12 | Beauty and the Beast

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HAZEL MORILLO

Das Theater pulsierte vor Leben, als meine Mutter und ich die mit einem roten Teppich überzogenen Stufen zu unserem Saal herunterschritten. Von überall her konnte man die verschiedensten Dinge hören. Gelächter kleiner Kinder, das Fluchen von mehreren alten Männern, Geschrei von jeden Ecken, Kommandierungen der Eltern, Klatschen und Applaudieren... alles war voller Lebendigkeit und Vielfältigkeit.

Die Lichter des Saals strahlten hell, während die Gelächter der Menschenmenge sich mit der im Hintergrund laufenden Musik vermischten, die aus den großen und prächtigen Lautsprechern drang.

Meine Aufmerksamkeit lenkte sich von der Umgebung ab, als plötzlich das Handy meiner Mutter begann zu klingeln und nicht aufhörte die kurze Vorfreude auf das Stück zu unterbrechen. Meine Mutter zückte genervt ihr Telefon aus ihrer Tasche und hielt es an ihr Ohr, nachdem sie den Anruf angenommen hatte.

Apropos Anruf.

Seitdem der kleine Unfall auf der Clubtoilette geschehen ist, versuchte ich so gut es ging, Nachrichten, statt Telefonate zu verschicken und am besten allen möglichen Unterhaltungen über Chats zu umgehen.

„Hazel, Liebes, es tut mir leid, aber ich muss sofort in die Tierarztpraxis. Eine Hündin wurde schwer verletzt aufgefunden und meine Kollegen brauchen dringend meine Hilfe - du weißt ja, wir haben momentan sehr viel Mangel an Mithelfern.", erklärte sie in hastigem Tonfall, während sie bereits eilend ihre dünne Jacke schloss.

Ich seufzte.

Leicht traurig nickte ich und wünschte ihr viel Glück bei was auch immer sie nun in der Praxis machen musste. Meine Mutter hielt viel von ihrem Job. Sie leitete eine Tier-Arzt-Praxis und es war eines der wichtigsten Dinge in ihrem Leben. Immer war sie mit Herz und Blut bei der Sache und konnte meistens mit einem Lächeln im Gesicht sagen, dass es dem Tier wieder gut ging.

Man merkte, wie sehr der Beruf ihr gut tat.

Allein gelassen und mit einem Gefühl der Leere in mir, beschloss ich dennoch, das Musical zu besuchen. Meine Augen wanderten zu dem großen roten Vorhang, der in etwa zehn Minuten aufgezogen und somit „Beauty and the Beast" eröffnet wird.

Als ich mich auf meinem Platz, relativ weit hinten nieder lies, hatte ich bereits ein ungemütliches Gefühl. Ich denke nicht, dass es an dem Stück lag oder der Tatsache, dass meine Mutter nun weg war... etwas anderes ließ mich nervös fühlen.

Die Gegend musternd dachte ich mir, wie unnötig meine Gedanken waren.

Alles war okay.

...Nein Nichts war okay!

Dieser Psychopath konnte es nicht lassen, seine dreckigen und ekligen Finger aus meinem Leben zu lassen! Jeden Moment loderte dieses Gefühl beobachtet zu werden in mir. Es macht mich verrückt und wenn ich nicht bald davon befreit werden würde, werde ich vermutlich tief fallen.

Ungewollt hatte ich mich angespannt und auch meinen Händen umschlossen stark die Handtasche, sodass man sie mir jetzt unmöglich entreißen hätte können. Ich nahm ein paar feste Atemzüge, um mich zu beruhigen und stellte letztendlich meine Tasche auf dem teppichüberzogenen Boden ab. Mein Rücken lehnte sich in den Sitz und für einen langen Augenblick schloss ich meine Augen.

Ich blendete die gesamte Umgebung aus.

Meine Gedanken umschlossen sich nur noch um ihn.

Hunting Maze (lovecall)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt