25

27 2 0
                                    


Cash POV

Meine Ohren spielen im Wind, als ich den nach all den Jahren noch immer vertrauten Ort wahrnehme und abrupt stoppe. Skeptisch schaue ich mich um, strecke meine Schnauze in den Wind und prüfe alles um mich herum auf ungebetene Gäste. Nichts. Als auch meine Ohren keine ungewöhnlichen Geräusche verzeichnen können setze ich mich wieder in Bewegung und trotte dem Haus entgegen. Schwaches Licht dringt durch die winzigen Schlitze zwischen Fenster und Vorhang. Er scheint noch wach zu sein. Unaufhörlich drehe ich meine Ohren in alle Richtungen. Nicht selten habe ich böse Überraschungen durch meine Unachtsamkeit erfahren. Dies gilt es zukünftig zu verhindern und so bleibe ich immer wieder stehen und versuche bekannte Gerüche ausfindig zu machen. Es liegt nahe, dass er nicht allein hier draußen ist. Auch wenn mir meine Instinkte etwas anderes glaubhaft machen wollen, siegt meine Skepsis um Längen. Er ganz allein an diesem historischen Ort? Wohl kaum. Er ist die größte Memme auf diesem bescheuerten Planeten. Hektische Schritte im Haus veranlassen mich dazu stehen zu bleiben und mich flach auf den Boden zu legen.

Ob er mich gewittert hat? Oder wird bereits nach mir gesucht und ich hier oben vermutet? Nein. Dad wird keinen einzigen Schritt tun, um mich zu suchen. Vermutlich sitzt er am Esstisch und lacht mit den anderen über alltägliche Belanglosigkeiten. Ich konzentriere mich also auf meine erste Vermutung und verfolge seine Bewegungen. Er ist hektisch. Kein Wunder. Vermutlich erkennt er meinen Geruch längst nicht mehr. Wenn er ihn überhaupt jemals gekannt hat. Die Haustür öffnet sich leise und ich spüre deutlich, wie sich meine Nackenhaare aufstellen. Nervös schaut er sich um, ohne dabei die Türschwelle zu übertreten. Er sieht älter aus. Irgendwie, erwachsener. Reifer würde man wohl sagen. Die Ohren flach an den Kopf gelegt beobachte ich ihn dabei, wie er sich umsieht und meinen Geruch zu orten versucht. Ausgerechnet er. Ausgerechnet er hält sich in dem Haus meiner Familie auf. Sie würden wohl in schallendes Gelächter fallen, wenn sie davon wüssten. Der ängstlichste Wolf von allen in den Wänden eines Rudels, das sich dem Töten verschrieben hat. Genau mein Humor. Fieberhaft denke ich darüber nach, ob ich mich ihm zeigen soll. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich überhaupt nicht weiß, wie Logan nach all den Jahren zu mir steht. Vielleicht hat er mich damals nur wegen Mom geduldet. Stehen sie sich noch immer so nah oder haben sie sich auseinandergelebt, wie der restliche Teil des Rudels? Ihr Schutz bringt mir herzlich wenig, wenn die Beiden keinen Draht mehr zueinander haben. Konzentriert wäge ich meine Chancen ihm gegenüber in einem Kampf ab und entscheide mich schließlich dafür ihm zumindest die Angst zu nehmen, von einem Unbekannten beobachtet zu werden. Gerade, als er die Tür wieder schließen will, stehe ich auf und gerate in sein Blickfeld. „Wer schickt dich?" Fragt Logan mit einer Lockerheit in seiner Stimme, die mich irritiert. Er und locker? Er und entspannt? Eine Taktik. Ganz sicher. Er versucht seine Nervosität zu überspielen. Süßer Versuch. „Niemand." Brumme ich verärgert. Ich bin von niemandem der Handlanger. Aber woher soll er das wissen? Bayan hat sich bestimmt oft genug dazu überreden lassen. Meinetwegen. Auf Logans Meinung gebe ich ohnehin nichts. „Und was machst du dann hier?" Er schaut sich vorsichtig um und entlockt mir mit seinem Misstrauen ein Knurren. Hätte ich ihm etwas tun wollen, hätte ich es bereits getan, als er minutenlang aus der Tür gestarrt hat. So ein Idiot. „Dad tötet dich, wenn du mir etwas tust." Drohe ich, als ich das Messer an seinem Gürtel bemerke und gehe entschlossen auf ihn zu. Er fixiert mich, greift an den Griff der scharfen Klinge, doch verharrt in dieser Position. „Warum? Wegen dir? Oder doch eher, weil das Töten seine Triebe befriedigt?" Ich bleibe wenige Meter vor ihm stehen. Meine Augen mustern ihn skeptisch. Er ist nicht mehr der erniedrigte Waschlappen von früher. Er hat zugenommen. Sieht gesund aus. Keine Veilchen im Gesicht. Keine Pflaster, die seine Wunden bei der Heilung unterstützen sollen. Seine Augen tragen Stolz in sich. Etwas, das ich bisher nie wahrgenommen habe. Er scheint tatsächlich bereit zu sein, sich mir entgegenzustellen und das nicht, weil er sich in den sicheren Tod stürzen will. „Wegen mir." Beantworte ich ihm seine Frage und fletsche die Zähne, als sein Handy zu klingeln beginnt. Ohne die Hand vom Griff des Messers zu lösen, zieht er es aus seiner Hosentasche, hebt die Augenbraue und zeigt mir das Display. „Abgehauen?" Der Name auf dem Display sagt mir zwar nichts, doch meine Mimik scheint mich längst verraten zu haben. „Das ist eine Freundin von mir, keine Panik. Ich lasse dich schon nicht ins Messer laufen." Ich verdrehe die Augen und wünsche mir den alten, verschüchterten Logan zurück. Der war um einiges angenehmer als der stolz grinsende, der sich über seinen eigenen Wortwitz amüsiert. Trottel. „Willst du reinkommen oder weiter durch den Regen laufen und wie ein nasser Hund stinken?" Er lässt das Handy wieder in seiner Hosentasche verschwinden, ohne auf den Anruf zu reagieren und deutet mir mit einer Handbewegung, dass ich ihm folgen soll. Wie schlimm kann es schon werden? Ich meine, was bleibt mir ansonsten übrig? Frieren und zurückkehren? Nein, auf keinen Fall. Eine Nacht dort draußen im Wald ist mir genug. Ich schaue mich ein letztes Mal um, schüttle mich ausgiebig und verwandle mich, als ich die Türschwelle betrete. Logan legt das Messer in der Küche ab und reicht mir gleich darauf ein Handtuch, welches ich schweigend annehme und meine tropfenden Haare darin abtrockne. Er verschwindet für einen kurzen Augenblick in einem der Räume und kommt mit Hoodie und Jogginghose zurück.

The Alpha And Me -Death Note-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt