Ratatouille

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Als der Dämon das kleine Haus betrat, war es still um ihn herum.
Der Wind hatte einige Blätter herein getragen und hier und da einige Sachen von den dunklen Schränken geweht.

Zerbrochenes Glas knisterte unter seinen Schuhen und als er zur Seite trat um nachzusehen, was dort am Boden lag, rutschte ihm das Herz beinahe in die Hose.

Vorsichtig bückte er sich und griff nach dem alten Holzrahmen. Doch noch bevor er das Bild hatte herumdrehen können, hatte er sich an einem scharfen Stück, des hervorstehenden Glases geschnitten und war zischend zurück gewichen.

Seufzend betrachtete er das dunkle Rot, welches auch sogleich aus seinem Finger quoll und erhob sich wieder.
"Scheiße..." entkam es ihm bitter.
Hatte das Glas doch tiefer geschnitten als gedacht.

Eilig wand er sein Taschentuch um die verwundete Stelle und sah dabei zu, wie sich das fast gräuliche Weiß, purpur färbte.

Kopfschüttelnd sah er sich um.
Soviel, was nicht mehr an seinem Platz stand....

Langsam ging er in Richtung des großen Fensters.
Die Scheiben waren verschmiert und hatten hier und da einige Risse bekommen.
Der Wind zog durch die Fugen und ließen ihn den Mantel noch etwas enger um seinen zierlichen Körper schließen.

Wenn er dort hinaus sah, konnte er doch noch immer die Blumen riechen, die Bienen surren hören und seinen Engel lachen sehen.
Es schien so einfach gewesen zu sein, so leicht und sorglos.
Hier war er Zuhause gewesen.
Bei ihm.... In ihrem Cottage am Fuße des kleinen Hügels, wo die Sonne gülden unterzugehen und rot wieder aufzusteigen schien.
Doch mit seinem gehen hatte der Engel auch die Farben mitgenommen.
Eben jene, die ihm das Leben bunt gemacht hatten...

Nun war es Winter.
Das Lachen war fort.
Und was blieb war die Kälte, die in seinem Inneren tobte.
Es war der dritte Winter...
Und noch immer kam er hierher...

Er erinnerte sich noch gut daran, als er eines Abends von seinen Besorgungen Nachhause gekommen war.
Die Rosen in seiner Hand hatten ihn einige Pfund gekostet und hätten doch nicht schöner sein können.
Auf seinem Weg zur Tür hatte er schon die leisen Töne des Grammophons ausmachen können und die Gestalt, die sich passend dazu, kreisend bewegt hatte.
Ein Anblick, der ihm das Herz in der Brust hatte schneller schlagen lassen.

In der Luft hatte der Geruch nach Gekochtem gelegen. Nach Zwiebeln, Paprika, Tomaten und Auberginen.... Ratatouille.
Ein Gericht von dem er nicht hatte genug bekommen können...
Es hatte ihn von innen heraus gewärmt und ihn doch auch immer wieder überrascht... Hatte der Engel doch stets gerne experimentiert...
Ein Lächeln hatte in jenem Moment an seinem Mundwinkel gezupft, hatte er doch das Bild eines durch die Küche wirbelnden Aziraphales im Kopf gehabt, der bei seinen hektischen Bewegungen hier und da etwas der guten Soße auf die Arbeitsfläche hatte Tropfen lassen oder auch lautstark über einen eingebrannten Topf geflucht hatte.

Er war hinein getreten, hatte seinen Hut an den Kleiderständer gehangen und war kurz darauf in dem angrenzenden Zimmer verschwunden.
Vorsichtig hatte er den Blonden, der sich im selben Moment doch über den Strauß Rosen gefreut hatte, an sich gezogen, ihm einen leichten Kuss auf den Nacken gehaucht, ehe er sich mit ihm zu der leisen Musik bewegt und ihn nicht wieder losgelassen hatte, bis sie schliesslich gemeinsam zu Bett gegangen waren.

Da solle ihm doch nochmal jemand erzählen, Engel können nicht tanzen...

Traurig drehte er sich in Richtung der nun in Stille liegenden Küche. Die einstigen Kräuterpflanzen, die damals so schön auf dem Fensterbrett gestanden hatten, waren eingegangen und was zurück blieb, war ein leerer Topf, der traurig in der Ecke stand.

Killer QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt