Smoke And Whiskey

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Drei geschlagene Monate waren vergangen, seit dem sich der Engel dazu entschlossen hatte, seinen Buchladen und ihn hinter sich zu lassen, um der 'höheren Macht' zu dienen.

Drei beschissene Monate, seit er das erste und letzte Mal dessen Lippen auf seinen eigenen gespürt und sich so, einen letzten verzweifelten Kuss geraubt hatte.

Drei Monate war es nun her, dass sie gemeinsam im Ritz gespeist hatten, Muriel den Buchladen übernommen und sich Beelzebub und Gabriel aus dem Staub gemacht hatten.

Er hätte die Liste ewig so weiterführen können und doch brachte ihn, auch das, nicht weiter.
Seinen Freund hatte er verloren.
Seine einzigen, richtigen Freund.

Seitdem der Engel fort war, hatte sich der Dämon in Selbstmitleid gesuhlt.
Er hatte sich in der Wohnung des Engels verschanzt, lebte dort und wagte es doch nicht, auch nur eine Sache zu verändern.
Es war ein Schrein, ein Andenken, an dass was hätte sein können, an eine verlorene Liebe.

Er schaffte es nicht einmal zu schlafen, zu essen oder sich aus dem Haus zu bewegen.
Sein Bentley, der nun quitschegelb war, stand auch, noch immer unberührt, vor dem Haus und rostete langsam vor sich hin.

Es war zum verrückt werden und doch sah er, wenn er in den Spiegel sah, einen völlig anderen Menschen, einen Mann, der ihm selbst fremd war.
Gebrochen.

Maggie war hin und wieder vorbeigekommen und hatte geklopft. Doch auch das, hatte er gewissenhaft ignoriert.
Einen Monat lang, war sie Tag für Tag zu der kleinen Wohnung gekommen und hatte nach ihm gesehen... Doch irgendwann, hatte es aufgehört.

Nun saß er hier, in der Badewanne, in seinen Klamotten...
Hatte er es doch auch irgendwann nicht mehr geschafft, sich um sein Äußeres geschweige denn, um seine Hygiene zu kümmern.

Das Wasser war kalt geworden und sein Körper fror.... Er zitterte und doch spürte er nichts.
Ihm war kalt.
Sein Herz war zu einem Eisblock gefroren.

Abgenommen hatte er auch....
Und die tiefen Furchen unter seinen Augen sprachen Bände.

Seufzend erhob er sich, sah dabei zu, wie das Wasser von seinen Kleidern tropfte und weite Kreise, in dem weißen Keramik Becken zog.

Seine Haare waren lang geworden. Jedenfalls waren sie länger, als noch drei Monate zuvor.

Vor dem Spiegel blieb er schließlich stehen.
Er war hässlich geworden....
Seine Rippen stachen fast schon ungesund unter den Kleidern hervor und das T-Shirt, welches er an seinem Körper trug war ihm viel zu groß geworden.

Müde strich er sich über das Gesicht.
Warum hatte der Engel ihn nicht retten können?
Vor sich selbst, vor all dem?
Er schluckte schwer, als er an die weit aufgerissenen Augen dachte, an das erschrockene aufkeuchen, nachdem er ihn geküsst hatte... Und schließlich an die unpassenden Worte, die darauf gefolgt waren....

"Ich vergebe dir."

Seitdem der Engel gegangen war, hallte dieser Satz in seinem Kopf nach, immer und immer wieder.
Je öfter er daran dachte, desto verdrehter wurde des Engels Bild.
Mal sah dessen Blick ihn angeekelt an, mal sauer und mal einfach nur traurig.

Hatte er Aziraphale enttäuscht?
War er denn nicht gut genug gewesen?
Genug, dass der Engel bei ihm blieb?

War er denn so wenig wert?
Und die Freundschaft, die sie all die Jahre über aufgebaut hatten ebenso?
Eine Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel, ehe er sie unwirsch davon strich und sich auf die Lippe biss.

Er hatte genug geweint...
Tage hatte er schreiend auf dem Boden gelegen, sodass seine Kehle irgendwann keinen Ton mehr herausgebracht und die Tränen, von zu viel Schmerz, versiegt worden waren.

Killer QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt