6/Schwesternurlaub

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Valeria

„Vielleicht ist es auch Wincent Weiß. Die Ähnlichkeit ist definitiv da und privat sehen die Promis ja auch immer etwas anders aus, wenn die ganze Schminke fehlt und so...", mutmaßt Sienna. Dumpf dringt ihre Stimme durch die geschlossene Badezimmertüre, in das sie sich seit fünf Minuten eingeschlossen hat. Anfangs hatten wir noch zusammen auf das Testergebnis gewartet, bis sie mich nach zehn Minuten nervös verscheucht hat.

„Der ist zwar berühmt und wenn ich es mir genau überlege auch ziemlich schnuckelig, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Paparazzi stundenlang in der Hitze ausharren würden, nur um ihn zu sehen. Da muss er schon ziemlich was ausgefressen haben..."

„Du hast gesagt, dass du ihn schnuckelig findest. Warum habe ich das nicht aufgenommen?" Ich höre das Grinsen in der Stimme meiner Schwester. „Hab ich es doch gewusst!"

„Ich habe gesagt, dass ich Wincent Weiß ziemlich schnuckelig finde", stöhne ich. „Aber ist auch egal, Süße. Du hörst doch sowieso immer nur das, was du willst."

„Ganz genau...Du findest diesen Vincent heiß, weil du auch Wincent heiß findest. Verstehst du was ich meine?"

„Nein..."

„Ist auch egal."

Mein Körper reagiert sofort auf ihre Worte und alleine der Gedanke an den Fremden und seine blauen Augen löst ein Gefühl in mir aus, das meine Beine und alles an mir so... zittrig macht.

Was für ein Verräter!

„Lässt du mich jetzt wieder rein? Die fünfzehn Minuten sind doch um", lenke ich ab. Ich will diese Gefühle nicht spüren. Das passt mir so gar nicht in den Kram. Vielleicht sollten Sienna und ich den Urlaub einfach wieder abbrechen. Die Senioren und allen voran Toni, würden sich sicherlich freuen, wenn ich wieder frühzeitig mit der Arbeit beginne. 

Auf der anderen Seite...

„Irgendwie habe ich Angst, Süße", meint Sienna, als ich mich zu ihr auf den Rand der Badewanne setze. „Wenn ich wirklich schwanger bin, dann ändert sich doch alles. Hoffentlich bleibt Philip dann bei mir. Und was ist, wenn er das Kind überhaupt nicht will? Vielleicht ist er ja überhaupt noch nicht bereit ein Papa zu sein? Oh Valeria... Kannst du zuerst schauen?"

Ich kann meinen Zwilling so gut verstehen. Vor etwas mehr als einem Jahr war ich in der selben Situation und dankbar, als der Test nur einen Strich zeigte. Mit Björn ein Kind zu bekommen war für mich damals keine Option. Aber bei Sienna ist das anders. Sie und Philip sind seit mehr als drei Jahren ein Team und dank den beiden habe ich den Glauben an die wahre Liebe noch nicht gänzlich verloren.

Obwohl ich mir sicher bin, dass ich ihr nie begegnen werde!

Diese blaue Augen hin oder her...

„Was ist es?", fragt Sienna hibbelig, während meine braunen Augen auf das Teststäbchen in meiner Hand starren. „Du hast diesen Blick drauf, Valeria. Hast du vergessen, dass ich dein Zwilling bin? Mir kannst du nichts vormachen, geschweige den verheimlichen und dieser Ausdruck auf deinem Gesicht... Es sind zwei Striche, habe ich recht? Oh Gott... Ich glaube ich sterbe. Das muss ich gleich Philip erzählen... Obwohl nein. Ich kann ihm doch nicht am Telefon sagen, dass er Papa wird. Das wäre genauso grausam, wie über diesen Weg Schluss zu machen. Aber ich muss es ihm doch sagen. Ich kann diese Neuigkeit doch keine drei Wochen für mich behalten..."

„Komm mal runter, Süße". Längst hat Sienna mir den Test aus den Händen gerissen und starrt jetzt mit weit aufgerissen Augen auf die zwei Striche, die sich deutlich zeigen. Sie ist so aufgedreht, dass ich Angst habe, sie hyperventiliert mir gleich.

„Ich glaube mir wird schlecht", keucht sie. Sofort wird sie kreidebleich im Gesicht und hält sich den Bauch.

„Wir sollten den Urlaub abbrechen, Sienna. Du musst mit Philip sprechen. Drei Wochen sind wirklich lang und je eher er Bescheid weiß, desto besser. Außerdem solltest du dich bei deinem Frauenarzt melden, damit er die Schwangerschaft bestätigen kann..."

„Wir fahren jetzt doch nicht nach Hause", empört sie sich. „Wir beide brauchen den Urlaub so dringend. Der Frauenarzt muss warten oder ich erledige das gleich hier... Und Philip...Den bestelle ich einfach hierher. Du hast doch nichts dagegen oder Süße?"

„Nein natürlich nicht", flunkere ich. Etwas weh tut es mir schon, dass unser Schwesternurlaub jetzt schon sein Ende finden soll, wo er noch nicht einmal richtig begonnen hat. Aber das Wohl meines Zwillings steht jetzt definitiv an erster Stelle. "Und die Paparazzi?"

„Von denen lasse ich mir meinen Urlaub sicher nicht verderben und das solltest du auch nicht, Ria."

„Sienna?"

„Ja?"

„Freust du dich über das Ergebnis?"

„Wie verrückt", wispert sie unter Tränen. „Ich hoffe nur, dass Philip es genauso sieht. Wir haben noch nie direkt über Kinder gesprochen."

„Wenn nicht, dann hast du ja noch immer mich. Ich bin immer für dich da, Sienna... Und Philip wäre ein Vollidiot, wenn er dich nicht mehr wollen würde, nur weil du schwanger bist."

„Ich habe dich so lieb, Valeria."

„Und ich dich erst."

Blitzlichtgewitter-Eine Liebe wie aus dem Film?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt