Tootles

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Ungeduldig wartete Tootles auf Peters Rückkehr. Er war jetzt bestimmt schon zwei Stunden weg - Tootles wusste es nicht genau, weil er keine Uhr hatte und sie sowieso nicht lesen könnte, wenn er eine hätte.
Und die anderen müssten doch eigentlich auch langsam wieder auftauchen...
Tootles machte sich große Sorgen, dass seinen Freunden etwas zugestoßen sein könnte. Er hatte Angst davor alleine durch London zu gehen, aber vielleicht brauchten die anderen ja seine Hilfe? Er konnte doch nicht einfach hierbleiben und nichts tun.
Tootles erhob sich unsicher und ging langsam auf die Dachluke zu. Er zögerte einen Moment lang, dann zog er die Luke auf.
"Curly!", rief er überrscht aus. Curly und die anderen Jungen kletterten nacheinander durch die Luke auf den Dachboden und ließen sich dort zu Boden fallen. Tootles fiel ihr bedrückter Gesichtsausdruck auf - und Peter war nicht bei ihnen.
"Was ist passiert?", fragte er hektisch und sah von einem zum anderen.
"Curly wollte unbedingt etwas stehlen", sagte Nibs verächtlich, "Aber natürlich ging es daneben. Mit Peter passiert so etwas nie."
"Curly hat uns blamiert", setzte Slightly hinzu. Curly kniff die Lippen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. Tootles konnte spüren, dass er vor Wut kochte, doch das war ihm egal.
"Und wo ist Peter?", rief er aufgebracht.
Nibs hob den Kopf und sah Tootles stirnrunzelnd an. "Ich dachte er wäre bei dir?"
"Offensichtlich nicht. Er wollte euch suchen gehen."
"Wir haben ihn nicht gesehen."
"Vielleicht ist ihm etwas zugestoßen", murmelte Tootles nervös, "Wir sollten nach ihm suchen."
Slightly winkte unbeeindruckt ab. "Der kommt zurecht. Er ist der beste Taschendieb in ganz London." Er warf Curly einen giftigen Blick zu.
"Aber er ist doch auch nur ein Junge!", widersprach Tootles, "Was, wenn er einer ganzen Horde Piraten gegenüber steht?"
Curly lachte kurz und bitter auf.
"Wann kommen hier denn bitte schon mal Piraten vorbei? Hier passiert nie etwas Spannendes."
"Aber... aber...", stotterte Tootles aufgeregt.
"Mach dir nicht ins Hemd.", spottete Curly schnippisch.
Tootles' Kopf war mittlerweile knallrot angelaufen. Er holte tief Luft.
"Und ihr wollt echte Freunde sein?!", sagte er leise, aber dennoch fest, "Vielleicht braucht Peter uns und ihr tut das einfach so ab! Also ich gehe ihn jetzt suchen, ihr könnt gerne hier bleiben!"
Tootles reckte sein Kinn ein  wenig in die Höhe, funkelte die Jungen an und kletterte durch die Dachluke nach unten. Nibs rief ihm etwas nach, doch Tootles überhörte ihn einfach und trat aus dem Haus. Ihm war egal was die anderen dachten. Peter war sein bester Feund und er ließ seinen Feund jedenfalls nicht im Stich!
Innsgeheim war Tootles stolz darauf, dass er den Jungen zum ersten Mal in seinem Leben die Stirn geboten hatte. Er fühlte sich zum ersten Mal mutig und stark und darauf war er so stolz, dass er kaum wahrnahm wohin er ging. Erst als er an eine Biegung kam, blieb er stehen und überlegte. Auf einmal fühlte er sich doch nicht mehr so stark. Den Jungen die Meinung zu sagen war die eine Sache, allein durch London zu laufen die andere.
Tootles nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging weiter. Er ahnte nicht, dass es ein Glück für ihn war, dass er sich immer weiter vom Hafen entfernte...

Peter Pan - Wie alles begann 🏁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt