Clays PoV
» when paths cross again «
,,Du solltest aufhören gegen mich anzutreten, langsam wirds peinlich'' lachte ich, um Nick ein wenig zu provozieren. Wir hatten uns an unserem Kickertisch im Zimmer wieder zu schaffen gemacht und wieder hatte er gegen mich verloren. Vor sich hin murmelnd ließ er sich auf die Couch direkt dahinter fallen. Wenn man sich unser Zimmer anschaute, wirkte es kaum wie ein Collegeraum, eher wie eine selbst gestalteter Freizeitraum.
Ich schnappte mir eine Wasserflasche aus unserem Getränkekühlschrank, als ich seinen starrenden Blick auf mir wieder bemerkte. Die letzten Tage hatte ich ihn schon immer wieder dabei erwischt, was er sonst nie getan hatte. Ich beschloss ihn endlich darauf anzusprechen.
,,Du hast dich aber nicht plötzlich in mich verliebt oder so, oder?'' scherzte ich. Mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck musterte er mich.
,,Bist du auf den Kopf gefallen? Soll ich dich ins Krankenzimmer begleiten?'' lachte er.
,,Wie zur Hölle kommst du jetzt auf so einen Müll?'' fragte er und klang schon angewidert.
,,Deine starrenden Blicke sind halt merkwürdig'' zuckte ich grinsend mit der Schulter. Kaum hatte ich das gesagt, setzte er wieder diesen Blick auf.
,,Genau den mein ich! Willst du mir irgendwas sagen?''Er seufzte und wirkte angespannt, es gab also wirklich irgendetwas.
,,Hast du was verbrochen?'' fragte ich, er schüttelte den Kopf.
,,Ich habe dir doch erzählt, dass ich mich mit einem alten Freund getroffen habe, der hier auch angefangen hat'' fing er an, woraufhin ich nickte.
,,Naja...als ich ihn traf, war er nicht alleine...'',,Und?'' hackte ich etwas irritiert nach, bevor ich einen weiteren Schluck aus der Flasche nahm.
,,George saß am Tisch'' sagte er, was mich nicht schlauer machte.
,,Welcher George?'' fragte ich nun noch irritierter.
,,George? George Sulivan?'' klang er nun verwirrt. Es brauchte wirklich einen kurzen Augenblick, ehe es in meinem Hirn ratterte.
,,Verarsch' mich nicht'' entfuhr es mir.
,,Tue ich nicht. George hat hier wohl auch begonnen, sie sind Zimmergenossen'' erzählte er.Sofortige Unruhe schoss durch meine Adern, während Erinnerungen aufkamen, die ich bereits verdrängt hatte. Die Neuankömmlinge waren bereits den vierten Tag hier, ich hätte jederzeit unverhofft auf ihn stoßen können.
,,Weiß er, dass du hier bist?'' fragte ich, er nickte.
,,Weiß er, dass ich hier bin?'' Ich schluckte, er schüttelte den Kopf.
,,Er ist kurz nachdem ich ankam gegangen, hat mir versucht nicht einmal einen Blick zu würdigen.'',,Naja, kann man es ihm übel nehmen?'' kam es leise von ihm, ich starrte ihn an.
,,Wir haben ihn verarscht und dann hat's die ganze Schule noch mitbekommen'' erinnerte er mich wieder daran. Mein Puls stieg, ich wollte mich nicht daran erinnern. Was wir ihm angetan hatten, was ich ihm angetan hatte, sorgte dafür, dass wir ihn nie wieder sahen. Er hatte die Schule verlassen und war wie vom Erdboden verschluckt.,,Er hat anders gewirkt, ich habe ihn erst gar nicht erkannt'' riss er mich aus meinen Gedanken.
,,Inwiefern?'' fragte ich. Er zuckte mit den Schultern und dachte nach.
,,Er war doch immer total der Streber und so zierlich, jetzt wirkt er wie das Gegenteil.'' George und das Gegenteil von dem, was ich kannte? Ich konnte mir ihm kaum anders vorstellen.Obwohl er damals wirklich die perfekte Vorlage eines kleinen zurückhaltendem Strebers war, konnte er meinen Stolz mit einfachen Worten verletzen, was alles ausarten ließ. Ich hatte ihn vor der gesamten Schule bloßgestellt und dazu auch noch geoutet. Ich hatte dafür gesorgt, dass er sich in mich verliebte, um ihn anschließend dermaßen fallen zu lassen.
,,Ich habe Jordan an dem Abend gefragt, ob er und George mit uns abhängen würden. Deinen Namen habe ich aber ausgelassen'' erzählte er mir.
,,Wieso sollte er mit dir abhängen wollen? Du hast zur Sache genauso beigetragen'' spottete ich schon und fuhr mir durch die Haare, während ich mich ebenfalls auf die Couch fallen ließ.,,Findest du nicht, dass wir uns bei ihm entschuldigen sollten?''
,,Das kommt dir nach zwei Jahren in den Sinn?'' entfuhr es mir selbst unglaubwürdig.
,,Keine Ahnung, was aus ihm geworden ist, aber er würde eine Entschuldigung sicherlich nicht annehmen.'' Genau genommen würde kein normaler Mensch mit gesundem Menschenverstand nach zwei Jahren eine einfache Entschuldigung annehmen, das war selbst mir klar. Dennoch würde ich gerne mit eigenen Augen sehen, was Nick meinte, als er sagte, dass George das Gegenteil von dem sei, was er früher war.
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Drowned Emotions
FanfictionDrowned Emotions - zwei Worte, mit denen George sich nur zu gut identifizieren konnte. Nachdem er das erste Mal seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte, wurde er abgrundtief verletzt von der Person, die er dachte, wäre seine Definition von Liebe...