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Es dauert eine Weile, bis Joshua sich beruhigt hat und Ethan ihn nicht mehr, wie ein tobendes Kind festhalten muss. „Du weißt ja, wo du mich findest." Äfft er den Menschen nach, den er wohl am liebsten über den gesamten Planeten jagen wollen würde und wirft mir nur einen wütenden Blick zu. Seine minutenlangen Vorwürfe habe ich ignoriert und mich stattdessen in meinen Gedanken verrannt. Wovon spricht er und warum tut er sich all das hier an? Wenn ich mir bei etwas sicher sein kann, dann dabei, dass er mir nicht die ganze Wahrheit sagt. Doch ob es sich bei seinen Worten um eine Teilwahrheit oder eine blanke Lüge handelt, werde ich selbst herausfinden müssen. Und so stapfe ich gedankenverloren neben Ethan und Joshua her durch den Sand in Richtung Wohnhaus. Bayan verlässt gerade die Veranda als wir in Sichtweite sind und wirft uns nur einen kurzen Blick zu, ehe er zur Werkstatt marschiert. Seine Hasen zu versorgen ist unter den momentanen Umständen immerhin eine nach wie vor bestehende Aufgabe, die ihn etwas abzulenken versucht. Jayden lehnt an der Veranda und widmet sich den noch immer tobenden Joshua, sodass ich mich mit Ethan ins Büro zurückziehen kann. „Er hat vom Death Note gesprochen. Davon habe ich in einem der Bücher im Mountain Anwesen gelesen. Allerdings stand dort geschrieben, dass es nur von Zwillingen genutzt werden kann. Wendet sich einer der beiden davon ab, ist es nutzlos." Fragend beobachtet er mich dabei, wie ich die Bücherregale abgehe. Die Suche nach eben genau diesem Buch verläuft jedoch im Sande und so wende ich mich wieder Ethan zu, der noch weniger von dieser Legende versteht als ich. „Ich weiß nicht genau, wie es funktioniert. Nur, dass sie es mit ihrem Blut beschriften müssen und es nur zu zerstören ist, wenn beide es gemeinsam verbrennen." Erkläre ich ihm mühsam, während die einzelnen Puzzleteile sich zusammenzufügen versuchen. „Es ist eine weitere Verlockung, sich ihrer Bestimmung zuzuwenden oder sich davon zu lösen." Ethan nickt nachdenklich. „Also glaubst du, sie haben es bei sich und wollen Bayan entweder dazu bringen, es zu nutzen oder es für immer unbrauchbar zu machen?" Ich nicke ernst. Gänsehaut fährt meinen Körper hinauf. „Sie müssen bleiben. Beide. Haben wir die Gefahr unter unserem Dach können wir sie in Schach halten. Wenn wir sie fortschicken, haben wir keinerlei Einfluss mehr darauf, was mit diesem Buch passiert." Wieder nicke ich. Er fährt sich mit der Hand durch die Haare und seufzt. Verunsicherung spiegelt sich in seiner Mimik und ich fühle mich nicht wohler als er in dieser Situation. Es ist, als habe ich nie eine Wahl gehabt. Als hätte Zachary sie mir einfach genommen. „Joshua und Jayden sollten wir außenvor lassen. Wir dürfen nicht riskieren, dass sie darüber sprechen, bevor wir wissen, womit wir es zu tun haben und wie gefährlich es tatsächlich ist." Stellt er meinen Gedanken in den Raum und ich stimme ihm ohne Einwände zu. So schwer es mir auch fällt, sie sind derzeit nicht Herr ihrer Sinne und würden uns, ohne weiter darüber nachzudenken ins Unglück stürzen. „Ich werde ihnen meine Entscheidung verkünden." Gerade als ich selbstbewusst aus der Tür schreiten will, hält Ethan mich fest. Eindringlich sieht er mich an und es ist das erste Mal, dass ich in seinen Augen Zweifel an meinen Entscheidungen erkenne. „Was, wenn er lügt? Wenn es nichts weiter als eine Legende ist." Ich hole tief Luft. Ein Stich ziert mein Herz. „Dann werden sie Unheil über uns bringen." Ich stapfe aus dem Raum noch bevor Ethan etwas erwidern kann und rufe das Rudel zusammen. Als ich den Entschluss verkündet habe stoße ich, wie bereits erwartet, auf weiteren Unmut. Allerdings hält sich dieser derart in knurrenden Grenzen, dass ich Jayden und Joshua skeptisch beobachte. Sie flüstern sich in einem knurrenden Unterton etwas zu, zucken mit den Schultern und schauen mich dann wieder an. Als habe ich etwas verkündet, das ihnen ohnehin egal ist. Vollkommen überrumpelt von dieser Ruhe fällt es mir schwer, sie im Moment darauf gehen zu lassen und ich schaue ihnen noch eine Weile hinterher, bis ich mich von ihnen lösen kann. Bayan versucht den Grund meiner Entscheidung in meinen Augen zu suchen, doch ich lächle ihn bloß zuversichtlich an. Auch, wenn mir nicht danach zumute ist. Ich fühle mich nicht wohl damit, dass Zachary und Cash unter meinem Dach leben. Vor allem nicht mit Joshua und Jayden, die mehr als deutlich zu verstehen gegeben haben, was sie davon halten und nun so tun, als wäre es völlig belanglos.

The Alpha And Me -Death Note-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt