HAZEL MORILLO
Als ich das Theater verließ, hüllte die Nacht die verschlafenen Straßen Nassaus in ein sanftes Dunkel, während die Sterne am Himmel funkelten hingegen funkelten. Die Straßen waren still, abgesehen von dem leisen Wind, der durch die verwinkelten Gassen strich und gelegentlich ein paar Blätter aufwirbelte. Inmitten dieser stillen und friedlichen Atmosphäre könnte man kaum glauben, dass die Gedanken einer Person so unfassbar durcheinander und übertrieben sein können, wie meine.
Es war an der Zeit, die Spielwürfel selbst in die Hand zu nehmen und ihm zu zeigen, dass ich nicht nur einer seiner Marionetten war - wenn das überhaupt stimmte.
Denn das war die Frage.
Das Rätsel, ob ich für ihn nur ein vergänglicher Augenblick oder ein wahrhaftiger Engel war, nagte unaufhörlich an meinem Verstand. Die Unsicherheit fraß sich wie ein stummer Parasit durch meine Seele, und ich konnte nicht länger im Dunkeln tappen. War ich ihm wirklich wichtig? Und wenn ja - wie sehr und warum überhaupt.
Mein leises Schnaufen hallte durch die Flure des grellbelichteten Ganges, auf welchem man an einigen Ecken Ärzte sehen und kurze Anweisungen hören konnte. Das Krankenhaus, in dem ich mich befand, war zwar ziemlich zentral, jedoch schien um solch eine späte Uhrzeit nicht mehr viel loszusein.
Meine Augen schweifen zu dem Aufzug, der ein paar Schritte von mir entfernt, der neben der langgezogenen Rezeption stand. Ich setzte mein Körper daraufhin in die Richtung des Fahrstuhls und begann darüber nachzudenken, wie ich am besten meine verrückte Idee schildern könnte.
Als ich schließlich den dritten Stock des Krankenhauses, mein Ziel, erreichte, hielt ich Ausschau nach einer bestimmten Person - meiner Tante. Soulin war arbeitete hier als Ärztin bereits geschätzte fünf Jahre und war deswegen genau die Richtige Hilfe für meinen Plan.
Meine Augen fielen auf die Blondhaarige, junge Frau, die sich gerade mit einem weiterem Arzt unterhielt, während sie eine Art Klemmbrett aus Holz unter ihrem Arm hatte. Ein erleichtertes Lächeln zierte sich auf meine Lippen, da ich nicht gewusst hätte, was ich gemacht hätte, wenn sie nicht da gewesen wäre.
Nervös ging ich auf die kleine Schwester meines Vaters zu, während ich meine linke Hand aus der Jackentasche von mir nahm. Als die Blondine mich bemerkte, schlich sich augenblicklich ein erfreutes, aber gleichzeitig auch verwirrtes Lächeln auf ihre Lippen.
„Hazel! Was machst du denn noch so spät hier?"
Die Sanfte Stimme von Soulin klang mit einem leichten Echo bis zu mir herüber, woraufhin ich lächelnd leicht meine Arme ausbreitete.
„Na was wohl? Meine Lieblings-Tante besuchen..."
„Sehr lustig - und jetzt die Wahrheit."
Ich lachte noch ein mal kurz auf, bevor ich meine Mundwinkel wieder in eine gerade Position zog. Mein Atem ging schnell und mein Herz pulsierte ebenfalls deutlicher.
„Nun ja..., begann ich zögerlich. „Ich brauche deine Hilfe. Seit etwa einer Woche verfolgt mich ein Mann. Er beobachtet mich ständig, bricht in meine Zimmer ein und hinterlässt unheimliche Geschenke. Ein Stalker, sozusagen. Ich möchte endlich herausfinden, ob er es ernst meint oder ob ich nur ein Zeitvertreib für ihn bin... und dafür brauche ich dich."
Soulin hörte mir aufmerksam zu.
Sie wirkte ziemlich überfordert und überrascht, aber dennoch sah man, dass die Situation sie auch auf eine bestimmte Weise amüsierte.
„Meinst du das jetzt Ernst?"
Ich nickte.
„Natürlich. Sonst würde ich doch nicht um Mitternacht in einem Krankenhaus auftauchen." Sprach ich mit einem leicht übertriebenem Unterton und klopfte meiner Tante währenddessen auf die Schulter.
„Was machst du nur für Sachen... Aber was soll's - wie kann ich dir helfen?"
Ich war ebenfalls überrascht, dass sie die Sache so leicht auf sich nahm, denn schließlich hört man nicht jeden Tag eine Geschichte von seiner Nichts, die erzählt, wie ein Psycho eine einfache Studentin verfolgte und diese nun herausfinden möchte, ob sie es wert war.
„Ich bitte dich ihn anzurufen. Du erzählst, dass ich wohl viel zu sehr überfordert war und nicht auf meine Umgebung geachtet habe, sodass ich von einem Auto angefahren wurde und nun schwerverletzt im Krankenhaus liege. Da mein Handy Logischerweise dabei kaputt gegangen ist, wirst du sagen, dass Einzug und allein diese Visitenkarte vorzufinden war... Mehr musst du nicht tun."
Soulin schaute mich an, als wäre ich verrückt.
„Mehr nicht? Hazel, du weißt hoffentlich, dass das wirklich crazy ist."
Auch wenn Soulin ziemlich verunsichert war, konnte ich sehen, dass sie meine Entschlossenheit bemerkte und langsam anfing, die Ernsthaftigkeit der Situation zu erfassen. Ihre Stirn runzelte sich leicht, während sie über meine Bitte nachdachte.
„Okay", sagte sie schließlich und griff nach ihrem Handy, das in ihrer Kitteltasche steckte. „Ich hoffe wirklich, dass das alles gut geht."
„Ich danke dir!"
Leicht schmunzelnd schüttelte sie ihren Kopf, während sie mir die Visitenkarte abnahm und daraufhin die Nummer wählte, welche ich mit Kugelschreiber von meinem Handy auf das Kärtchen abgeschrieben habe.
Ich fühlte eine Mischung aus Angst und Erleichterung. Zwar hasste ich es, meine Zeit für Mister Carimov zu verschwenden, dennoch würde ich somit vielleicht endlich Ruhe finden können.
Nach ein paar langen Sekunden des Wartens hörte ich plötzlich seine Stimme am anderen Ende der Leitung, weshalb ich versuchte, das Telefonat auszublenden. Ich wollte seine Stimme nicht hören. Sie stellte nur ein weiteren Teil zu dem Fakt da, das Romeo existierte.
∗ ✾ ∗
ROMEO CARIMOVMein Herz stockte.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich auf das Display, während mein Puls sich mit jedem einzelnen Augenblick, in welchem ich an sie dachte, erhöhte. Das Geräusch, welches bedeutete, dass der Anruf beendet wurde, hörte sich an, als wäre es tief versunken.
„FUCK!"
Frustriert schmiss ich das Handy an die Wand des Theaterflures, in welchem ich immer noch stand, und setzte an, so schnell wie möglich, das Krankenhaus zu erreichen.
Was auch immer Hazel getan hat, dass ich nun so verrückt nach ihr bin - es war verdammt nicht gut. Es verschaffte mir große Schwäche und vor allem nagte es an meinem Selbstvertrauen.
Seit wann kümmerte es mich, wie es Blondinen ging?
Als ich das zentrale und beleuchtete Gebäude mit meinem Auto erreicht hatte, verschwendete ich keine einzige Sekunde damit, in das Krankenhaus zu gelangen. Mein Atem, sowie auch meine Erwartungen und Hoffnungen steigerten sich.
„HAZEL CARIMOV!? WO VERDAMMT IST SIE!?"
Während meine laute und aufgebrachte Stimme durch die Gänge der Empfangs-Etage hallte, suchten meine Augen jeden einzelnen Winkel nach Hazel ab. Als sie bei einer blonden Frau, die gerade auf mich zukam, hängen bleiben, hielt auch ich in meiner Bewegung inne.
„Sir. Sie müssen sich beruhigen."
Mit einem fassungslosem Blick schaute ich sie an
„Beruhigen? BERUHIGEN? Mir wurde gerade gesagt, dass meine... Ehefrau von einem Auto angefahren wurde und sie wollen mir vorschlagen, dass ich mich abregen soll!?"
Die Blondine nickte sanft und seufzte.
„Kommen sie"
Nach ein paar Minuten, in denen sie mich durch das halbe Krankenhaus geführt hatte, hielt die Ärztin vor einem Zimmer am Ende des Flurs und deutete mit ihrem Kopf in den Raum, woraufhin ich mit rasenden Gefühlen das Zimmer betrat.
Was ich jedoch daraufhin sah - schockierte mich.
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Ein etwas kürzeres Kapitel...
Hoffe es hat euch trotzdem gefallen
Xoxo
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Hunting Maze (lovecall)
Romance„Ich hasse dich!" „Hasst du mich? Oder hasst du die Tatsache, dass du mich liebst?" -- Als die 21 jährige Hazel ihr Design Studium abbricht und eine Auszeit in Dubai nehmen will, hatte sie nicht erwartet, dass ihr Plan, ihren Exfreund zu vergessen...