Valeria
Mit einer weiteren Berührung schaffe ich es, dass Vincent sich zu mir umdreht. Unzählige Tränen rinnen aus den blauen Augen, in denen ich mich immer wieder verliere. Es tut mir von Herzen weh, ihn so leiden sehen zu müssen. Mein Herz verkrampft sich und zittrig kralle ich mich an seinem Oberarm fest, während er versucht mich zu halten, gleichzeitig erschüttert ihn immer wieder aufs Neue ein Beben.
„Das hier ist so... verkorkst", würgt er heraus. „Ich dachte immer, dass Liebe nicht weh tun kann. Ich war mir so sicher, dass sie immer nur Freude und Zuversicht schenkt. Stattdessen stehe ich jetzt hier, weine in den Armen einer Frau, die ich kaum kenne, nach der mein Herz sich aber verzehrt und der Höhepunkt ist wohl der Fakt, dass ich dabei nicht wegen ihr heule, sondern wegen einer anderen. Was für ein riesengroßes Schlamassel."
„Hast du in deinen Filmen nichts vom Leben gelernt?", rutscht es mir heraus.
„Wie meinst du das?", fragt Vincent und lässt von mir ab. Sofort ist da wieder dieses Gefühl der Kälte.
„Über die Liebe und das Leben. Es gibt doch so vieles, das in Filmen behandelt wird. Ist das Leben nicht irgendwie wie ein Film? Schließlich wird jedes Drehbuch geschrieben und viele verarbeiten darin bestimmt eigene Erfahrungen, mal abgesehen von denen, die aus einer Romanvorlage hervorgehen. Aber da hatte dann eben die Schriftsteller das Zepter in der Hand und haben etwas geschrieben, das sie erlebt haben oder vielleicht noch möchten."
Was für einen Müll redest du da bitteschön? Wäre nicht etwas mehr Einfühlvermögen gefragt?
„Ich habe tatsächlich ein paar Liebesfilme gedreht, aber mir war nie klar, dass es Gefühle gibt, die...unter die Haut gehen, Valeria. Mit Kathleen hat mich eine tiefe Freundschaft verbunden, wir wussten einfach alles von dem anderen, konnten miteinander lachen und waren einfach ein perfektes Team, sowohl privat, als auch in der Öffentlichkeit. Es war schön und beruhigend sie an meiner Seite zu wissen und ich liebe sie sehr, aber... Erst seit ich dich kenne, weiß ich, wie es ist mit allen Sinnen zu...begehren. Du bringst das Beste in mir hervor, Valeria, was sich gleichzeitig auch wie das Schlimmste anfühlt, weil ich fürchterliche Angst vor diesen Gefühlen habe."
„Das habe ich auch", wispere ich. „Ich will dich nicht wieder verlieren, auch wenn ich gleichzeitig wünschte, dass du so schnell wie möglich wieder aus meinem Leben verschwindest."
„Magst du meinen Sohn kennenlernen?", fragt Vincent nach einer Weile. Stillschweigend haben wir uns gehalten, das nervöse Atmen von uns beiden war wie ein bittersüße Melodie in meinen Ohren.
„Zuerst möchte ich wissen, ob Sienna dir eine Nachricht geschickt hat. Es war nämlich ihre Nummer, an die du geschrieben hast. Ich will einfach nur wissen, ob sie daran beteiligt war, dass du jetzt hier bist."
„Sie hat mir geschrieben, aber erst heute Morgen, als ich schon auf der Autobahn war und gerade auf dem Rastplatz Pause gemacht habe, um Jonas zu füttern und ihn zu wickeln."
„Okay."
„Ich bin hier, weil ich es will", legt er nach. „Du musst mir glauben, Valeria. Ich will für diese Gefühle kämpfen und um dich."
Das legt den Schalter um und das salzige Wasser meiner Tränen rinnt nur so über meine Wangen.
„Das hat noch nie jemand zu mir gesagt", wispere ich heulend. „Und es aus deinem Mund zu hören... Vincent ich will dir glauben."
„Schlaf mit mir, Valeria", haucht er. Längst hat er die wenige Distanz zwischen uns aufgehoben, seine Hände liegen in meinem Nacken und auf meiner Wange. Bedächtig wischt er die Tränen weg, ehe er mich beinahe um den Verstand küsst. Es dauert etwas, aber vielleicht nur eine Sekunde, dann gehe ich auf seine Liebkosung ein. Nehme mir das, was wir beide gerade so sehr wollen, auch wenn eine leise Stimme mir zuflüstert, dass es falsch ist. Zu früh. Der falsche Zeitpunkt...
„Die Dusche", schlage ich atemlos vor, löse mich nur, um ihn dort hinzudirigieren. Meine Hände machen sich selbstständig schieben sich unter sein T-Shirt und ziehen es nach oben. Er reagiert sofort und entledigt sich diesem. Ich beiße mir auf die Unterlippe, als ich seinen nackten Oberkörper betrachte und mich in dem Moment verliere.
„Komm her", raunt er und nutzt den kurzen Moment meiner Abwesenheit, nimmt mich fest in den Arm, ehe sich seine warme Hand unter mein Shirt schleicht. Das lauwarme Wasser rinnt bereits über unsere beiden Körper und alles an dieser Situation ist heiß. So verdammt scharf. Ein Geräusch, ähnlich wie ein Stöhnen und Fluchen gleichzeitig, kommt aus seinem Mund, als ich nur noch in Unterwäsche vor ihm stehe.
„Du bist wunderschön, Valeria", murmelt er schließlich. Ich kann es kaum verstehen, weil das Wasser noch immer in regelmäßigem Abstand auf uns hinab prasselt.
Man kann nicht sagen, dass es Liebe machen ist, was wir gerade veranstalten, aber es fühlt sich unbeschreiblich schön an, als er mir tief in die Augen sieht. Diese Verbundenheit ist es, die das bekloppte Teil in meiner Brust hämmern lässt und die Flügel der Schmetterlinge in meinem Bauch flattern lässt. Seine harte Männlichkeit drückt sich begierig gegen meine Mitte und ich wünsche mir nichts mehr, als von ihm ausgefüllt zu werden.
„Ist es okay für dich?", fragt er sanft.
Eigentlich sollte mein Körper und die Laute, die aus mir dringen, Antwort genug sein. Ich verliebe mich noch ein wenig mehr in diesen Mann, auch wenn ich weiß, dass er eine tickende Zeitbombe ist. Er ist fürsorglich und behutsam und gleichzeitig rau und wild. Die perfekte Mischung!
Als er in mich eindringt, explodiert ein Farbenmeer um mich herum. Es ist der innigste Moment in meinem Leben, begleitet vom Rauschen des Wasser, das mich wohl immer daran erinnern wird.
Und trotzdem...
Die Titanic musste auch untergehen und die Menschen an Bord haben für jede einzelne Sekunde ihres Lebens gekämpft, auch wenn es für die meisten aussichtslos war.
Und genau das werde ich jetzt auch machen...
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Blitzlichtgewitter-Eine Liebe wie aus dem Film?!
RomantikValeria will den Alltagsstress hinter sich lassen und bucht sich zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Sienna ein kleines Häuschen im Schwarzwald. Ruhe, Wald, Entspannung. Das wünschen sich die beiden. Doch stattdessen erwartet sie eine Horde von Pa...