Das Urteil der Feen

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"Ich kann nicht glauben, dass ich das mache", murmelte Tink nun schon zum hundertsten Mal während ihres Fluges. "Ich fass es nicht..."

Peter verdrehte genervt die Augen.
"Tink, wenn du nicht gleich aufhörst, dreh ich durch!", fauchte er, "Ich bin so schon ein einziges Nervenbündel, du machst es nicht besser!"

Tink sah Peter an und hob eine Augenbraue.
"Ach, nervös?", spottete sie, "Ich sag's dir, du wirst es bereuhen nicht im Dorf geblieben zu sein! Ich wahrscheinlich auch..."

"Du wolltest doch so unbedingt mit kommen!", erwiderte Peter aufgebracht.

"Ja, weil ich dich doch nicht alleine dahin gehen lasse!", rief Tink aus, "Das ist doch wohl klar! Wenn du schon so eine verrückte Idee hast..."

"Tink, die Feen sind die einzigen, die ein Massaker verhindern können!", wiederholte Peter zum erneuten Mal, "Was ist daran verrückt?"

Tinkerbell fuhr sich seufzend durch die goldenen Locken.
"Ich wollte eigentlich nie wieder zum Feenbaum zurückkehren.", sagte sie dann leise.

"Was?", fragte Peter überrascht, "Aber das ist doch dein Zuhause!"

Tink schüttelte den Kopf.
"Ich bin zwar eine von ihnen, aber Freunde und Familie habe ich dort nicht. Ich war nie glücklich dort. Alle Feen sind kaltherzig und können mit Liebe nichts anfangen.
Sie leben nur für eine Sache: Den Feenstaub produzieren und beschützen. Aber das will ich nicht mehr."

"Moment", unterbrach Peter sie, "Die Feen produzieren den Feenstaub? Ich dachte sie bewachen ihn nur."

"Der Feenstaub wird von uns im Herzen des Baumes hergestellt.", erklärte Tink, "Es ist ein schwieriger Prozess, aber niemanden der Feen kümmert das. Es heißt immer mehr zu machen, damit wir immer genug haben. Da wir durch Kinderlachen und zusätzlich Feenstaub auf die Welt kommen, verbraucht er sich auch und dann müssen wir neuen herstellen. So einfach ist das."

Tink schwieg wieder für eine Weile.
Dann sagte sie:

"Ich wollte wegen dir nicht wieder zurück kehren."

"Tatsächlich?" Peter starrte die Fee überrascht an.

"Ja", sagte Tink seufzend, "Du und Wolf seid meine einzigen richtigen Freunde. Und langsam fange ich auch an die anderen aus dem Dorf richtig gut kennen zu lernen.
Ich weiß auch nicht, aber ich habe das Gefühl, dass es richtig ist! Dass ich mein Leben ruhig ändern kann."

"Dann tu's", antwortete Peter lächelnd, "Du kannst schließlich selbst entscheiden, was du tust."

Tink nickte und lächelte zurück.

"Du sagtest die Feen wären kaltherzig", sagte Peter nachdenklich und Tink nickte erneut als Antwort.
"Gilt das für alle?"

"Ja, wir werden so geboren", erklärte Tink. Sie runzelte die Stirn.
"Warum?"

"Na ja...", begann Peter, "Du bist nicht kaltherzig. Du hast sogar deinen Baum verlassen, um neue Freunde zu finden! Du bist anders."

Tink sah verblüfft aus.
"Also... wenn du das so sagst... das ist mir vorher nie aufgefallen..."

Peter lächelte sie warmherzig an. Tink strahlte zurück.
Aber ihr Lächeln blieb nicht lange.

"Wie auch immer", sagte sie, "Den Feen liegt nichts an anderen Wesen. Wahrscheinlich würden sie sogar Nimmerland untergehen lassen, um den Feenstaub zu beschützen!
Es ist einfach wahnsinnig, mit ihnen darüber sprechen zu wollen!"

Peter verdrehte die Augen und schwieg. Er wusste nicht, wie oft er noch erwähnen sollte, dass er es versuchen musste.
Tink war so unglaublich stur!

Peter Pan - Wie alles begann 🏁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt