Hogwarts

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Die Zeit in Grimmauld Place war die furchtbarste, die sie bisher erlebt hatten. Sie wurden in dem Haus ständig an Sirius erinnert und an Harry. Dazu kam, dass immer erschreckendere Nachrichten über Angriffe Voldemorts in den Zeitungen erschienen. Immer öfter war das dunkle Mal zu sehen und bald sagte Molly ihnen, dass es schlimmer wäre, als im ersten Krieg. Beunruhigend kam dazu, dass immer mehr Auroren fielen. Voldemort und seine Anhänger schienen so mächtig geworden zu sein, dass sie ihm nichts mehr entgegensetzen konnten. Zunächst wurde den Teenagern vorenthalten, warum das so war, doch durch den unermüdlichen Einsatz der Erweiterten Ohren und anderer neuer Erfindungen der Zwillinge, bekamen sie es schließlich doch heraus. Einige der Todesser besaßen eine Art Feuerschwerter, gegen die die normalen Schwerter der Auroren nutzlos waren. Sie konnten mit diesen Waffen sogar Flüche reflektieren, wenn sie gut genug waren. Bisher hatten die Auroren nur vereinzelte Todesser mit diesen Waffen ausschalten können und das auch nur, wenn wenigstens vier oder fünf angriffen und auch nur wenn sie den Todesfluch einsetzten. Das durften sie jedoch nur, wenn akute Gefahr bestand und die Situation anders nicht mehr gemeistert werden konnte. Oben drauf kam noch, dass die Auroren in ihrer Gesamtheit den Todessern zahlenmäßig unterlegen waren. Da das Ministerium damals im vierten Schuljahr nicht reagiert hatte, als Harry von der Auferstehung Voldemorts berichtet hatte, war das Department für Sicherheit absolut unterbesetzt und dadurch der Situation nicht gewachsen. Es wurden zwar neue Kräfte rekrutiert, doch diese mussten auch ausgebildet werden. Die Situation war dementsprechend hoffnungslos. Die Auroren wurden zusammengezogen, um die wichtigsten Punkte zu verteidigen, hauptsächlich das Ministerium und einige wenige in Hogwarts und Hogsmeade. Vor zwei Wochen hatte Voldemort die Winkelgasse überrannt. Alle muggelgeborenen Geschäftsinhaber wurden von den Waffenträgern getötet und ihre Geschäfte abgebrannt. Das Geschäftsleben war zum Erliegen gekommen. Viele der Muggelgeborenen Zauberer sind nach Amerika oder woanders hin ausgewandert. 

In Hogwarts herrschte höchste Sicherheitsstufe. Quidditch war ausgesetzt, genau wie die Hogsmeade-Wochenenden. Schüler wurden von den Lehrern zum Unterricht geführt. Außenunterricht wurde nur selten durchgeführt. Jeglicher Frohsinn schien aus der Schule gewichen zu sein, als die Schüler endlich in Hogwarts eintrafen am ersten September. Traurig saßen Hermine, Ginny und Ron am Tisch und betrachteten das Häuserwahl, mit dem die neuen Schüler in die Häuser sortiert wurden. Dumbledores Worte zu Beginn des Schuljahres verhallten für sie leer und trostlos. Nach dem Essen schleppten sie sich lustlos in ihren Gemeinschaftsraum und setzten sich vor den Kamin. Ginny ging erschöpft nach oben in den Schlafsaal.

 Hermine lehnte ihren Kopf an Rons Schulter und seufzte. Ron zuckte erst überrascht zusammen, doch er beruhigte sich schnell wieder. „Harry sollte jetzt mit uns hier sein. Glaubst du immer noch, dass er noch lebt?" fragte sie. „Ich bin mir sicher, dass er noch nicht tot ist. Solange niemand seine Leiche findet, glaube ich nicht daran. Doch wir dürfen nicht verzweifeln und müssen weiterleben, Hermine. Er hätte nicht gewollt, dass wir in Depressionen verfallen." „Du hast recht. Doch ich vermisse ihn schrecklich." „Ich auch, Hermine." Minuten später sammelte Ron all seinen Mut. „Hermine?" „Hmm." „Lie... Liebst du Harry?" „Ja." „Oh." seufzte Ron enttäuscht. Sie hob ihren Kopf und sah ihn überrascht an. Sie hatte einen undefinierbaren Ausdruck in den Augen. „Ich liebe Harry wie einen Bruder Ron, du Narr. Warum fragst du?" „Weil.. ich... ich habe mich gefragt, ähm, was du für mich empfindest." stammelte er. „Was empfindest du denn für mich?" „Ich, ey, das ist unfair. Aber... ich mag dich... ich empfinde mehr als nur Freundschaft für dich. Kannst du... kannst du dir vorstellen, mit mir zu gehen?" fragte Ron und sein Gesicht war inzwischen fast so rot, wie seine Haare. „Lass mich mal überlegen..." ließ sie ihn zappeln, doch dann lächelte sie liebevoll, „Ich dachte schon, du würdest mich nie fragen, Ron. Auch ich empfinde mehr als nur Freundschaft für dich und ich gehe gern mit dir." sagte sie voller Wärme und gab ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Ron war baff und wurde knallrot. Auch Hermines Wangen färbten sich rosa. „Obwohl ich sagen muss, es ist ein ziemlich mieser Zeitpunkt, eine Beziehung anzufangen." seufzte sie. „Du hast recht, Hermine. Aber ich musste endlich Klarheit haben. Ich hab es nicht mehr ausgehalten und ich vermisse ihn auch." Hermine seufzte betrübt und lehnte sich wieder an Rons Schulter. Plötzlich lächelte er und sagte, „Weißt du, wenn er wieder kommt, müssen wir ihm auch eine Freundin suchen. Sonst fühlt er sich schnell wie das fünfte Rad am Wagen." Sie sah ihn überrascht an, dann grinste sie, „Du hast recht. Wollen wir mal mit Cho reden?" Er seufzte, „Cho? Du machst Witze. Sie würde nie mit ihm klar kommen, nicht, wenn wir von einer Freundin reden, die es ernst mit ihm meint. Das wird nicht einfach. Sie muss schon etwas ganz besonderes sein, um mit Harry glücklich zu werden. Er ist so verschlossen und zurückgezogen, macht sich schnell Vorwürfe und nicht zu vergessen sein ‚Rette Menschen'-Tick." „Das ist nicht fair, Ron." sagte sie betroffen.

 Sie erinnerte sich noch zu gut an das letzte Schuljahr, als sie ihm das vorgeworfen hatte. „Hey, das war nicht gegen dich gerichtet. Er hat diesen Tick wirklich und eine potentielle Freundin muss damit umgehen können und wir dürfen auch die Gefahr nicht vergessen, in der er sowieso ständig ist und die er anzieht, wie Motten das Licht, selbst wenn er sich nicht todesmutig in Abenteuer stürzt. Und nicht zu vergessen, sie muss ihm auch gefallen." „Hmm. Was ist mit deiner Schwester?" fragte Hermine und grinste diabolisch. „Ginny? Sie hat ihre Verliebtheit in Harry überwunden, doch das weißt du sicher besser als ich. Du hast schon recht, sie ist stark und sie kennt Harry wie er wirklich ist, doch ich bin mir sicher, dass er in ihr mehr eine Schwester sieht. Das klappt nicht." „Luna?" „Wenn sie mal auf die Erde zurückfindet, können wie sie ja mal fragen." scherzte Ron. „Du bist unfair." „Ich meine es ernst. Ich schätze Luna, versteh das nicht falsch, aber ich glaube nicht, dass sie das Richtige für ihn ist." „Du hast recht. Sag mal Ron, wann hast du dich zum Menschenkenner entwickelt?" „Wenn du darauf anspielst, wie ich mich dir gegenüber verhalten habe, das war etwas anderes. Ich war nervös, ich hatte Angst und ich habe immer Angst gehabt, dass ich unsere Freundschaft zerstöre, wenn ich dich gefragt hätte und du abgelehnt hättest. Meine Streitereien mit dir waren reiner Selbstschutz." sagte er und grinste. „Heißt das, wir streiten uns jetzt nicht mehr?" „Das glaube ich nicht, doch vielleicht gibt mal der eine oder andere nach." sagte Ron lächelnd. „Aber was die Sache mit der Freundschaft angeht, da warst du ein Narr." „Nein, ein Mann. Alle die ich kenne, haben ähnliche Probleme. Denk doch mal an Harry. Er ist mutig und tapfer, wie ein Held nur sein kann. Riesenspinnen, Drachen, Basilisken, Selbst Du-weißt-schon-wer, dem stellt er sich tapfer und ohne zu zögern." „Du bist auch tapfer Ron." „Das ist nicht der Punkt, Hermine. Jetzt denk mal daran, wie er sich geziert hat, Cho zum Ball einzuladen." Sie lächelte bei dem Gedanken, „Du hast recht. Da ist wirklich was wahres dran. Ich dachte immer, Männer wären zu stur um ihre Gefühle zu realisieren, doch vielleicht sind sie wirklich zu schüchtern, um die Frau ihrer Träume anzusprechen." „Ja, und vielleicht halten sie sich ihrer Traumfrau nicht für würdig." fügte Ron abwesend hinzu. „Was?" „Hab ich das eben laut gesagt. Äh..." „Ron, was meinst du damit?" bohrte Hermine nach. „Naja, ich habe mich schon vor dem Ball in dich verguckt, doch ich hätte nie gedacht, dass du dich für mich interessieren könntest. Ich bin aus einer armen Familie und ich kann dir nichts bieten. Du bist viel intelligenter, als ich und selbst solche Berühmtheiten wie Krum umwerben dich. Wo bleibe ich da?" „Ron, du bist ein Narr." „Du wiederholst dich." grinste er. „Du bist mutig und loyal, wie man es sich nur wünschen kann und egal was du denkst, du bist etwas besonderes. Du bist... der einzige Mann von dem ich träume." fügte sie leise hinzu und wieder färbten sich ihre Wangen rosa. Ron beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie erst sanft, dann zärtlich und zum Schluss leidenschaftlich. Schwer atmend löste er sich wieder von ihr. „Wow." flüsterte er. „Ja, wow." stöhnte Hermine leise. „Ich glaube, diese Diskussionen über eine mögliche Freundin für Harry sind fruchtlos. Erstmal muss er wieder kommen, von wo auch immer er ist." sagte Ron nachdenklich.

Dunkle Zeiten - HP FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt