Bei den Dursleys

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Schweißtriefend lag Harry auf seinem Bett. Er war drei Tage wieder im Haus seiner Verwandten im Ligusterweg, nach dem tragischen Ende seines fünften Schuljahres. Ein Albtraum hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Für Harry war das nichts ungewöhnliches. Wie so oft in den letzten Tagen, hatte er wieder miterlebt, wie sein Patenonkel Sirius durch den Torbogen gefallen war. Alle sagten ihm, sein Patenonkel wäre tot. Er wollte nicht daran glauben. Es war fünf Uhr morgens und er wusste, er würde keinen Schlaf mehr finden. Er hatte sich einiges vorgenommen für seine Zukunft. Er würde sich seinem Schicksal stellen. Er würde Sirius rächen und Lestrange entweder hinter Gitter bringen, oder für immer ausschalten. Dann würde er Voldemort töten. Er zweifelte zwar daran, dass er es konnte, doch das war ein Problem, dem er sich später stellen würde. Zuerst musste er etwas für seine Ausdauer und seine Kraft tun. Magie konnte er nicht trainieren, da er noch minderjährig war. Er hatte zwar die Erlaubnis erhalten, sich im Ernstfall zu verteidigen, aber er konnte nicht nur so zum Spaß zaubern. Jeder Zauberspruch von ihm würde untersucht werden. Dumbledore hatte ihm außerdem klar gemacht, dass jeder Zauberspruch von ihm auch als Alarmsignal gedeutet werden würde. Das hieß, ein ‚Lumos' und der Orden des Phönix würde auf der Matte stehen. Dahingehend waren ihm also die Hände gebunden. Aber er konnte seine Fitness verbessern. So hatte er beschlossen, zu joggen jeden früh und außerdem machte er Liegestütze und Sit-Ups. Es war zwar noch früh, aber warum Zeit verschwenden? Er zog sich seine Trainingssachen an und schlich sich aus dem Haus. Eine Stunde später war er zurück. Er machte etwas Stretching, dann Liegestütze und Sit-Ups, dann wieder Stretching. Anschließend ging er duschen. Es war inzwischen sieben Uhr, also Zeit, dass er Frühstück für die Dursleys machte. Die Dursleys hatten Moodys Drohung am Bahnhof ernst genommen, so ließen sie Harry weitestgehend in Ruhe, solange er seine Pflichten erfüllte. Und zum ersten Mal bei den Dursleys bekam er genug zu essen. Er achtete auf eine ausgewogene Ernährung und fraß nicht sinnlos fettiges Zeug in sich rein, wie sein Cousin Dudley. Wenn Onkel Vernon aus dem Haus war und Dudley sich getrollt hatte, machte sich Harry an seine Arbeit, meist Gartenarbeit. Dieses Jahr waren seine Pflichten nicht so schwer und zeitraubend wie sonst. Wenn er sie fertig hatte, widmete er sich seinen Büchern. Zwei Wochen nach Ferienbeginn hatte er bereits seine Hausaufgaben erledigt, sogar Zaubertränke. Er hatte beschlossen auch diesen Aufsatz zu schreiben, obwohl er nicht wusste, ob er den nötigen Zauberergrad(ZAG) erreicht hatte, damit er den Kurs im neuen Schuljahr fortsetzen konnte. Alle Hausaufgaben erledigt, wandte er sich seinen Büchern zu. Er sog alles in sich auf, was ihm im Kampf gegen Voldemort und die Todesser helfen würde. Er bekam oft Post von seinen Freunden, insbesondere von Hermine. Sie drängte ihn, sich ihr zu öffnen, damit er Sirius Tod verarbeiten konnte. Einen Tag hatte sie ihn sogar angerufen und da war in ihm ein Damm gebrochen. Zum ersten Mal hatte er Tränen der Trauer vergossen. Als sie etwas nachgelassen hatten, hatte er über seine Gefühle geredet und seine Erinnerungen. Hermine hatte meist zugehört. Zuletzt hatte sie ihn aufgefordert, mehr zu schreiben und so gingen nun fast täglich Eulen hin und her. Er hatte sich erlaubt, zu trauern, seinen Verlust zu verarbeiten und nun ließen seine Albträume über Sirius nach. Dafür bekam er neue Albträume... von Voldemort. Er war auf der Suche nach etwas ... Artefakten... einem Kelch... einem Dolch... und einem Buch... von Hassan Ashemir, wer auch immer das war. Voldemort faselte immer nur, es enthielt den Schlüssel zu seinem Sieg. Harry schrieb alles, was er in den Träumen erfuhr sofort an Dumbledore. Als Antwort bekam er, dass er weiterhin alles aufschreiben sollte, dass der Orden sich darum kümmern würde und dass er versuchen sollte, vor dem Schlafen seinen Geist zu leeren. Das tat er nun jeden Abend. Er hatte sich aus einem Muggel-Buchladen zwei Bücher über Meditation gekauft und sie gelesen. Als er die dort beschriebenen Techniken anwandte, schaffte er es seinen Geist zu leeren. Seit endlosen Monaten konnte er wieder ruhig Schlafen... keine Albträume... weder von Voldemort, noch von Sirius oder von Cedric. Er schrieb mit etwas Stolz Hermine davon und sie war begeistert und lobte ihn für seine Anstrengungen und seine Lerntätigkeit. Über einen Monat später, den Abend vor seinem Geburtstag, war es ein Leichtes, die Meditation durchzuführen, es war sozusagen Routine für ihn. Er schlief ruhig und friedlich ein. Umso überraschender war es, als er plötzlich von einem übermächtigen Schmerz in seiner Narbe aufgeweckt wurde, mitten in der Nacht. Er hörte ein lautes Krachen im Erdgeschoss. Hedwig flatterte wild im Käfig umher. Harry hatte sofort die Brille auf und den Zauberstab in der Hand. Er kritzelte eine Notiz auf ein Pergament:

Dunkle Zeiten - HP FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt