26 | the end of the beginning

864 53 16
                                    

HAZEL MORILLO

Der pulsierende Bass, welcher heftig die Atmosphäre zerschmetterte, ließ das Innere meines Körpers vibrieren und verstärkte gleichzeitig den Puls meines Herzes. Ich konnte spüren, wie die dicke Luft durch meine Lungen jagte, während die Wellen von verschiedenen Düften sich zu erkennnen gaben.

Der leichte Wind strich sanft durch mein dünnes, kurzes Kleid, das in seinem goldschimmernden Ton die Diskolichter reflektierte und in einem Meer aus Farben verschwand, während mein dezender Schmuck, ebenfalls von Gold umwickelt, jedoch um einiges mehr Aufmerksamkeit erregen würde.

Mir entglitt ein Seufzen.

Die Nachricht meiner Mutter von der Scheidung lastete mehr auf mir und es sollte und würde vermutlich nicht durch einen Club-Besuch verschwinden, doch es war mit Abstand sinnvoller, als Zuhause - alleine und betrübt - herumzustitzen, während selbst meine Mutter es schaffte, mit Liddie und Soulin Essen zu gehen.

Meine Augen wanderten durch die lebhafte Umgebung und passten sich dem Licht an.

Da es Heute Nacht mein Ziel war, alles und jeden zu vergessen, sollte ich damit anfangen, einen Drink zu nehmen. Mein Blick richtete sich zur Bar. Durch mein Gehirn sickerten Erinnerung und Déjà vus. Vor etwa zwanzig Tagen war ich in der selben Situation gefangen. Ich wollte vergessen. Und stattdessen - wurde mir nur noch mehr Übel aufgetragen.

Obwohl ich mittlerweile nicht mehr wusste, ob ich die Begegnung mit Romeo als ein Fehler bezeichnen konnte.

So fühlte es sich nicht an.

Ganz im Gegenteil.

Immer wenn ich bei ihm war, konnte mein Herz in eine Dunkelheit tauchen, die mich wichtig und besonders fühlen ließ. Sie sagte mir, ich hätte die Aufmerksamkeit verdient und sollte sie genießen... Ich fühlte mich - wie als wäre ich das einzige Licht in Romeos Dunkelheit.

∗ ✾ ∗

Eine halbe Stunde später fand ich mich auf der Tanzfläche wieder, völlig überwältigt von der Magie des Augenblicks. Die Lichter über mir funkelten wie Sterne, die im Takt der Musik pulsierend leuchteten, während meine Füße sich fast wie von selbst bewegten und meine Hüften sich wie sanfte Wellen im Meer wogen, als ob die Musik in mir lebendig geworden wäre. Die Rhythmen und Klänge, die mich umgaben, lösten die Spannung in meinem Körper und ließen mich alles vergessen, was mich zuvor belastet hatte.

Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte ich tatsächlich loslassen. Die Sorgen über die bevorstehende Scheidung meiner Eltern, das mysteriöse Verschwinden von Lio und Romeo und die quälende Erinnerung daran, betrogen und gestalkt worden zu sein. Alles verblasste allmählich. Es war, als ob jede Note der Musik ein Stück dieser Last von meinen Schultern nahm und mich in eine Welt entführte, in der Schmerz und Angst keine Bedeutung mehr hatten.

Sowie diese Enttäuschung, welche in mir loderte.

Gott, es fühlte sich so gut an, sich keine Sorgen machen zu müssen.

Einfach nur im Schatten der Scheinwerfer ich zu sein und das verdreckte Blut in mir, von mich zu tanzen. Plötzlich jedoch stoppte ich abrupt. Eine Stimme drang durch den Lärm, eine Stimme, die mir seltsam vertraut vorkam. „Hazel!" Der Klang meines Namens ließ mich umdrehen. Meine Augen trafen auf ein Paar leuchtend grüne, die mich mit einer Mischung aus Überraschung und Freude ansahen. Mein Herz machte einen kleinen Sprung und ein unwillkürliches Lächeln begann sich auf meinen Lippen zu formen, während ich die Brünette erkannte, die mir da entgegenlächelte.

„Marya", flüsterte ich, fast ungläubig. Sie war mit mir auf dem College gewesen, wo wir eine enge Freundschaft entwickelt haben, die auch durch die Distanz und die Zeit, die seit meinem Abschied vergangen war, nicht verblasst war.

„Was machst du hier in Nassau?" fragte ich lachend, während ich sie sanft aus der tanzenden Menge herauszog. Die lauten Beats der Musik verblassten etwas, als wir einen ruhigeren Platz am Rande der Tanzfläche erreichten.

„Nun ja," begann sie mit einem schelmischen Lächeln, „mein Cousin ist für ein paar Tage in die Stadt geflogen, und da ich gerade Semesterferien habe, hat er mich eingeladen, mitzukommen." Ihre Stimme trug den Klang von Alkohol, der sich jedoch noch in Grenzen hielt und den Verstand nicht beeinflusste. „Das ist wirklich - ein großartiger Zufall" sagte ich, bevor Marya mit ihrem Kopf der Bar zunickte. „Hast du Lust-"

Ein ohrenbetäubendes Knallen unterbrach sie.

Unterbrach alles und jeden in diesem Ort.

Er zerschmetterte die Musik, ließ Gläser und Becher zu Boden fallen, zwang bereits mehrere Menschen zu Boden und für einen Moment schien es mich glauben zu lassen, ich würde sterben. Die Lichter, die eben noch wie ein schimmerndes Meer über uns getanzt hatten, flackerten und erloschen fast, während das Gewicht der Situation mich wie ein Schlag in die Magengrube fasste.

Instinktiv duckte ich mich, während eine Welle kalter Panik und Angst durch meinen Körper schoss.

Schreie. Menschen, die in alle Richtungen stürmten, schubsten, drängelten und Schüsse - so verdammt viele Schüsse, die die Atmosphäre in einen Krieg eintauchen ließen. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, während meine Augen nach Marya suchte, die vermutlich in der Panik der Menge verschwunden war. Mein Atem ging stoßweise, jeder Zug schien schwerer als Der zuvor. Es war, als ob die Luft um mich herum sich in ein dickes, undurchdringliches Tuch aus Gewalt und Furcht verwandelt hätte, das mich zu ersticken drohte. Ich spürte, wie kalter Schweiß meinen Rücken hinunterlief, während mein Blick über die tobende Menge huschte.

Eine Hand griff nach meinem Arm, fest und dringend. Ich zuckte zusammen, doch als ich aufsah, blickte ich in Maryas weit aufgerissene Augen. „Wir müssen hier raus!" schrie sie gegen den Lärm an, ihre Stimme zitterte vor Angst. Ich nickte nur, unfähig, Worte zu finden.

Gemeinsam versuchten wir den Ausgang zu finden, die Menschenmassen um uns herum zu überwinden, den Schmerz zu verhindern, der uns womöglich jeden Moment zu Boden bringen könnte und diese schreckliche Todesangst auszublenden, die mich innerlich zerfraß.

Wir waren fast da, nur noch wenige Meter trennten uns von der Freiheit, als ich spürte, wie Maryas Griff plötzlich lockerer wurde. Ich drehte mich hastig um und sah sie taumeln, ihre Augen weit aufgerissen vor Schmerz. „Nein!" schrie ich, aber mein Schrei ging im Chaos unter.

Sie sank zu Boden, ihre Hand entglitt meiner, und ich konnte nur hilflos zusehen, wie die Funken von Leben aus ihren Augen verwanden. Eine weitere krampfartige Welle kämpfte sich durch meinen Körper. Es fülte sich so an, als würde ich ersticken. Trauer, Enttäuschung, Entsetzen und Angst spiegelte sich in meinen Augen wieder, als ich zusehen musste, wie sich das Grün in ihren Augen schloss.

Ein weiterer Schrei.

Er war so laut und schmerzerfüllt. Ich wollte zu dieser von Leid getränkten Person rennen, sie in den Arm nehmen und fragen was los war, doch ich konnte nicht. Ich selber war es, die gerade eben ein Teil verloren hatte und sich zugleich in einem Meer aus Tod befand.

Ich flüsterte, wusste nicht was.

Meine Beine hatten keine Kraft mehr und ich war kurz davor zu Boden zu sinken, als plötzlich zwei starke Arme um mich griffen und ich in tief schwarze Augen sah. Es war zu viel. Meine Psyche konnte nicht mehr verarbeiten was geschah und selbst wenn das Meer gerade überfloss, verdunstete es für mich.

Ebenso mein Herz.

„Es ist okay. Du bist jetzt in Sicherheit mein Engel."

—————
Ich weiß das Kapitel ist nicht perfekt geworden und ich weiß es hat viele Fehler, aber trotzdem konnte ich nicht mehr warten, endlich wieder ein Kapitel hochzuladen <3

Wie fandet ihr es?

Hunting Maze (lovecall)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt