Fresh Grapes

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"Ich weiß gar nicht, was du meinst!"
"Ach nein?!" echauffirte sich Aziraphale lautstark, als er vor der großen Wanne aus Mamor stand, in deren Fluten der Rothaarige Dämon völlig unberührt saß und dem Engel einfach nur gelangweilt entgegen sah.

"Du hättest entkörpert werden können!"
"Ja, Engel, hätte aber wie du siehst, wurde ich es nicht." seufzend lehnte Crowley den Kopf zurück und sah in Richtung der prachtvoll, verzierten Decke.

Der Engel hatte recht, es war gefährlich gewesen, hatte er sich doch einfach so und wegen einer dummen Wette mit Hastur, in die Fänge der Löwen begeben.
Selbst Cäsars Lorbeerkranz war beinahe von dessen Kopf gerutscht, als eben jener ungläubig dabei zugesehen hatte, wie einer seiner besten Berater im Circus Maximus vor den fauchenden Bestien davon gerannt war, wie ein Gestörter.
Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, bis einige Soldaten ihn schließlich dort hinaus geholt und einen anderen, armen Mann in die Arme dieser Tiere getrieben hatten.

Aziraphales Zähne gruben sich noch etwas tiefer in seine Unterlippe.
Dieser Mann! Und er hatte wirklich geglaubt, dass auch nur ein Fünkchen Vernunft in diesem rothaarigen Lockenkopf stecken könnte....
Wütend trat der Engel auf den, beinahe unbekleideten Mann zu und merkte dabei doch nicht, dass er nun ebenfalls bis zur Hüfte hin, in dem trüben Wasser mit der Ziegenmilch und dem Honig stand.

"Jetzt pass mal auf, wir sind nicht soweit gekommen, nur damit du mich oder die Erde jetzt im Stich lassen könntest! Ich habe mir Sorgen gemacht?!" verzweifelt tippte der Engel gegen Crowleys blasse Brust, ehe er hinunter sah und beschämt den Blick abwand.

Er hatte das Gefühl, dass Crowley es nicht verstehen würde, egal was er ihm nun sagte.... Aber als er da so neben dem jungen Cäsar gesessen hatte, eine Traube nach der anderen in seinen Mund geschoben und gelangweilt auf das leere Feld gesehen hatte, hatte er doch nicht geahnt, wie schnell sein Herz nur Sekunden später schlagen würde.
Seine Augen waren groß geworden, als er sich hustend, mit der flachen Hand gegen seine, von einer Toga bekleideten Brust geschlagen hatte und lautstark röchelnd dabei zugesehen hatte, wie der Dämon seinen Einzug auf das Schlachtfeld gehalten hatte.
In einem Käfig dahinter, die hungrigen Löwen Cäsars....

"Ich habe mir Sorgen gemacht..." wiederholte der Engel noch einmal so leise, dass es dem Dämon beinahe entgangen wäre, wäre sein Gehör nicht genau für solche Fälle auf das schärfste trainiert gewesen.
Und doch brachen des Engels Worte beinahe sein kleines Herz.

Fest griff Crowley nach Aziraphales Hand, ehe er diesen bestimmt an sich heran zog und sanft festhielt.
Aziraphale schluckte hart.

"Muss ich dich daran erinnern, wie oft du dich allein in den letzten 1000 Jahren in Gefahr gebracht hast, hm?"
Sanft ließ Crowley seine Nase über des Engels Hals und bishin zu dessen Ohr wandern.
"Wie oft ich dich retten musste?"

Aziraphale schwieg.
Des Dämons Berührung, gepaart mit dem Wissen, dass eben jener nichts anderes trug als seine Tunika, machte den Engel nervös. Vorsichtig rutschte er hin und her und erntete von dem Dämon nur ein dreckiges Grinsen.

"Aber das war etwas anderes!" flüsterte der Engel und griff vorsichtig in des Dämons volles Haar.
"Wie meinen?"
"Na, du kommst mich normalerweise immer retten...Aber das heute, war etwas anders... mir waren die Hände gebunden... Was, wenn dir wirklich etwas passiert wäre?" raunte Aziraphale und sah panisch in des Dämons gelbe Augen.

Crowley seufzte, manchmal war der Engel aber auch wirklich starrsinnig...
Liebevoll strich er dem Engel über den Rücken und spürte wie dieser unter seiner Berührung erzitterte.

Es war eine gewohnte Reaktion und doch faszinierte ihn dieses Phänomen jedes Mal.
Crowley schluckte hart.
"Bitte, Engel."
Flüsterte er leise, als er dabei zusah, wie sich eine Gänsehaut über des Engels Haut ausbreitete.
Aziraphale wusste was er meinte, waren sie doch gerade unter sich...
Alleine.

Cäsar war heute Abend in einen wirtschaftlichen Disput mit Kleopatra verstrickt, was bedeutete, dass sie beide im Laufe der nächsten Stunden nicht gestört werden würden.

Des Engels Wangen überzog eine sich beißende Röte, als er vorsichtig über des Dämons Schulter sah, um sich zu vergewissern, dass dort auch tatsächlich niemand stand.

"Und was ist, wenn jemand kommt?" fragte der Blonde leise und biss sich wieder auf dessen vollen Lippen.

Der Dämon verdrehte lächelnd die Augen.
"In diesem Fall, wäre es womöglich eine äußerst wunderliche Angelegenheit, nicht?" verschmitzt grinsend fuhr der Dämon in seiner Bewegung fort und schob sachte einen Finger unter den weißen Stoff der Toga.

Der Engel seufzte leise auf.
"Nun gut..." sprach er heißer aus, ehe er das Feuer in des Dämons gelben Augen vernahm und das Gefühl hatte, jetzt und hier die Besinnung zu verlieren.

Vorsichtig erhob er sich, trat einige Schritte zurück...
Und konnte doch nicht anders, als den Dämon vor ihm eingehend zu betrachten.
"Bereit?"

Die Frage erfüllte die Luft, schwamm in ihr und war doch mehr als überflüssig.... Brauchte es doch nicht viele Worte, um dass was nun passieren würde, in Worte zu fassen.

Mit einem festen Windstoß, dem aufwirbeln des Wassers unter ihnen und einem lauten 'Wusch' , stand der Engel nun vor ihm.
Weißes Gefieder schmückte ihn.
Festlich, göttlich.... Crowleys Blick wanderte über die makellosen Federn Aziraphales, spürte er doch ein kleines Stechen in seinem Herzen und doch auch die pure Freude und Wollust, die ihn zu übermannen drohte.

Verunsicherung lag in Aziraphales Blick, hatte der Dämon doch schon seit einiger Zeit nichts mehr gesagt.
"Ich-,"
"Perfekt." murmelte der Rothaarige leise und hob den Blick, um in des Engels himmelblauen Augen zu sehen.
"Was?" kam es nicht gerade aufschlussreich von dem Blonden, der doch nicht zu begreifen schien, was der Dämon meinte.

"Du. Du bist perfekt." raunte der Rothaarige ruhig, ehe er nach einer Bürste griff, die am Wannenrand lag und den Engel entschlossen, zu sich hinüber wank.

Aziraphale lächelte liebevoll, wusste er doch genau, wieviel dem Dämon diese kleinen Momente bedeuteten.
Seine Augen glitzerten wie tausend Sterne und seine Lippen kräuselten sich vor purer Freude. Vorsichtig ließ er sich vor dem Dämon nieder, der langsam damit begann, sein schneeweißes Gefieder zu bürsten.

Immer wieder, in langsamen, vorsichtigen Zügen, so als hätte er Angst, ihm weh zu tun.
Leise stöhnte der Engel, fühlte er doch stets die tiefe Zufriedenheit und Zuneigung, die diese Liebkosungen von Crowley in ihm auslösten.

Und Crowley?
Der saß hinter seinem Engel und konnte doch nicht anders, als in sich hinein zu lächeln.
Verlor er sich doch in des Engels weichem Gefieder, dessen Anblick und dessen warmer Haut unter seinen Fingerkuppen, die diesen hin und wieder versehentlich zu streifen schienen.

"Verbring die Nacht mit mir." flüsterte der Engel mit einem Mal benommen und warf dem Dämon einen vorsichtigen Blick zu, der doch von jetzt auf gleich in seiner Bewegung innehielt und unsicher zu dem Engel aufsah.

"Willst du dass denn?"

Der Engel nickte. Fraß ihn doch die Angst, dass er den Dämon heute beinahe verloren hätte, fast auf.
"Bitte, Crowley."

Nickend, in seiner Trance gefangen, lehnte sich der Rothaarige langsam nach vorne, ehe seine Lippen heiß, auf des Engels nackte Schulter trafen und leises Geraschel über ihm erklang.
Des Engels Flügel, hoch über ihren Köpfen erhoben, erzitterten wie Espenlaub, unter der Sanftheit des hageren Mannes, ehe er sich vorsichtig in dessen Berührung lehnte und die Welt, um sich herum vergaß.

"Dein Wunsch sei mir Befehl..."

Killer QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt