7 | rebooking?

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HAZEL MORILLO

Einige Minuten lag ich einfach nur auf dem Boden und schwieg in die bedrückende Stille hinein. Jede Faser meines Körpers hoffte, dass dieses Video einfach nur ein dummer und unwitziger Streich war, und doch wusste ich innerlich, dass diese „Geste" alles andere war als nur ein Spaß war. Ich fühlte wie eine Welle an Hoffnung über mich hereinbrach und mein Verstand verzweifelt gegen die Realität ankämpfte. Ich seufzte. Alles, was ich wollte, war ein wenig Urlaub. Und womit musste ich mich gleich an meinem ersten Tag herumschlagen?

Mit einem krankhaften Verehrer, der wahrscheinlich aus der Irrenanstalt für attraktive Psychopathen geflohen ist...

Sollte ich einfach wieder zurück nach Nassau?

Kurz überlegte ich, lies meinen Gedanken dann aber wieder verblassen.

Ich hatte sicherlich nicht diesen kompletten Urlaub geplant, finanziert und organisiert, damit ich mir ihn mir gleich am Anfang versauen lasse, nur weil jemand denkt, er müsste mir unheimliche Geschenke machen. Bei dem Wort „Geschenk" ließ ich meinen Oberkörper wieder nach oben richten, damit ich den Stick greifen konnte. Kurze Zeit später landete er durch einen gekonnten Wurf meinerseits direkt in dem weißen Mülleimer in der anderen Ecke des Hotelzimmers. Somit erregte auch die große Fensterfront dahinter meine Aufmerksamkeit, beziehungsweise was man durch diese sehen konnte.

Schweren Herzens und mit frustrierter Stimmung rappelte ich mich auf und beobachtete für einige Sekunden, was draußen vor sich geht. Man konnte sehen wie einige Jugendliche sich gelassen um eine Bank tummelten und gemeinsam Gespräche führten. Weiter rechts erkannte ich eine Gruppe von kleinen Kindern, die kichernd Fangen spielten, und währenddessen nicht auf die Ermahnungen ihrer Eltern hörten, langsamer zu laufen.

Die Szene vor mir wirkte wie eine idyllische Oase der Normalität inmitten meines inneren Sturms. Es war schwer zu glauben, dass das Leben dort draußen so sorglos und unbeschwert weiterging, während ich manchmal innerlich ziemlich zu kämpfen hatte. Doch irgendwo in diesem Anblick fand ich auch Trost - die Unbeschwertheit der Jugendlichen und Kinder erinnerte mich ebenfalls auch an meine Kindheit, welche nicht gerade unschön war.

Ich hatte mich nie zu beschweren gebraucht.

Meine Eltern waren zwar nicht gerade die reichsten der Stadt, aber arm waren wir nun auch nicht. Ich war kurz und knapp zusammengefasst ein Mädchen des normalen Grades. Ich hatte nette Freunde, einige gute und auch mal schlechte Noten und sogar bereits das Hobby Designern. Ich machte zwar viel Scheiße und musste mir deshalb auch oft einige ernste Gespräche zuziehen, aber wenigstens konnte ich sagen, dass meine Kindheit lustig war.

Der „Spaß" hält sich, wie ich in den letzten Stunden erfahren durfte, bis heute noch.

Meine Gedanken an mein früheres Leben wurden unterbrochen, als ich plötzlich ein deutliches Klopfen an meiner Hoteltüre wahrnahm. Verwundert drehte ich mich von der Sicht auf die belebte Straße weg und begab mich auf den Weg zur Türe. So ungeschickt wie ich nun mal war, stolperte ich aus Versehen über meinen Koffer, den ich mitten im Raum abgestellt hatte. Gerade noch so konnte ich mich an meinem Bett abfangen, wobei ich ein wenig das blaue Kleid herunterzog.

Nichtsdestotrotz gewann ich den Kampf gegen mein nicht vorhandenes Gleichgewicht und stolperte zur Tür. Mit einem aufgesetzten Lächeln, um die entstandenen lauten Geräusche von gerade eben zu überspielen, öffnete ich diese und erkannte einen älteren Mann höflich vor meiner Tür stehen.

„Hallo?"

Anhand seiner Kleidung konnte ich einschätzen, dass er hier arbeitet und nun wohl irgendetwas von mir braucht. „Guten Abend Miss Morillo. Entschuldigen sie für die späte Störung, aber mir wurde gesagt, ich solle ihnen ausrichten, dass sie umgebucht worden sind. Ein gewisser Romeo Carimov hatte beantragt, sie auf eine der Suiten in den höheren Stöcken zu schicken. Außerdem übernimmt er, soweit ich weiß, alle Kosten." informierte man mich.

Hunting Maze (lovecall)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt