Heather POV
Als ich auf den Hof fahre, staune ich nicht schlecht Joshua und Bayan ohne Sicherheitsabstand voreinander stehen zu sehen. Sie unterhalten sich sogar. Ohne sich anzuschreien. Ich blinzle als ich den Motor ausschalte und den Gurt löse. Vielleicht träume ich einfach. Andererseits, Wunder soll es geben. Ich versuche den Grund für ein Gespräch wie dieses auszumachen und streiche das Wunder aus meinem Kopf als ich Ethan neben Joshua sitzen sehe. Mühsam an den Schuppen gelehnt und bleich wie eine Leiche. Aber immerhin, er sitzt. Bayan wollte also womöglich bloß mit ihm sprechen. Ich steige aus und gehe auf die Drei zu. Kann einem Gespräch aber nicht beiwohnen, da Bayan gleich darauf auf dem Absatz kehrt macht und den Beiden einen Mittelfinger schenkt. Ohne mich eines Blickes zu würdigen stapft er in Richtung Strand und ich stehe irritiert dreinschauend da. Wie hätte ein Gespräch auch anders verlaufen sollen? Immerhin hat er sich keine Diskussion abgemüht und ist einfach gegangen. Ein winziger Fortschritt in diesem riesigen Scherbenhaufen, der die Beiden voneinander trennt. „Ich habe ihn abgefangen, weil er wieder nicht an der Schule auf mich gewartet hat." Rechtfertigt Joshua sich, noch bevor ich ihn nach einer Erklärung frage. „Hast du ihn gesucht?" Vorwurfsvoll sehe ich ihn an. Wir haben uns bereits unzählige Male wegen Bayan gestritten. Es mag an den unterschiedlichen Vorstellungen liegen, die wir von Erziehung haben. Vielleicht ist es aber auch unser beider Stolz. Tessa hat Recht. Wir haben keine klaren Beziehungsstrukturen in dieser Familie. Wer von wem was zu erwarten hat, steht nach wie vor in der Luft. Niemand weiß, woran er ist. Was er sich erlauben kann und was nicht. Jemand wie Ethan, fügt sich eben ein. Joshua nicht. Zumindest nicht so, dass es der Gruppe guttun würde. Er eckt an. Versucht seine Vorstellungen durchzubringen. Ganz gleich, was ich davon halte. Er ist es nie gewohnt gewesen, ein Familienleben wie dieses zu führen. Kannte nichts dergleichen, bevor er auf Zachary traf und der führte ebenfalls eine Herrschaft und kein Miteinander. „Ich musste Jayden ablösen." Er deutet auf Ethan, der sich schmerzverzerrt die Schläfen reibt. Sein Kater scheint übellaunig zu sein. Wie viel hat er wohl getrunken? „Und dann hast du es nicht für nötig gehalten, mich anzurufen?" Frage ich, kritischer als beabsichtigt. Nach dem gestrigen Tag an Harmonie habe ich keine Kraft für solche Kinderspielchen. Es könnte so einfach sein. Meine Familie ist zwar kein Paradebeispiel für immerwährenden Frieden, doch Harmonie erfüllt sie seit jeher. Hier hingegen scheint ein ständiger Kampf gegeneinander stattzufinden und das ohne jegliches Motiv. „Er ist ein Teenager. Den klaut schon keiner von der Straße. Außerdem ist er ja wieder hier." Die Gleichgültigkeit in seinen Augen entlockt mir ein Augenrollen. Mehr allerdings auch nicht. Ich werde mich mit ihm nicht streiten und schon gar nicht nach Cash fragen, den er ebenfalls einsammeln sollte. Stattdessen mache ich mich auf die Suche nach Bayan, der im besten Fall weiß, wo sein Bruder abgeblieben ist. Streit hin oder her. Als ich ihn am Strand antreffe, mustert er mich nachdenklich, aber keinesfalls abweisend. Ich setze mich neben ihn in die Dünen und genieße einen Moment das Meeresrauschen. Immerhin etwas in meinem Leben auf das immer Verlass ist. „Liz schmeißt am Wochenende eine Party." Neugierig mustere ich ihn. Freue mich, für sein junges Glück. Vielleicht ist sie für ihn die Brücke in ein normales Kleinstadtleben. Die Brücke zu einem Freundeskreis, der ihn unterstützt und die Seiten des Lebens zeigt, die fernab von seiner wölfischen Seite sind. „Cash und ich sind eingeladen." Fügt er hinzu und scheint in meinen Augen nach einer Antwort zu suchen. „Joshua sagt, ich darf nicht gehen." Der knurrende Unterton in seiner Stimme bleibt ausnahmsweise aus. Was mich mehr irritiert als es vermutlich sollte. „Du hast ihn gefragt?" Hake ich nach und schmunzle einen kurzen Moment über sein eindringliches Kopfschütteln. Das vergeht mir allerdings als Bayan weiterspricht. „Er hat die Einladung aus dem Rucksack gefischt." Er weicht meinem verständnisvollen Blick aus. „Er hat sie geöffnet und gelesen. Angeblich, weil er sie für den Grund gehalten hat, dass ich nicht auf ihn gewartet habe." Er braucht nichts weitersagen. Dass daraufhin eine Diskussion entbrannte, ist wohl jedem klar. „Ich spreche mit ihm." Verspreche ich, doch stoße auf ein gleichgültiges Schulterzucken. Ich kann es ihm nicht verübeln. Habe ich doch schon häufig mit Joshua gesprochen. Verbessert hat sich die Beziehung der Beiden dadurch nicht. „Wenn die Legende besagt, man eifert einem Elternteil nach, ganz gleich was es auch tut..." Er hält inne und scheint abschätzen zu wollen, ob ich bereit für ein Gespräch wie dieses bin. Mir wird warm ums Herz. Ich habe dieser Erzählung zwar nicht viel abgewinnen können, doch wenn an ihr etwas dran ist, dann ist die Verteilung schon immer abzusehen gewesen. Bayan orientiere sich von Anfang an mehr an mir, während Cash sich versuchte an Zachary zu halten. „Du musst bedenken, dass diese Legenden nur Erzählungen aus alter Zeit sind. Es gibt unzählige von ihnen. Nur weil einige einen wahren Kern besitzen, sind andere noch lange nicht wahr. Und ich weiß nicht, ob es uns überhaupt betreffen kann. Weil wir nicht eure richtigen Eltern sind." Er nickt und während es mir jedes Mal schwerfällt, ihn darauf hinzuweisen, dass wir nicht seine richtigen Eltern sind, scheint es ihn nicht weiter zu berühren. Wie auch? Sie gehörten diesem Rudel zwar an, doch intensive Familienstrukturen gab es dort nicht. Sie mussten ihr Erbe antreten. Für mehr waren sie nicht geboren worden. „Sollte diese Legende wahr sein, beschreibt sie, dass wir füreinander die größte Gefahr sind." Nun bin ich diejenige, die einem Blickkontakt ausweicht. So jung und doch schon mit solch tiefgründigen Gedanken geplagt. Er hat es schwerer, als ich vermutet habe. Als ich wohl jemals vermuten werde. „Außer ihr gesteht es euch zu." Erwidere ich und stoße damit auf Zustimmung. Diesen Gedanken scheint er ebenfalls geschlussfolgert zu haben und allmählich vermag ich zu begreifen, warum sie sich gestritten haben. „Er ist meine größte Stärke und gleichzeitig die größte Schwäche." Ich mustere ihn stolz. Für ihn ist die Rückkehr von Cash ein Segen gewesen. So schwierig es auch manchmal mit Geschwistern ist, so viel gibt es einem auch. Den Stich in meinem Herzen ignorierend, lächle ich ihn an. Hoffe inständig, das ist alles, was er mit Cash verbindet. Denke an Zacharys Worte. An das Death Note und daran, was es über uns bringen könnte. Höchste Zeit zurückzugehen, die Bücher zu suchen und zu Logan zu bringen. „Ich hoffe, du hast Liz bereits zugesagt?" Betreten schüttelt er mit den Kopf. „Ich wusste nicht, ob ich gehen darf." Lachend verpasse ich ihm einen Hieb gegen den Oberarm. „Natürlich darfst du. Es ist deine erste Party." Mit leuchtenden Augen sieht er mich an. Ich erinnere mich noch allzu gut selbst an meine ersten Partys. Es war so aufregend und neu, dass ich mir geschworen habe, nie damit aufzuhören. Doch auch ich wurde erwachsen und der Reiz verlor sich genauso schnell, wie er gekommen war. Abgesehen davon, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Jungs nicht heimlich gehen werden? Ich traue beiden zu, sich davonzustehlen und für einen weiteren Streit habe ich definitiv keine Kapazität. „Ich bringe Logan einige Bücher vorbei. Möchtest du mich begleiten?" Neugierig mustert er mich und ich schmunzle wissend, noch bevor er mir geantwortet hat. Sein zögerlicher Ausdruck im Gesicht verrät ihn und als er daraufhin peinlich berührt errötet kann er niemandem mehr etwas vormachen. Auch, wenn der Besuch bei Logan für ihn schon immer zu einem Highlight gezählt hat, lehnt er dieses Mal ab. Hat mittlerweile andere Interessen. „Liz und ich wollten telefonieren." Flüstert er und kratzt sich nervös am Hinterkopf. Ich wünschte, ich könnte ihm ein unbeschwerteres Umfeld bieten als dieses hier. Die erste Liebe ist aufregend genug, da braucht es nicht auch noch eine immerzu streitende Familie. „Du kannst sie jederzeit mitbringen." Biete ich ihm dennoch an. Auch, wenn ihm dieser Gedanke wohl nicht ferner sein könnte. Die ausbleibende Reaktion seinerseits stimmt meiner Vermutung zu und so entlasse ich ihn aus dem Gespräch. Als wir den Hof betreten wirft Bayan mir einen missbilligenden Blick zu. Mir entkommt bloß ein Seufzen bei dem Anblick, der sich uns bietet. Zachary und Joshua stehen sich gegenüber. Ihre Gesichtszüge hart wie Stein. Die Spannung ist bis zu uns spürbar und das drohende Knurren nicht zu überhören. „Vielleicht trefft ihr euch eher bei ihr." Verbessere ich meinen Vorschlag und Bayan nickt kleinlaut, ehe er meinen Schatten ersetzt und mir zu den Streithähnen folgt. Sie verharren in ihrer Drohung, bis ich an sie herantrete. Dann, ohne mein Zutun, macht Zachary auf dem Absatz kehrt und schlendert seelenruhig ins Haus. Joshua folgt ihm mit finsteren Blicken, bis er außer Sichtweite ist und sieht dann zu mir. Seine Miene erhellt sich augenblicklich und ich blinzle irritiert, um mich zu vergewissern, dass ich richtig sehe. „Möchte ich wissen, worüber ihr geredet habt?" Frage ich gleichgültig und atme erleichtert auf als Joshua verneint. Ein Problem weniger, um das ich mich kümmern muss. Die Zwei werden sich wohl kaum ausgerechnet heute Abend die Eingeweide rausreißen. Also bleibt mir tatsächlich ein freier Abend. Oder zumindest das, was von ihm übrig ist, nachdem ich Logan die Bücher gebracht habe. „Wenn du zurückgekommen bist, nur um dich wie damals aufzuführen..." Ich fixiere ihn einen Moment. Möchte möglichst wenig Risiko eingehen, wenn ich sie hier allein lasse. „Drohst du mir etwa?" Amüsiert mustert er mich, doch ich lasse seine Bemerkung ohne ein weiteres Wort stehen. Stattdessen weise ich Bayan an, mir ins Haus zu folgen und mache mich gleich darauf auf die Suche nach Ethan, den ich überraschenderweise im Büro vorfinde. Er sitzt vor einem Stapel Ordner und sortiert hochkonzentriert verschiedenste Dokumente. Er stürzt sich in Arbeit. Ein bedrückender Anblick, wenn man bedenkt, wie es ihm am Wochenende ergangen ist. Er schaut nur einen kurzen Moment zu mir auf, ehe er unbekümmert wieder in seinem Stapel versinkt und ich beschließe, es dabei zu belassen. Sorgfältig gehe ich die deckenhohen Regale durch, die mit zahlreichen Büchern bestückt sind. Eines älter als das andere. Mein Herz schlägt schwer in meiner Brust und stockt als mein Finger die Buchrücken entlangfährt, die mir Dad damals überlassen hat. Ich habe es nicht gewagt, sie je wieder anzurühren. Geschweige denn, sie zu lesen und auf die Realität zu übertragen. Ihr Anblick jagt mir bereits einen Schauer über den Rücken. Sie begleiten mich schon so viele Jahre. Und noch immer fühlt es sich wie gestern an als ich sie das erste Mal aufschlug, um zu recherchieren. Eines von ihnen zog mich schon damals in seinen Bann. Es war meine wichtigste Lektüre im Umgang mit den Welpen, die plötzlich vor mir standen und mein Leben auf den Kopf stellen sollten. Vorsichtig nehme ich es aus dem Regal und schlage es auf. Hole tief Luft als die kleinen Bilder herausfallen und sich auf dem Boden ausbreiten. Ich mustere sie. Erinnere mich an jedes Einzelne von ihnen. Es ist bedrückend zu sehen, wie wenig sie doch von dem abbilden, was um uns herum geschah. Zwei umhertollende Welpen. Wolfskinder, die das erste Mal ein Familienleben erfahren durften. Tief und fest schlafend in einem Plastikkorb. Als wären sie eben genau das. Welpen. Ganz normale Welpen. Es gibt keine Fotos von den Momenten, in denen sich ihr Potenzial entfaltete. Als sie uns das Blut in den Adern gefrieren ließen. Als sie uns begreifen ließen, wozu sie im Stande waren. Gedankenverloren blättere ich durch das Buch. Halte inne, als ich die zahlreichen Abbildungen sehe, die ihre Rudelmitglieder erschreckend gut nachbildeten. Der Schatten und das Licht. Keith und Amy. Freunde, die mich hinters Licht führten und das ohne mit der Wimper zu zucken. Und doch gaben sie nicht annähernd das Preis, was in ihnen lauerte. Ich schlage das Buch zu. Zwinge mich, nicht an die Nacht zu denken, die alles veränderte. Nachhaltig veränderte. Als wir ein Rudel auslöschten. Als ich daran beteiligt war, zu morden. Ein Schauer jagt mir über den Rücken und ich schüttle den Kopf, um mich endgültig von diesen Erinnerungen zu lösen. Eilig ging ich die Buchrücken durch und stapelte die Exemplare, nach denen Logan gefragt hatte. Sie müssen so schnell wie möglich aus meinem Besitz verschwinden. Ich schaue erschrocken auf als Ethan mir ein weiteres Buch reicht. Als hätte er mich bei etwas Verbotenem ertappt klopft mein Herz bis zum Hals und ich frage mich, wann ich die Vergangenheit endlich hinter mir lassen kann. Endgültig. „Das bezieht sich zwar auf Berichte verschiedener Zeitzeugen, ist aber vielleicht trotzdem interessant." Erklärt er und ich nehme es an mich, ohne etwas zu erwidern. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, hebt er den Stapel auf und stapft aus dem Raum. Irritiert schaue ich ihm nach, ehe ich ihm folge und erst als wir den Hof verlassen und den Strand ansteuern bemerke, dass er mich zu Logan begleiten will. „Er sah glücklich aus heute. Irgendwie zumindest." Raunt er als wir den Waldrand erreichen und ich hunderte Male verworfen habe, ihn nach seinem Wohlbefinden zu fragen. Er spricht nicht gern über sich selbst und ich frage mich nach all den Jahren noch immer, ob er wirklich damit zurechtkommt oder es ihn belastet. Ob es seine Stärke ist, sich niemandem anvertrauen zu müssen, um das Leben zu bestreiten. Oder seine Schwäche, weil er es schlichtweg nicht kann, auch wenn er gern würde. „Bayan." Ergänzt er, als ich ihm nicht antworte. Ich nicke. „Liz tut ihm gut." Denke ich laut und beiße mir gleich darauf auf die Zunge. Liegt es doch auf der Hand, dass er solch eine Trauer aufgrund seiner Beziehung verspürt. Ich hätte es so stehen lassen können. Nicken und das Thema auf etwas leichteres lenken. Vorsichtig schaue ich zu ihm rüber, doch bis auf die Blässe in seinem Gesicht, die ihn bereits seit seinem Alkoholkonsum begleitet, ist an ihm nichts weiter an Regung zu erahnen. Also fasse ich mir ein Herz und tue das, was ich immer tue. Meine Hilfe anbieten. „Du kannst mit mir reden, das weißt du doch, oder?" Er stimmt mir zu. Ein Umstand, der uns nicht weiterbringt. Ob er es überhaupt möchte? Vorankommen, meine ich. Manchmal ist Stillstand alles, was man leisten kann. Regungslos ausharren und die Decke anstarren. Tagelang habe ich nichts anderes getan. Damals. Als meine Welt in tausend Teile zerbrach. Wieder einmal. „Vertraust du mir nicht?" Wieder eine Frage, für die ich mich selbst ohrfeige gleich, nachdem ich sie ausgesprochen habe. „Kennst du das Gefühl, wenn du allen um dich herum helfen kannst? Das Gefühl hast, all ihre Sorgen zu mildern, indem du ihnen beistehst?" Ich nicke ernst. „Mir kann niemand helfen. Immer, wenn ich es erzähle habe ich danach das Gefühl, keinen Schritt weiter zu sein. Also spreche ich nicht darüber. Das erlöst mich wenigstens von der Enttäuschung, dass mir niemand helfen kann." Er weicht meinem mitfühlenden Blick aus. Stapft bloß zielgerichtet weiter den Berg hinauf. Als sei es das Normalste der Welt, völlig allein zu sein. Allein mit sich und den Sorgen, die einem den Schlaf rauben. „Ich werde eines Tages darüber hinweg sein. Das weiß ich. Es fühlt sich nur nicht danach an." Erzählt er weiter und ich lasse es mir nicht nehmen, ihm wenigstens ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Ganz gleich, ob es ihm hilft oder nicht. „Mir hat es geholfen, es aufzuschreiben." Schlage ich vor und er mustert mich einen Moment neugierig, ehe das Thema gleich darauf als beendet erklärt ist, weil wir das Anwesen erreichen. Dankend nimmt Logan die Bücher an sich und wir staunen nicht schlecht, als er uns seine vorbereiteten Notizen präsentiert, wie auf dem Boden des Wohnzimmers verteilt sind. Er hat sich mal wieder selbst übertroffen. „Du hättest definitiv Kriminalpolizist werden müssen." Lachend schlägt er ein und ich überfliege seine Arbeit interessiert. „Ich habe gehört, er hat eine Zusage bekommen." Sagt Logan, als wäre es das Normalste der Welt über Zacharys Leben derart Bescheid zu wissen. Irritiert ziehe ich eine Augenbraue hoch und drehe mich zu ihm um. Beschwichtigend hebt er die Hände. „Du wolltest nicht in die Familiengruppe." Ich rolle mit den Augen. Da war ja was. Um genau zu sein die grandiose Idee von Milow einen Gruppenchat zu erstellen. Damit wir alle jederzeit auf dem Laufenden sind. Über wichtige Ereignisse unseres Lebens, wohlgemerkt. Der Einzige, der diesen Chat genau dafür nutzte war Milan. Er postete alle paar Monate mal Bilder aus seinem Urlaub oder machte die Geburt seines Kindes bekannt. Die anderen klopften bloß ständig blöde Sprüche oder schickten sich bescheuerte Videos hin und her. Milow natürlich ganz vorne dabei. Ich konnte gar nicht zählen, wie oft er vollkommen betrunken irgendwelche Videos oder Memos machte und uns schickte. Ich hielt es ganze vier Wochen aus. Dann verließ ich die Gruppe. „Wie alt seid ihr? Fünf?" Hake ich nach und Logan zuckt schmunzelnd mit den Schultern. „Milow hat jegliche Info über Zack vor mir und ich wohne mit ihm im selben Haus." Berichtet Ethan, von dessen Teilnahme in der Gruppe ich bisher nichts wusste. Vielleicht sind sie doch alle noch nicht so erwachsen, wie ich angenommen habe. „Man munkelt, er zieht nun bald aus?" Fragt Logan zögerlich als würde ich ihm an den Hals springen, wenn er seine Frage wie all die anderen formuliert. Interessiert mustern die Beiden mich. Überfordert mit dieser Situation stehe ich da und versuche mir eine geeignete Antwort zurechtzulegen. Komme aber über ein Stammeln einzelner Buchstaben nicht hinaus. „Du solltest eine Entscheidung treffen. Zeitnah." Mahnt Logan in einer Dringlichkeit, die ich von ihm nicht gewohnt bin. Auch, wenn er Recht hat. Es scheint mir fern, diese Entscheidung schon bald zu treffen. Ich meine, das Chaos um mich herum ist undurchsichtig genug. Wie soll ich mir ausgerechnet jetzt darüber Gedanken machen, was für uns alle das Richtige ist? Ich weiche seinem eindringlichen Blick aus. Gehe stattdessen weiter die Skizzen durch, die er mühsam angefertigt hat und lasse auch sein aufforderndes Räuspern im Nichts verlaufen.
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The Alpha And Me -Death Note-
LobisomemViele Jahre sind vergangen, seit Cash und Zachary das Rudel verlassen haben. Jeder Einzelne geht anders mit den Ereignissen der Vergangenheit um, was an dem einen oder anderen nicht spurlos vorbei geht. Vor allem nicht dann, wenn die Vergangenheit...