24 | Dinner

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ROMEO CARIMOV

"Alonso Cosento" Nerissos Stimme war ruhig, dunkel und bedrohlich, so viel anders als zuhause, wo er fröhlich durch die Gänge spazierte und Ausschau nach Einhörnern hielt. Mit seinen 25 Jahren war er immer noch ein Kleinkind im Inneren und Jemand, welcher seine Vergangenheit nicht loslassen kann. Nicht erwachsen werden kann.

So ist er.

Blaue Augen richteten sich auf uns und nahmen eine amüsierte Farbe an, während sie jedoch einen Schein von Respekt widerspiegelten. Ich verabscheute es, wenn Menschen sich in eine Position begaben, anderen überlegen wirken zu wollen, dabei aber selbst verunsichert und eingeschüchtert waren. Diese Mischung aus Scheinheiligkeit und Unsicherheit bröckelte an meiner Geduld, besonders wenn es sich um eine Person handelte, die ich nicht ausstehen konnte.

Womöglich tauchte diese leichte Furch dennoch oft unbewusst auf. "Die Carimov Brüder. Wie erfreut ich bin, die Ehre zu haben und gemeinsam mit euch den Abend zu genießen." ertönte Cosentos schleimige Stimme und brachte den Ekel in mir auf, währen sein Sarkastischer Unterton den Zorn erweckte.

Die verdunkelten Lichter des Restaurants brannten in meinen Augen wieder. Mein Blick wirkte ernst und wechselte zwischen Alonso und seinem Cousin Aarav, der mit stillem Ausdruck das Geschehen betrachtete. Ich wusste, dass er eine Person war, die so tat, als hätte er Ahnung von allem, während er in Wirklichkeit nur Alonsos Schatten war, der sich nicht traute ins Licht zu treten.

"Ebenso" gab ich, wohl bemerkt mit einem angeekelten Ausdruck, zurück. Zu viert saßen wir an einem runden Tisch in einer Ecke und spähten über die Spannung, welche Alonso nach ein oder zwei Minuten brach. "Wollen wir doch gleich einmal klarstellen, dass dieser Abend kurzgehalten werden sollte. Es gibt schließlich klare Tatsachen. Ihr wart diejenigen, die unsere Nutten entführt habt, ihr hattet es somit verdient Ware zu verlieren."

Er lachte leise, ein kehliges, abgehacktes Lachen, das in der düsteren Atmosphäre des Restaurants unnatürlich und fremd klang. "Das meinst du also, Cosento? Dass wir hier die Entführer und Verräter sind? Es gibt Videoaufnahmen, auf denen klar zu sehen ist, dass die Mädchen eigenständig in unseren Club gehen." stellte mein Bruder klar, während ich mich vorlehnte und die Augen verengte.

"Wisst ihr, was ich denke? Ich glaube, dass ihr uns ein paar schlechte Taten unterschieben wollt, da ihr es nicht wahrhaben wollt, dass eure Mädchen sich schlecht behandelt gefühlt haben. Zurecht. Und nun - versteckt ihr euch hinter dieser Tatsache wie erbärmliche Feiglinge, die Fehler begangen habe." sprach ich mit ruhiger, aber dennoch warnender Stimme und sah den Beiden Mafiosi in ihre Augen, die zunehmend Ärger verkörperten.

„Verstecken?" Alonso zog eine Augenbraue hoch und lachte spöttisch auf. „Pass lieber auf was du sagts, Carimov. Uns als Feiglinge zu bezeichnen ist sehr gewagt, findest du nicht auch?"

Während Alonso seine Stellung zu den Taten gut zu kontrollieren schien, konnte man Aarav jedoch deutlich ansehen, dass sich die Nervosität in ihm breitmachte.

Ein leises Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich nickte, während ich Aarav dabei zusah, wie er mit leicht zittriger Hand nach der Alkoholflasche griff. Ich hob meinen Kopf etwas.

„Willst du mir drohen?" Ich ließ den Satz mahnend in der Luft hängen, sah meinem Gegenüber dabei zu, wie er erregt aufatmete.

Er musterte mich aufmerksam, als wollte er meine Sachweiser ändern. Dann meinte sich sein Kopf nach links. "Hast du gehört Aarav? Uns wird unterstellt, Drohungen auszustellen." sagte Alonso mit einem spottenden Unterton und brachte seinen Cousin dazu, kurz zu zucken und fast das Alkohol auszuspucken, das sich in seinem Mund befand. Ertappt aussehend schluckte er es runter und starrte Alonso an, als hätte er ihn noch nie gesehen.

Nerisso brachte beide dazu, uns augenblicklich anzusehen, dank eines zügigen Schlags auf den Tisch. "Werd nicht schwachsinnig, Cosento, und achte darauf, richtig zu denken. Mein Bruder hat lediglich eine Frage gestellt, also sei gefälligst nicht gierig nach einem Fehler von uns. Denn diesen scheinst du wirklich eifrig zu suchen." Er stoppte kurz, sprach dann weiter.

"Du weißt genau, dass ihr die Nutten zu schlecht behandelt habt und dass ihr angesichts der geklauten Waffen schuldig seid. Steht gefälligst dazu!" Alonso und Aarav starrten Nerisso mit einem verhassten Blick an. „Ihr werdet uns die Waffen zurückgeben. Wenn nicht, dann-"

„Dann was?" Aarav sprach zum ersten Mal heute und schien seine Schüchternheit heruntergeschluckt zu haben. „Haben wir ein großes Problem," hörte ich mich sagen.

Aaravs Augen verengten sich. Sein Cousin schluckte schwer, seine Nervosität wich einem verzweifelten Mut, den ich nur allzu gut kannte. Es war der Mut derer, die nichts mehr zu verlieren haben. Doch genau dieser Mut machte ihn gefährlich.

"Dann haben wir wohl eines" nickend sprach er, seine Stimme jetzt fester, als ob er sich selbst überzeugen wollte. "Denn die Waffen werden wohl kaum zu euch zurückkehren. Zu solchen erbärmlichen Verrätern wie euch, Carrimov."

Aaravs Kopf schoss zu Alonso und seine Augen rissen sich panisch auf, doch es half nichts mehr. Die Worte waren gesagt und die Anspannung in diesem Raum wandelte sich zu Chaos. Nerisso stand hektisch auf und schmiss zwei der Weinflaschen um. „Wie hast du uns gerade genannt?"

Unser Gegenüber lachte. Fast herzhaft.

„Du hast es doch gehört." er stoppte kurz. „Erbärmlicher kleiner Junge."

Die Provokation in seiner Stimme war nun nicht mehr überhörbar. Sie schien die Wut zu wecken und selbst die letzten Tropfen des Weines, welcher noch in den umgekippten Flaschen war, verglühen zu lassen. Ich wusste, dass er nun versuchte, einen Streit auszulösen. Er musste Beleidigungen bekommen, die er gegen uns verwenden konnte, denn er hatte wenig, mit dem er etwas anfangen konnte. Er wusste, dass er falsch gelegen ist.

Und sein Plan ist mehr als nur schlau.

Ich stand ebenfalls auf, beachtete aber nur meinen Bruder, um ihn leise zuzuflüstern, dass wir gehen sollten, bevor die Situation Dinge verursacht, die wir uns nicht leisten sollten. Seine rechte Hand, die, wie ich nun sehen konnte, an seiner Waffe lag, zeigte noch einmal auf Alonso. „Denk nicht, dass du dir Alles erlauben kannst, ohne die Konsequenzen tragen zu müssen! Das wird ein Nachspiel haben..."

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Hunting Maze (lovecall)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt