Die nächste Etappe

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„Du bist in der Tat mächtig geworden, Harry. Nicht jeder kann mit solch einer großen Masse teleportieren." „Das sagst du mir erst jetzt?" fragte Harry verwirrt. „Warum? Es hat doch geklappt." „Schon gut. Wie geht es jetzt weiter?" „Ich bringe dich morgen zu den Atlantern. Sie sind ein freundliches Volk und du benötigst keine Waffen und kein Pferd. Schatten kann so lange bei mir bleiben und deine Waffen auch. Auch dein Zauberstab bleibt hier. Du kannst die Lederkleidung der Elfen tragen, die Elfen gab es damals schon und die Art der Kleidung hat sich nicht sehr verändert. Jetzt leg dich schlafen, morgen früh brechen wir auf." „Wie lange werde ich bei den Atlantern bleiben?" „Das liegt an dir, ein Jahr oder ein halbes? Je nachdem, wie schnell du bist und was du lernen willst." „Ich werde lernen, was ich kann. Doch ich soll Schatten ein Jahr allein lassen?" „Nein, du wirst sozusagen übermorgen wieder hierher kommen, egal wie lange du in Atlantis bleibst." „Cool." „Jetzt geh ins Bett Lord Endryl de Caladhan, Prinzregent der Eledhain." sagte Merlin mit einer scherzhaften Verbeugung. Harry war müde und ließ sich das nicht zweimal sagen.

Am nächsten Morgen wachte er wie immer vor den ersten Sonnenstrahlen auf. Er ritt ein Stück mit Schatten aus, dann fütterte er ihn und rieb ihn ab. Dann ging er wieder in die Hütte. Merlin wartete bereits mit Frühstück auf ihn. Nach dem Essen öffnete Merlin ein Portal. Es entstand direkt vor ihnen ein Wirbel voller bunter Farben. „Komm, Harry. Es ist wohl besser, du behältst den Namen, den die Elfen dir gegeben haben. Er passt besser in diese Zeit, als Harold Evans." „Solange du mir am Ende dieses Abenteuers noch sagen kannst, wie ich wirklich heiße." scherzte Harry. Dann traten sie Seite an Seite durch das Tor.

Auf der anderen Seite strauchelten sie beide in eine wunderschöne Stadt, die aus weißem Marmor gebaut wurde. Die Architektur erinnerte ihn an die Bilder, die er vom alten Rom in Erinnerung hatte. Die Dächer waren kunstvoll mit bronzenen Dachziegeln gedeckt und glänzten in der Sonne. Sie sahen geschäftige Leute hin und her eilen, viele trugen bunte Kleidung, Togas hauptsächlich. Doch einige trugen auch Lederkleidung. Sie sahen eher aus wie Krieger. Harry wusste sofort, dass diese Nation in Wohlstand lebte, wahrscheinlich sogar nach dem modernen Standard seiner eigenen Epoche. Zielgerichtet führte ihn Merlin an ein großes Steingebäude. Daran stand in der Schrift der Atlanter: „Drachenschule" Die Tür wurde automatisch wie von Geisterhand vor ihnen geöffnet. Ein älterer Mann mit einem grauen Vollbart grüßte sie. „Hallo Emrys. Schön, dich wiederzusehen." „Hallo Marten. Marten, das hier ist Endryl de Caldhan. Ich bitte dich, ihn in deine Schule aufzunehmen. Es ist wichtig, dass er alles lernt, um sich effektiv verteidigen zu können." „An was denkst du genau?" „Ich dachte an die Elementarmagie und die Animagustransformation." „Das schließt Waffentraining mit ein. Die Elementarmagie ist schwer zu beherrschen, Emrys und nur wenige haben die Macht dazu." „Ich weiß, doch Endryl hat großes Potential." „Ich werde ihn prüfen. Folge mir, Endryl de Caldhan." Harry folgte ihm in eine kunstvoll verzierte Kammer. 

Im Zentrum dieser Kammer stand ein Schrein und auf diesem Schrein standen vier Kristallkelche. In einem Kelch war eine grüne Substanz, im nächsten eine rote, im folgenden eine tiefblaue und im letzten eine hellgraue. Marten erklärte: „Die Substanz in jedem dieser Kelche stellt ein Element dar: Feuer, Erde, Wasser und Luft. Du wirst nun jeden Kelch nehmen, ihn vor dir halten. Dann konzentriere dich auf das jeweilige Element. Versuch es zu fühlen, seine Kraft und seine Natur zu spüren." „Gut." Harry ging zum Feuer und nahm den Kelch. Er hielt ihn vor sich und stellte sich das Feuer vor, seine Urgewalt, sengende Hitze, die tanzenden Flammen und die explosive Kraft. Er spürte, wie sich Hitze in seinem Körper breit machte, sein Adrenalinspiegel stieg und seine Gefühle in Rage gerieten. Er merkte, dass er die Hitze lenken konnte und dirigierte sie durch seine rechte Hand in den Kelch. Dann öffnete er die Augen. Aus dem Kelch schoss eine riesige gleißende Stichflamme. „Dein Element ist das Feuer. Die meisten Elementarmagier der Atlanter können ein Element kontrollieren, wenige können auch minimal ein zweites beeinflussen. Du hast eine großes Potential für Feuer, Endryl. Nur um sicher zu gehen, nimm noch mal den nächsten Kelch." Er stellte den Feuerkelch beiseite und nahm den Erdkelch. Er wiederholte die Prozedur, doch diesmal kam es ihm ungleich schwerer vor. Erde schien träge zu sein, doch auch gewaltig, wenn einmal geweckt. „Denk daran, dass zu Erde auch Leben gehört, wie z.B. Pflanzen und Tiere. Erde ist mehr als nur Stein und Sand." kam die ruhige Stimme Martens. Er folgte dem Rat und konzentrierte sich auf das Wachstum und das Leben. Letztendlich spürte er wieder Energie durch seinen Arm fließen und er öffnete die Augen. Sein Kelch hatte sich in Stein gewandelt und aus dem Stein wuchs eine grüne Pflanze. „Das ist ungewöhnlich, Endryl. Versuch den nächsten." Er stellte den Kelch beiseite und nahm den Wasserkelch. Er spürte das Fließen des Wassers, seine beruhigende und doch mächtige Bewegung und die verborgene Energie. Wieder dauerte es eine Weile doch auch hier spürte er, wie sich Energie ihren Weg durch seinen Arm bahnte. Er öffnete die Augen und sah, dass ein Springbrunnen aus seinem Kelch in die Luft spritzte und auf den Boden der Kammer floss. „Den nächsten." sagte Marten nur noch. Die Luft. Er stellte sich vor, wie er flog, wie der Wind ihn umspielte und fühlte die zarte und doch schnelle leichte Bewegung des Windes, wie er über seinen Körper strich. Er versuchte sich vorzustellen, wie er vom Wind empor getragen wurde und in unendliche Höhen entkam. Er fühlte die Freiheit der Luft und auch hier spürte er, wie die Energie durch seinen gesamten Körper floss. Als er die Augen öffnete, erlebte er eine Überraschung. Über seinem Kelch hatte sich ein Miniaturwirbelsturm gebildet, doch als er sich nach Marten umblickte, stellte er fest, dass er zwei Meter über dem Boden schwebte. Er fühlte nach der Energie und reduzierte sie. Langsam sank er zu Boden. Er stellte den Kelch beiseite und blickte in ein blasses Gesicht, der sonst allgemein eher bronzefarbenen Haut eines Atlanters. Kopfschüttelnd bedeutete Marten ihm zu folgen. „Und, wie stellt er sich an?" fragte Merlin mit funkelnden Augen. „Er... er ist ein Elementar." stammelte Marten. „Welches ist sein Element?" fragte Merlin neugierig. „A... alle. Er hat unglaubliches Potential in allen vier Elementen." Jetzt weiteten sich auch Merlins Augen, „Unfassbar." „Ist das so ungewöhnlich?" fragte Harry. „Ungewöhnlich? Das gab es noch nie." stotterte Marten. Harry stöhnte, „Warum immer ich?" Merlin grinste nur, „Dann überlass ich ihn eurer Obhut." Mit einem Plopp war er verschwunden.

„Also dann, folge mir Harry. Ich stelle dich den Lehrern und den Schülern vor." Marten führte ihn in ein anderes Zimmer, es handelte sich um ein Studienraum. In diesem Studienraum waren drei Jungs und zwei Mädchen, die in seinem Alter waren. Sie hatten alle die bronzefarbene Haut und das schwarze Haar der Atlanter. ‚Soviel zu schwarzem Haar und Unglück... obwohl, es ist vielleicht etwas dran, wenn man bedenkt, dass Atlantis untergegangen ist.' Sie blickten ihm freundlich entgegen. „Novizen, das ist Endryl. Er wurde gerade in die Schule gebracht und als würdig befunden. Er wird dieses Jahr mit euch lernen und mit euch die Prüfung zu einem Meister ablegen. Bitte nehmt ihn freundlich in eurer Mitte auf und zeigt ihm die Schule. Stellt ihn bei dieser Gelegenheit gleich den Lehrern vor. Ich überlasse ihn eurer Obhut und veranlasse, dass ein Bett im Jungenquartier bereitsteht." Damit verließ Marten sie.

Die Mädchen kamen auf ihn zu und begrüßten ihn höflich: „Hallo, ich bin Jana. Ich bin ein Luftelementar." Ihre Augen blitzten schelmisch. Er würde auf sie aufpassen müssen. Das andere Mädchen war eher ruhig und gelassen als sie sich vorstellte, „Ich bin Ariane, Wasserelementar." Ein etwas stämmigerer Junge kam auf sie zu. Er hielt Harry die Hand hin und meinte mit einer tiefen Stimme: „Bryan, Erdelementar." Die anderen beiden Jungen kamen und verbeugten sich grinsend: „Christoph und Charles, Feuerelementare." Harry lachte, die beiden erinnerten ihn an die Weasley-Zwillinge. „Hi, ich bin Endryl de Chantal. Jedenfalls haben mich die Elfen so genannt, von denen ich gerade komme." „Welches Element beherrschst du?" fragte Ariane wissbegierig. Sie erinnerte ihn irgendwie an Hermine. „Marten sagte, ich hätte für alle Potential." Sie starrten ihn geschockt an. „Cool." sagte Jana, „Endlich einer mit dem ich fliegen kann." „Du hast Potential für alle Elemente? Das ist noch nie vorgekommen." meinte Ariane nachdenklich. Christoph sagte: „Los, zeigen wir dir die Schule. Übrigens, es reicht, wenn du mich Chris nennst. Das tun alle meine Freunde." „Klar, Chris."

Hier fühlte sich Harry gleich wohl. Sie liefen durch die Schule und ihm wurden alle Klassenräume gezeigt. Im Grunde gab es für jedes Element einen großen geräumigen Klassenraum. Dann zeigten sie ihm die große Bibliothek, den Trainingsraum für das Waffentraining, die Unterkünfte und den Speise- und Festsaal. Außerdem stellten sie ihm die Lehrer vor, Jacob für Erde, Marten unterrichtete Wasser, Juliane unterrichtete Feuer und Alya unterrichtete Luft. Das Waffentraining übernahm ebenfalls Alya und bei Bedarf auch die anderen Lehrer. Auch die Atlanter folgten einer Sieben-Tage-Woche. Die Schüler, Novizen, hatten fünf Tage Unterricht, Samstag und Sonntag waren frei und blieben den Schülern für das Selbststudium. Doch die Lehrer waren eigentlich rund um die Uhr für die Schüler da. Ihre Unterkünfte schlossen an die Unterrichtsräume an, sie hatten es sich zur Lebensaufgabe gemacht, zu unterrichten. Harry wandte sich an Ariane, „Sag mal, sind hier nicht etwas wenig Schüler?" „Du weißt nicht viel über uns Atlanter, oder?" „Nein." „Elementare sind selten. Es gab noch nie mehr als zehn Schüler in einem Jahr. Es sind im Durchschnitt sechs Schüler pro Generation. Alle lernen ein Jahr die Grundzüge der Elementarmagie. Dann legen sie die Meisterprüfung ab. Wer Potential hat, lernt außerdem das Verwandeln in Tiere. Nach der Meisterprüfung vervollkommnet jeder seine Fähigkeiten im Eigenstudium. Die Schule und die Bibliothek stehen allen offen. Die meisten Elementare dienen nach ihrer Ausbildung der Verteidigung von Atlantis. Sie werden aufgrund ihrer übernatürlichen Fähigkeiten von den anderen Atlantern Priester genannt." „Sind das die Leute in der Lederkleidung?" „Gut beobachtet." meinte Ariane. Jana zog ihn weg, „Schluss jetzt, sonst endest du auch als Bücherwurm." Harry lachte und dachte daran, wie sehr er sich in den letzten anderthalb Jahren in dieser Hinsicht geändert hatte. In Hogwarts war er nur widerwillig in die Bibliothek zum Lernen gegangen. Seit dem letzten Sommer im Ligusterweg war das Lernen, insbesondere aus Büchern, zu seiner Natur geworden. Er war fest entschlossen, Voldemort zu besiegen und dazu musste er lernen. Wenn ihn Hermine jetzt sehen könnte, dachte Harry. Oder noch besser Ron, er würde einen Herzanfall bekommen.

Dunkle Zeiten - HP FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt