,Ich habe die Zeilen auswendig im Kopf. Es ist ein Moment der einem anderen sehr ähnelt und von meinem Vater und mir mein Lieblings Moment ist" Lächelte ich traurig wirkend.

,,Okay... Ich bin bereit wenn du es bist" Erwiederte sie und lehnte ihre Stirn gegen meine, ließ ihre Hände über meine arme nach unten wandern und ergriff meine Hände.

,,Es ist mein lieblings Moment... Ich habe sie immer genossen. Wann immer wir uns essen geschnappt und auf eine Picknick Decke gelegt haben wusste ich es würde wieder ein toller abend werden. Ich habe die Momente geliebt in denen es nur uns beide gab. Uns beide und der Sonnenuntergang. Wir haben über alles mögliche geredet, gelacht und geschwiegen. Der Moment als wir im Krankenhaus waren war es wie damals. Wir haben nach oben gesehen und einander verziehen. Es hat mich an den Moment erinnert als ich sauer auf dich war weil du mir kein Eis geben wolltest. Ich war sieben. Du hast mich einfach mitgenommen und wir haben einander verziehen beim im Himmel schauen. Ich glaube das war so unsere Art uns zu verzeihen und ich liebe jeden einzelnen unserer Momente. Ich hoffe du kannst mir verzeihen die letzten Jahre nicht für dich da gewesen zu sein und hoffe du hast frieden gefunden... Deine Tochter" Flüsterte ich und zog scharf die Luft ein.

Tatsächlich ohne etwas zu sagen nahm sie meine Hand, drückte ihre Lippen auf meine Stirn und führte mich wieder ins Haus.

Breaking promises to love | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt