21/Süßliches Aroma

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Valeria

Bei „The Notebook", muss ich immer weinen. Noahs und Allies Liebesgeschichte berührt mich jedes Mal aufs Neue. Es gibt so viele Szenen, wo die Tränen nur so aus meinen Augen kullern. Perfekt also, um einfach mal zu vergessen und über die große Liebe zu schwärmen, die einige Hindernisse überwinden muss und trotzdem letztendlich ihr Happy End in Empfang nehmen darf. Besonders berührt mich immer, dass Allie Demenz hat und Noah manchmal gar nicht erkennt. Durch meine Arbeit im Altersheim kann ich so gut nachempfinden, wie Noah sich in dieser Situation fühlen muss, wo die Liebe der beiden so oder so schon ziemlich viel durchstehen musste.

Ich lutsche noch immer an einem Stück Schokolade und genieße das Gefühl, als sie langsam auf meiner Zunge zergeht und ihr süßliches Aroma sich nach und nach in meinem ganzen Mund ausbreitet. Diese Idee von Sienna war sehr gut. Im Moment quillt mein Herz über, aber es ist nicht nur die Traurigkeit, nein jetzt ist es auch ein Gefühl der Geborgenheit und Freude.

„Lass uns Papa anrufen", schlage ich schließlich vor, nachdem wir nach dem Ende des Filmes eine Weile nur dagelegen haben, Sieannas Kopf in meinem Schoß und meine linke Hand in ihren Haaren.

„Hi Papa", sagen Sienna und ich im Chor, als sein Gesicht auf meinem Handybildschirm erscheint. Unser Vater hat schwarzes, lockiges Haar, einen Dreitagebart in der selben Farbe und warme braune Augen, die meine Schwester und ich von ihm geerbt haben.

„Hola mis hijos", dringt seine tiefe Stimme aus meinem Lautsprecher. „Welch eine schöne Überraschung! Wie ist der Urlaub? Ich vermisse euch hier wahnsinnig, auch wenn ich kaum Zeit habe, weil mich mein neuestes Projekt total in Beschlag nimmt."

Unser Vater ist Spanier. Mama und er haben sich kennengelernt, als sie mit siebzehn mit ihren Freundinnen Urlaub in Barcelona gemacht hat, wo unser Vater zu dieser Zeit wohnte. Es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick und der Kontakt nach dem Urlaub hielt sich aufrecht, bis Papa schließlich entschloss nach Deutschland zu kommen, um sich dort ein Leben mit unserer Mutter aufzubauen. Schnell wurde sie mit uns schwanger, wohl etwas zu rasant, weil das Zusammenleben der beiden zu einer großen Herausforderung wurde. Als Sienna und ich vierzehn wurden, ging Papa zurück nach Barcelona, anscheinend um Mama frei zu geben. Ich habe die letzten Jahre nicht wirklich verstanden warum er das getan hat und insgeheim war ich verdammt wütend auf ihn. Heute kann ich es verstehen. Papa wollte immer zurück in seine Heimat und Mama wollte ihre nicht aufgeben. Die Liebe war von beiden Seiten nicht gleich stark und ein Kompromiss konnte nicht gefunden werden. Die Sommerferien in Spanien zu verbringen, reichte Papa einfach irgendwann nicht mehr aus.

„Papa", schluchze ich los. „Ich vermisse dich so sehr. Im Moment wünsche ich mir nur, dass du mich in den Arm nimmst."

„Was ist los Valeria?", fragt er alarmiert.

„Sie hat Liebeskummer", wirft Sienna ein.

„Liebeskummer? Mi amor. Du musst doch nicht weinen."

„Ich dachte, dass Sienna und ich diesen Urlaub endlich mal etwas Ruhe finden. Ich war schon ein wenig traurig, als wir dir abgesagt haben. Aber die Arbeit in den letzten Monaten war sehr anstrengend und da dachte ich, dass wir die Partys und Barcelona einfach mal ein Jahr aussetzen und stattdessen in den Schwarzwald fahren. Nur wir Schwestern..."

„Und wie kommt es dann zu dem Liebeskummer? Etwa Björn?", fragt Papa.

„Nein. Björn ist Geschichte. Papa? Ich habe mich verliebt und das so richtig. Es tut so weh, wenn er nicht bei mir ist. Wie kannst du es nur ertragen, Mama nicht nahe zu sein?"

„Sie ist für immer die Eine in meinem Herzen", antwortet er. Für einen kurzen Moment verzieht er schmerzhaft das Gesicht, ehe er wieder lächelt. „Ich habe eure Mama damals verlassen. Sie wollte nicht mit mir mitkommen, was mir das Herz gebrochen hat, aber wie hätte ich von ihr verlangen sollen ihre Heimat aufzugeben? Eure Heimat? Nur, um selbst glücklich zu sein und nach Hause zurückzukehren. Liebe ist manchmal sehr... schwierig."

„Das ist sie wirklich", schniefe ich. „Ich hab dich lieb, Papa. Kommst du uns ganz bald besuchen, jetzt wo wir uns diesen Sommer gar nicht sehen?"

„Mit Sicherheit komme ich euch besuchen. Ich werde mit eure Mutter telefonieren und schauen, wie es uns beiden am besten passt. Ich liebe euch auch meine Mädchen! Leider muss ich los, aber es tat so gut euch zu sehen."

Wir winken ihm noch, ehe er auflegt und damit auch sein Gesicht nicht mehr auf meinen Bildschirm zu sehen ist.

„Das tat gut", meint Sienna, was ich nur mit einem Nicken bestätige.

„Danke für diesen Nachmittag, Sienna."

Sie lächelt mich nur an und zieht mich dann in eine ihrer typischen Umarmungen, ganz fest an sich.

„Wir machen es uns den Rest dieses Urlaubes noch so richtig schön", murmelt sie nahe an meinem Ohr. „Mindestens zwei Stunden nehmen wir uns jeden Tag nur für uns beide. Keine Männer, keine Paparazzi, nur du und ich. Wie klingt das?"

„Perfekt", hauche ich.

Blitzlichtgewitter-Eine Liebe wie aus dem Film?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt