Umstimmung

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Curly gähnte und setzte sich gelangweilt auf den Boden.
Den etwas mitgenommenem Degen, den Smee ihm gegeben hatte, ließ er vor seinen Beinen hin und her baumeln.

Er hatte sich so eine Schlacht irgendwie anders vorgestellt.

Klar, es war super spannend anzusehen, da sich die Indianer nun auch in ihre Tiergestalt verwandelten. Er hatte schon mehrmals Deer erkannt, der das größte Tier aus dem Stamm war.
Als Hirsch sah er einfach majestätisch aus und das Geweih war riesig.

Auch Tigerlily und Wolf hatte er erkennen können.
Vor Tigerlily hätte er richtig Angst, wenn er ihr gegenüber stehen würde, ihre Tigergestalt war so furchteinflößend. Und ihr Brüllen... kein Wunder, dass einige Piraten vor ihr Reißaus genommen hatten.

Er hatte auch schon dabei zu gesehen, wie Smee von einem großen Hund quer durch die Höhle gejagt worden war. Der Hund hatte dabei sichtlich mehr Spaß gehabt als der dicke Pirat.

Dennoch war Curly nicht wirklich im Geschehen drin und konnte nur zu gucken.

Er hatte von Rackham ein Aufgabe bekommen, mit der er, ehrlich gesagt, nicht sonderlich zufrieden war.
So bekam er nämlich überhaupt nichts vom Geschehen mit und konnte nur hier im Inneren des Schädels hocken, während sich der Großteil der Meute draußen prügelte.

Stattdessen musste er ein Auge auf Hook haben - was er aber schon seit einer halben Stunde ungefähr unterlassen hatte, weil es nicht sonderlich aufregend war.

Hook stand hinter ihm auf einem Felsvorsprung, gefesselt und völlig unbeweglich. Sein Blick war nach unten gerichtet, über den Vorsprung hin weg, wo sich fünf Meter unter ihm Meerwasser befand, das durch die "Mundöffnung" ihren Weg in den Schädel gefunden hatte.
Es war sehr tief - perfekt für die Krokodile, die sich dort tümmelten und unter Hook ihre Kreise zogen.

Curly hatte sofort bemerkt, dass Hook Krokodile hasste. Er war selbst nicht so angetan von Krokodilen, weshalb er ganz froh war, dass er selbst nicht da stehen musste.

Aber selbst das wäre immerhin spannender gewesen, als hier rum zu hocken und sich zu langweilen.

"Hey, Junge!"

Curly drehte sich zu Hook um, der ihn abwartend ansah.

"Kannst du mich bitte hier los machen?"

Curly lachte kurz auf und drehte ihm kopfschüttelnd den Rücken zu.

"Ich bin doch nicht lebensmüde."

"Und du glaubst ernsthaft, dass Rackham dich als Belohnung nach Hause schickt.", redete Hook weiter.
Curly versuchte so gut es ging, ihn zu ignorieren.

"Mach mich los, Curly, und ich helf dir von hier weg zu kommen.", fuhr Hook fort, eindringlich, fast ungeduldig.

Curly schüttelte den Kopf.
"Du versuchst mich reinzulegen.", murmelte er. "Genau wie Peter."

"Was bitte hat Peter dir getan?!", schimpfte Hook laut, "Soll ich's dir sagen? Gar nichts! Das redest du dir alles selbst ein! Peter hat nie etwas anderes als deine Freundschaft gewollt. Curly, du solltest lernen, das ernst zu nehmen!"

Curly schwieg und kniff die Lippen aufeinander.

"Du bist so blind", zischte Hook wütend, "Blind und eigensinnig."

Curly vergrub das Gesicht in den Händen und schloss kurz die Augen.

Vielleicht hatte Hook ja recht... Vielleicht war er ja wirklich so blind.

Aber selbst wenn, es war zu spät.
Peter wollte seine Freundschaft nicht mehr und Curly ebenso wenig. Es war einfach vorbei.

Curly hob den Kopf und ließ seinen Blick durch den Schädel schweifen.
Alles war ruhig. Nur Hooks angestrengtes Atmen war zu hören, als er mal wieder einen nutzlosen Befreiungsversuch startete.
Curly verdrehte nur die Augen über diese sinnlose Aktion.

Peter Pan - Wie alles begann 🏁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt