17 | under the moonlight

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HAZEL MORILLO

Meine Hände krallten sich fest in das weiße Bettlaken von mir hinein, während ich stöhnend versuchte, mein Atem unter Kontrolle zu halten und die Erregung, welche von mir ausging, so gut wie möglich in Schach zu halten, um nicht sofort - zu explodieren.

Romeos rechte Hand schob sich zügig durch meine Haare, während er keuchend überragte und mit einem schnellen, festen Rhythmus seinen linken Zeige- und Mittelfinger in mich stieß. Sein Tempo wechselte er in Sekundentakt, weswegen ich erregt meine Augen nach hinten drehte.

Ich fühlte mich wie als wäre ich im Himmel.

Kleinste Partikel von Feuer und Lust glühten in mir, während mein ganzer Körper von Strom bedeckt war und nur darauf wartete, erlöst zu werden und die Leidenschaft, die in diesem Moment unsere Seelen vereinte, zu spüren.

Ohne Vorwarnung zog Romeo seine Finger plötzlich heraus rammt stattdessen mit Wucht seinen großen und steifen Schwanz tief in mich. Ihm entlöste sich ein tiefes Stöhnen, bevor er seinen Kopf nun ebenfalls stöhnend in seinen Nacken legte.

„Fuck! Du machst das so gut, Angel."

∗ ✾ ∗

Ich schnappte tief nach Luft.

Mein Körper stand einzig und allein unter Schock, während die Gefühle, welche in mir tobten und einzelne Schläge nach außen verlagerten, nicht zu bändigen waren. Ein unfassbar krampfartiges Adrenalin ließ mich unkontrolliert atmen und die impulsive Kraft, welche gerade von mir ausging, setzte mich aufrecht auf mein Bett, das bereits einige Schweißtropfen meinerseits abbekommen hatte.

Meine Kraft war verschwunden und das Einzige, was ich in diesem Augenblick machen konnte, war nur frustriert, aber dennoch leise, aufzufluchen und mein Gesicht für einen kurzen Moment in meine Hände fallen zu lassen, um den Traum in einer Dunkelheit zu verarbeiten. Das durfte alles nicht wahr sein! Selbst in meinen Gedanken konnte ich nicht aussprechen, wie übel es gerade zugegangen war.

Immer mehr verspürte ich, wie die Luft meines Zimmers mir die Kehle zuschnürte und mir das Gefühl verlieh, gleich zu ersticken. Die Rosen, welche ich gestern Abend, dank meiner Mutter noch mit in mein Zimmer nehmen musste, wurden von mir in den Blick genommen und mit zusammengekniffenen Augen betrachtet. Der Mondschein, welcher den Raum ein wenig in Licht eintauchte, ließ die Rosen so aussehen, als würden sie glitzern und strahlen - das Rot fast schon so glänzend wie Blut.

Ich schüttelte heftig meinen Kopf und nahm dann all meine Energie zusammen, um mit zittrigen Beinen zu meinem Kleiderschrank zu laufen und mir eine dünne Stoffhose mitsamt einem T-Shirt und einem Mantel zu nehmen, um dies über meine Unterwäsche, die einzigen Kleidungsstücke bei meinem Schlaf, anzuziehen.

Zwei Minuten später, nachdem ich mir noch mein Handy geholt und Schuhe angezogen habe, stand ich vor unserer Haustür und atmete die frische und guttuende Nachtluft ein, welche mich wehend umhüllt hatte. Der leichte, sanfte Wind blies mir ein wenig das Chaos aus meinem Kopf heraus und verschaffte mir mehr Freiraum, die letzten Tage zu verarbeiten.

Meine Beine bewegten sich langsam und mit jedem weiteren Schritt, spürte ich, wie langsam meine Schwäche durch diesen überaus unsinnigen Traum zurücktrat.

Sekunde für Sekunde, in denen die Nacht mir Ruhe gönnte, wurden meine durcheinander-geratenen Gedanken von dem Rauschen der Wellen mitgeschwemmt und verblassten schließlich an dem beleuchteten Horizont, der sich unendlich in die Länge zog. Das Wasser unter mir klatschte mit einem beruhigenden Geräusch an den hölzernen Stelzen des Steges auf und verursachten somit, dass hin und wieder vereinzelnde Tropfen durch die Schlitze des Steges drangen.

Ich konnte hören, wie das feste Aufkommen meiner Schuhe auf dem Grund ein Knarzen verursachte, was mir somit deutlich machte, dass meine Präsenz noch Auswirkungen auf die Umgebung hatte und nicht nur - in den Tiefen der Dunkelheit verschwand.

Mir verlieh es ein Gefühl der Stabilität.

Als ich das Ende des Stegs erreicht hatte, blieb ich für einen kurzen, schweigenden Moment stehen und ließ meinen Blick über das schimmernde Meer und über den lichtgebenden Leuchtturm schweifen, bis ich mich schlussendlich hinsetzte, sodass meine Beine herunterhingen und fast das Wasser berührten.

Ich dachte über alles nach - ich dachte über ihn, Romeo nach.

Ich wusste nicht wieso, doch ich konnte nicht leugnen, dass seit dem Zwischenfall im Krankenhaus - als sich offenbrathatte, dass ich ihm wirklich wichtig war - etwas in mir aufgebaut hatte. Denn immer, wenn ich ihn sah, auch nur an ihn dachte, spürte ich ein kleines Kribbeln.

Was dieses Kribbeln jedoch bedeutete, stand offen.

Noch eine Weile saß ich einfach nur stumm da, lauschte den Wellen und sah zu, wie die Sonne allmählich hinter dem dünnen Strich von Horizont zu Vorschein kam. Langsam stand ich auf und streckte mich aus, als ob ich die Last der vergangenen Tage von meinen Schultern abschütteln wollte.

Als ich nach etwa zwanzig Minuten wieder bei mir zuhauseangekommen war, versuchte ich so leise wie möglich in mein Zimmer zu gelangen und daraufhin mich auf die Bettkante niederzulassen - mit dem Blick auf den Rosen.

Nachdenklich betrachtete ich die Blumen und stellte mir vor, wie Romeo sie extra für mich ausgesucht gekauft hatte. Es war verrückt.

Viel zu verrückt, um überhaupt war zu sein.

Gerade wollte ich vorsichtig auf die Vase zugehen, als mich der Klingelton meines Handys in meinem beigen Mantel dazu brachte, meinen Blick von den Rosen abzuwenden und meine Aufmerksamkeit dafür, dem eingehenden Anruf zu schenken, welcher soeben die Stille durchbrochen hatte.

Nachdem, ich mein Handy in dem Handy hatte, fiel mein Blick augenblicklich auf das Display und verursachte somit, dass ich verwirrt meine Augen zusammenkniff. Vivienne, stand klar und deutlich dort. Ich hatte seit vermutlich drei Monaten nicht mehr von ihr gehört. Sie war die große Schwester von Lio.

Was um alles in der Welt brachte sie Samstagmorgens dazu, mich anzurufen?

Irritiert nahm ich das Telefonat an und hielt mir mein Handy an mein Ohr, bevor ich ein kurzes „Vivienne?" in den Hörer sprach. Der Raum versank kurz in Stille - und ich genoss es - bis eine besorgte Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören war. „Hazel! Gut, dass du dran bist! Ich...also es geht um Lio und..." sie atmete kurz tief durch, wie ich hören konnte.

„Er wollte gestern Abend, etwa gegen Mitternacht, noch zur Tankstelle und etwas Alkohol holen. Seitdem ist er aber nicht mehr zurückgekommen. Ich weiß, dass du keinen Kontakt mehr zu ihm haben möchtest, aber vielleicht ist er ja irgendwie bei dir aufgetaucht? Weißt du, wo er ist?"

Ich war etwas überfordert und mehrere kleine Falten bildeten sich auf meiner Stirn, während ich mich aufrichtete und ruhig in das Telefon sprach. „Nein, tut mir leid. Er ist nicht bei mir und ich habe auch nichts mehr von ihm gehört seit... nun ja, seit wir eben keinen Kontakt mehr haben. Ich hoffe er taucht wieder auf." meine Worte verschnellerten sich immer mehr und ich wusste nicht einmal, ob Vivienne den letzten Satz noch hören konnte, so abrupt hatte ich aufgelegt.

Um so mehr Momente mit ihm zu tun haben, um so übler wurde mir.

Es war zwar ziemlich unhöflich von mir, den Anruf einfach soo zu beenden, zumal Vivienne überhaupt nichts für sein Betrug konnte, doch sie war immer noch seine große Schwester - und erinnerte mich an Lio.

Für einige Minuten hielt ich einfach nur meine momentane Position und ließ die letzten Stunden kurz über mich hinweg sickern, um einen klaren Kopf zu bekommen. Dann begab ich mich, Lio entfernt aus meinen Gedanken, zu der Vase und nahm eine der Rosen in meine Hand, mit Bedacht auf die Dornen.

Die Dornen, welche genauso gut, den Schmerz der Leidenschaft und Liebe symbolisieren könnten. Bei den Worten Leidenschaft und Liebe wurde ich kurz in diesen Traum zurückgezogen - mit Romeo. Doch es stimmte. Diese Rosen waren nichts anderes als ein Ebenbild der Liebe.

Wunderschön und doch schmerzhaft, wenn man die Dornen nicht beachtete.

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Was wohl mit Lio passiert ist?
Bestimmt nicht schlimmes...

Wie fandet ihr das Kapitel?
⭐️

Hunting Maze (lovecall)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt