-𝐒𝐨𝐥𝐞𝐢𝐥-
Ich saß in meinem Büro und trank meine dritte Tasse Kaffee. Obwohl es erst 9:30 Uhr war, durchströmte das Koffein bereits meine Adern. Die Nacht war erneut von Schlaflosigkeit geprägt gewesen, und kein Auge hatte sich geschlossen. Luna hatte meine ruhelose Nacht bemerkt und mich darauf angesprochen, ob alles in Ordnung sei. Auch wenn ich sie erst seit gestern kannte, konnte ich bereits sagen, dass sie ein guter Mensch war. Ich schätzte gute Menschen. Denn davon brauche ich einige in meinem Umfeld.
Ich stand auf, um mir in der Küche eine Flasche Wasser zu holen, als Gent mir entgegenkam. Sein Gesichtsausdruck verriet Wut, als ob er jeden Moment explodieren könnte. Er lief direkt auf mich zu, doch dann realisiere ich, dass er mich gar nicht beachtete. Als er schweigend an mir vorbeiging, drehte ich mich in seine Richtung. Was war das denn?
Nachdem ich mir eine Flasche geholt hatte, kehrte ich in mein Büro zurück. Luna sah mich an, als hätte sie einen Geist gesehen. "Hey, ist alles in Ordnung?" fragte ich sie besorgt. "Du kannst froh sein, dass du gerade nicht hier warst", erklärte sie, und es schien, als würde sie jetzt erst wieder normal atmen. "Was ist passiert?" Luna stand auf und kam zu mir. "Der Chef ist gerade durch alle Büros gestürmt und hat jeden zur Sau gemacht. Er hat anscheinend angefangen die Sachen von uns für das Schlossprojekt zu lesen und meinte, dass es eine Beleidigung für den Immobilienmakler-Beruf sei, so etwas zu verfassen." "Hat er dich auch angeschrien?" hakte ich nach. "Nein, er kam rein und hat nach dir gefragt", antwortete sie. "Aber das ergibt keinen Sinn, er ist doch gerade an mir vorbeigelaufen. Er müsste mich gesehen haben", sagte ich verwirrt. "Vertrau mir, wenn der Chef einmal auf 180 ist, dann ist alles möglich"
Die Vorstellung, dass Gent eine ungezügelte Wut in sich trug, machte mich unendlich traurig. Denn diesen Gent kannte ich nicht. Dieser Gent existierte doch nie. Er war immer lebensfroh, glücklich und stets am Lachen. Wut schien ihm fremd zu sein, denn er meinte immer, wieso die kostbaren Momente mit Wut verschwenden.
Gerade als wir wieder an die Arbeit gehen wollten, betrat ein unsicher wirkender Mann das Büro. "Soleil?" fragte er zögerlich. "Ja?"
"Der Chef will dich sprechen. Sofort" Mit diesen Worten verließ er sofort das Büro. Luna und ich tauschten verwunderte Blicke aus und ich stand auf, um zu Gents Büro zu gehen.Ich stand vor seiner Tür, atmete kurz durch und klopfte zwei Mal. Nach kurzem Warten betrat ich sein Büro. Gents Blick war auf seinen PC fokussiert. Er hob nicht einmal den Blick, als er mich ansprach. "Setz dich", sagte er ruhig aber bestimmt. Seine Aufforderung lies mich sofort das tun, was er mir sagte. Gehorsam nahm ich Platz. Für einige Sekunden herrschte Totenstille, bevor Gent endlich seinen Blick auf mich richtete. "Du hast noch nichts für das Schlossprojekt abgegeben", sagte er mit einem festen Ton.
"Du hast uns keine Frist genannt", erwiderte ich etwas genervt. Gents Miene verfinsterte sich. "Wenn ich eine Aufgabe erteile, muss sie sofort erledigt werden", fuhr er wütend fort. Ich blickte ihn schockiert an. Wer war dieser Mann vor mir? Das war definitiv nicht Gentian. "Entschuldigen Sie, Mr. Orlando, ich werde mich sofort daran setzen", sagte ich und betonte seinen Namen extra, als ich aufstehen und gehen wollte.
"Ich habe nicht gesagt, dass du gehen darfst", stoppte er mich plötzlich. Ich drehte mich wieder um. "Setzen. Sofort." Ohne zu widersprechen, nahm ich wieder Platz. Gent musterte mich eine Weile und sagte nichts.
"Miss Roux, ich erwarte von meinen Mitarbeitern, dass sie sich voll und ganz für ihre Aufgaben engagieren."
Ich nickte und versuchte, meine Unsicherheit zu verbergen. "Ich verstehe, Mr. Orlando. Es tut mir leid, wenn ich Ihre Erwartungen bisher nicht erfüllt habe."
Sein Blick wurde weicher. Der alte Gent blitzte wieder hervor, während ich in seine Augen sah. "Meine Frau hat dir gedroht" sagte er überraschend ruhig. Er muss wohl mitbekommen haben, dass sie mir geschrieben hat. Ich schluckte kurz, bevor ich zur Bestätigung nickte. "Ich hoffe, dass sie dich damit nicht eingeschüchtert hat" fügte er hinzu. "Niemals" verteidigte ich mich. Ein leichtes Lächeln zierte Gentians Gesicht. Warum lächelte er? Am liebsten würde ich ihm gerade eine reinhauen. Allein, dass er so dreist seine Frau erwähnt.
Aber ich lies mich nicht von ihm provozieren. Ich wollte den Spieß ein wenig umdrehen.
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If It's Meant To Be
RomanceSoleil und Gentian waren Kinder, als sie sich verliebten. Doch durch unerwartete Umstände wurden sie getrennt. Als Soleil und Gentian sich nach vielen Jahren wiedertreffen, flammt die vergessene Leidenschaft zwischen ihnen auf, doch die Schatten ih...