Tootles' Rettungsaktion

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Tootles nagte an seinen Fingernägeln. Er wusste nicht, was er tun sollte. Peter war nun schon über eine Stunde weg und die Frist war fast abgelaufen. Mittlerweile war ganz London von der Dunkelheit der Nacht umhüllt worden und Tootles konnte nur schwer erkennen, was am Deck des Piratenschiffes vor sich ging.
Ab und zu hörte er die Stimmen von Curly oder Nibs heraus und dann immer wieder diesen bösen Piratenkapitän, der alle paar Minuten irgendetwas oder irgendwen anbrüllte.
Tootles hatte schreckliche Angst.
Und er hatte Schuldgefühle. Als sie Peter an den Mast gefesselt hatten, hatte er keinen Finger gerührt, um seinem Freund zu helfen. Seine Beine hatten sich einfach angefühlt wie Gummi und seine Knie hatten gezittert.
Zwar wusste er, dass Peter ihm gesagt hatte, er sollte sich nicht von der Stelle rühren, aber dennoch fühlte er sich schuldiger denn je.
Wie bei einer seiner vielen Fehler während ihrer Diebstähle.
Nur dass er dieses Mal jeden seiner Freunde damit in Gefahr gebracht hatte.
Für Tootles stand fest: Er musste das Geschehene wieder gut machen. Er würde jetzt etwas tun. Auch wenn er totale Panik hatte.
Er mochte keine Piraten - hasste, um genau zu sein, aber jetzt ging es nicht anders.
Peter hätte es Spaß gemacht ein paar Piraten zu ärgern, doch Tootles war nun mal nicht wie Peter. Obwohl er es sich manchmal wünschte. Wie jetzt zum Beispiel.
Tootles holte tief Luft und nahm seinen Mut zusammen.
Er würde sich jetzt auf das Piratenschiff schleichen und seine Freunde retten.

Zögerlich trat er hinter den Fässern hervor und huschte geduckt hinüber zum Piratenschiff. Noch bemerkte ihn niemand.
Seine Zähne klapperten so sehr vor Angst, dass er hoffte, dass keiner etwas davon hörte und er nicht entdeckt wurde. Wenn nicht war er tot. Hunterprozentig.
Tootles biss sich auf die Zähne und zwang sich weiter zu gehen.
Ganz langsam und vorsichtig lugte er über die Reling auf das Deck des Schiffes.
Er schluckte.
Es waren viel mehr Piraten, als er vorher geahnt hatte.
Die Jungen standen nicht weit entfernt von ihm zitternd da und klammerten sich eng aneinander.
Den Piratenkapitän konnte Tootles nicht entdecken, es war zu dunkel, um das gesamte Schiff überblicken zu können.
Die Nacht hatte ihre Vor- und Nachteile. Die Piraten konnten Tootles jetzt zwar schlechter sehen, doch Tootles konnte nun genauso wenig erkennen wie sie. Er musste sehr vorsichtig sein.

Immer noch geduckt und mit leisen Schritten bestieg Tootles das dunkle Schiff. Sein Atem ging sehr flach und schnell und er bemühte sich vergeblich ruhig Blut zu bewahren.
Beim Anblick der Piraten wurde ihm beinahe schlecht. Nicht von ihrem Aussehen, das trotzdem schrecklich war, sondern an seiner Angst vor ihnen. Das war die skrupelloseste Piratenbande, die jemals den Atlantik befahren hatte! Tootles fand, er hatte ein Recht auf seine Angst.

Ein Pirat mit einer großen Warze im Gesicht lag schlafend und mit einer Rumflasche im Arm auf dem Deck und schnarchte laut, als Tootles an ihm vorbei kam. Das würde wenigstens den Klang von Tootles' Schritten übertönen.
Dennoch zuckte er beim Anblick des Piraten schockiert zusammen.

Als ein paar Piraten laut lachend vorbei kamen, suchte Tootles schnell hinter einem Fass Deckung.
Die Männer rochen abartig und besauften sich mit Rum.
Tootles verstand nicht, wie man so ekliges Zeug trinken konnte.
Als die Männer vorbei waren, schlich Tootles sich näher an die Jungen heran. Wie sollte er bloß an den Wachen vorbei kommen?
Es waren zwar nur drei, aber sie waren muskulös und hatten gefährliche Waffen in den Händen. Ein schwacher Junge wie Tootles hatte da wohl kaum eine Chance. Und sie schienen leider auch welche der wenigsten Piraten zu sein, die nicht betrunken und absolut wachsam waren.
Tootles musterte die Wachen prüfend. Er bemerkte, dass einer von ihnen sehnsüchtig zu ein paar anderen Piraten hinsah, die sich mit Rum besauften.
Tootles hatte einen Einfall. Er wusste nicht, ob es klappen würde, aber ein Versuch war es wert.
Leise schlich er sich zurück zu dem schlafendem Warzenmann.
Tootles versuchte der Warze keinen Blick zu schenken, doch innerlich ekelte er sich furchtbar. Er ließ seinen Blick zu der Rumflasche wandern.
Wenn er vorsichtig war, schaffte er es vielleicht ihm die Flasche ab zu nehmen. Sie war noch halb voll und der Korken lag neben dem Piraten auf dem Boden.
Tootles hielt die Luft an und streckte zitternd eine Hand aus. Der Pirat schnarchte laut auf und Tootles zuckte erschrocken zusammen. Doch der Warzenmann drehte sich bloß grunzend auf die Seite und schlief weiter.
Tootles ließ die Luft aus seinem Mund entweichen. Der Schreck saß ihm in den Gliedern, aber er zwang sich, seine Hand weiter nach der Flasche auszustrecken. Ganz vorsichtig umfasste er den Flaschenhals mit der Hand.
Das war schon mal geschafft. Jetzt musste er nur noch die Flasche aus dem Arm des Mannes lösen, ohne dass dieser aufwachte.
Zum Glück hatte der stinkende Kerl die Flasche nicht ganz so fest um sich geschlungen, denn dann würde Tootles ihn ganz bestimmt wecken. Die Bedingungen schienen ideal.
Tootles holte noch einmal tief Luft und zog - sehr vorsichtig.
Langsam und etwas stockend rutschte die Flasche Zentimeter um Zentimeter aus der Armbeuge des Piraten.
Tootles biss sich auf die Unterlippe, der Schweiß rann ihm von der Stirn - und dann war sie raus.
Der Pirat drehte sich wieder auf die andere Seite, das Geschnarche hielt weiterhin an.
Zitternd stand Tootles da und starrte voller Ehrfurcht und Überraschung auf die Flasche.
Er hatte es geschafft! Er, der größte Tollpatsch Londons, hatte es geschafft!
Tootles war zum ersten Mal in seinem Leben stolz auf sich. Was würde Peter nur sagen, wenn er ihn jetzt sehen könnte!
Augenblicklich verpuffte Tootles Freude. Keiner hatte ihn gesehen. Niemand würde ihm glauben, wenn er irgendetwas davon erzählte. Er würde der einzige bleiben, der von seinem Erfolg wissen würde.
Tootles schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verdrängen. Es war zwar nur ein kleiner Erfolg gewesen, trotzdem konnte er seine innerliche Enttäuschung nicht verdrängen.

Er steckte noch den Korken auf die Flasche und dann nahm Tootles wieder seinen geheimen Platz hinter dem Fass ein. Die Wachen hatten sich nicht von der Stelle gerührt und Tootles' Freunde standen immernoch mit dem Rücken zu ihm da und wagten nicht mal miteinander zu sprechen.
Tootles konzentrierte sich und legte die Flasche neben sich auf den Boden. Ein kleiner Schupser genügte und die Flasche rollte über das Deck direkt vor die Füße des einen Wachmanns.
Der Pirat starrte verblüfft auf die Flasche Rum herunter. Dann sah er sich verstohlen um, bückte sich und hob die Flasche vom Boden auf.
Mit einem leisen Plopp löste er den Korken von der Flasche und schnupperte gierig den scharfen Geruch von dem Rum.
Tootles schüttelte sich bei dem Gedanken an das widerliche Zeug. Der Warzenmann hatte schon schlimm genug gerochen.
Der Pirat setzte die Flasche an die Lippen und trank ein paar große Schlucke ohne Luft zu holen.
Tootles jubelte innerlich. Wenn der Pirat erstmal begonnen hatte mit dem Trinken, würde er nicht mehr so schnell aufhören, das bedeutete er wäre sehr bald betrunken und müde, und das wiederum bedeutete, dass Tootles eine Wache schon mal aus dem Weg geräumt hätte.
Der Pirat trank nun die Flasche komplett leer und leckte sich dann zufrieden über die Lippen. Ein benebelte Ausdruck trat auf sein Gesicht.
Tootles hatte es geschafft!
Glaubte er zumindest.
Bis sich eine große Hand fest auf seine Schulter legte.

Hey Leute!;-)

So, das ist nun endlich mein 18.Kapitel, ich hoffe es gefällt euch! :-)
Ich wollte mich für die lieben Reviews von euch bedanken!
Ein großes Dankeschön jeweils an Tuhnichtgut, luluph5, sherry26279 und die liebe Bellaaa0108!!!!!
IHR SEID SO TOLL!!!!
Durch eure Reviews bekomme ich umso mehr Motivation meine Geschichte weiter zu schreiben, also kommentiert schön weiter, das würde mich sehr freuen!! <3
Ich bin im Urlaub, deshalb bin ich nicht ganz sicher, wann das nächste Kapitel raus kommt, also nicht böse sein, wenn es etwas später als sonst kommt :-P

Ganz liebe Grüße,
Eure Suray <3<3<3

Peter Pan - Wie alles begann 🏁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt