Georges PoV
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,,Wie kommt der Bücherwurm voran?'' ertönte Jordans Stimme, nachdem er das Zimmer am Abend betreten hatte. Ich ließ das Buch, welches ich aus der Bibliothek geholt hatte, aus der Hand fallen und lehnte mich auf meinem Bett seufzend zurück.
,,Ich hätte einfach nicht am ersten Tag einschlafen dürfen'' jammerte ich, woraufhin er lachte.
,,Echt so schlimm?'' fragte er.
,,Der erste Monat ist schon herum und ich habe immer noch kein einziges Wort geschrieben, also ja, es ist schlimm'' antwortete ich schon hoffnungslos verloren.,,Vielleicht solltest du dich einfach mal entspannen und für einen Tag dich nicht damit auseinandersetzen'' schlug er vor. Entspannen? Wie sollte ich das hier tun können, wenn ich von einem schon fast besessenen Ex-Freund verfolgt wurde, sobald ich dieses Zimmer verließ. Bei Gedanken an ihn erinnerte ich mich wieder daran, was in der Bibliothek heute passiert war. Ich hatte viel zu spät reagiert.
Wie sollte ich mich auch überhaupt auf diesen beschissenen Aufsatz konzentrieren können, wenn ich ihn an der Backe hatte? Er nutzte jede freie Gelegenheit, um mir auf die Nerven gehen zu können. Selbst das Ignorieren schien nichts zu bringen, es forderte ihn nur noch mehr heraus. Langsam wusste ich echt nicht mehr weiter. Aber es war auch meine Schuld, ich hatte ihn schließlich genauso angefangen herauszufordern.
Um mich aufs College und diese verdammte Aufgabe richtig kümmern zu können, musste das mit ihm aufhören. Mein einziger Versuch war wohl, mit ihm zu sprechen und das ernsthaft. Letztendlich war das alles langsam auch einfach nur noch echt nervig. Klar, ich hatte mitgemacht und war nicht besser als er, aber er übertrieb es und kannte keine Grenzen.
Zudem es auch einfach nur dämlich von mir war, sich überhaupt in irgendeiner Art und Weise auf ihn einzulassen. Ich wollte und sollte nie wieder ein Wort mit ihm wechseln, geschweige ihm ins Gesicht schauen. Stattdessen ließ ich mich von ihm noch berühren und genoss es. Hatte ich eigentlich gar nichts gelernt?
,,Jordan?'' rief ich ihn, während er ins Badezimmer verschwunden war.
,,Hm?'' hörte ich ihn sagen, ehe er seinen Kopf aus der Türe ins Zimmer fallen ließ.
,,Könntest du mir einen Gefallen tun und Nick etwas für Clay ausrichten lassen?''
Zunächst widmete er mir einen irritierten und verwunderten Blick, doch nickte und hörte zu. So fand ich mich am nächsten Abend in der Bar wartend auf Clay wieder.Aus irgendeinem Grund wurde ich nervös. War es eine dumme Idee, ihn herzubestellen? Was, wenn er mich nicht ernst nahm und es nur als eine weitere Gelegenheit sah, sein Spiel weiterzuspielen? Irritiert über mich selbst schüttelte ich den Kopf, was war los mit mir? Seit wann fing ich wieder an, mir seinetwegen so viele Sorgen oder Gedanken zu machen? Daran erkannte ich erst, wie lange ich schon wieder Zeit mit ihm verbracht hatte. Seit Beginn des Colleges gab es kaum einen Tag, an dem ich ihn nicht neben mir hatte. Ich hätte es nie zulassen dürfen, geschweige mitmachen.
Als ich ihn durch die Türe kommen sah, atmete ich einmal tief durch und versuchte einen ernsten Blick zu bewahren. Zu meiner Überraschung trug auch er einen relativ neutralen Gesichtsausdruck im Gesicht, statt sein provokantes Grinsen. Er setzte sich gelassen gegenüber von mir, mit den Händen in seiner Jackentasche und schaute mich abwartend an. Es vergingen Minuten, die ich ihn einfach nur anstarrte und all meine Gedanken von vorhin sich wiederholten.
,,Also?'' kam es schließlich von ihm.
,,Was ist der Grund für meine Bestellung?'' fragte er. Es irritierte mich immer mehr, wie ernst er plötzlich wirkte. Seine Haltung, sein Gesichtsausdruck, sein Ton - er spielte nicht. Was war in ihn gefahren? Ahnte er vielleicht, worum es hier ging? Nein, er verhielt sich merkwürdig. Ich war mir sicher, dass irgendetwas bei ihm passiert sein musste, denn er wirkte auch bedrückt. Ich durfte jedoch keine Schwäche zeigen, schließlich hatte ich ihn nicht ohne Grund hierher bestellt.,,Ich will, dass diese Spielchen zwischen uns aufhören'' fing ich an und wartete auf seine Reaktion, doch er gab keine von sich. Er saß nach wie vor in derselben Position und schaute mich an, nicht einmal seine Augenbrauen hatten sich bewegt.
,,Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen, das war mein Fehler. Also bitte ich dich, mich einfach in Ruhe zu lassen. Auch ich werde dir bestens aus dem Weg gehen.'' Noch immer gab er keinerlei Reaktion von sich.Seine Augen musterten jeden Winkel meines Gesichts. Ich schluckte und spürte, wie sich die Nervosität wieder ausbreitete. Ich konnte nicht aufhören mich zu fragen, was mit ihm los war. Es war beinah schon beängstigend, wie er sich verhielt. Nicht einmal war er in der bisherigen Zeit so drauf gewesen. Seine Augen hatten sich ebenfalls verändert, der Funke in ihnen war verschollen.
,,Okay'' kam es von ihm.
,,Huh?'' entfuhr es mir. Hatte ich mich gerade verhört oder hatte er einfach nur okay gesagt und damit zugestimmt mich in Ruhe zu lassen? Einfach so? Nun musterte ich ihn, doch er schien es wirklich ernst zu meinen. Normalerweise sollte ich froh darüber sein, doch irgendwo schien es mich zu kränken. Ich hätte wohl nie damit gerechnet, dass er sich so verhalten und einfach zustimmen würde.Etwas stimmte nicht und das war deutlich seh- und spürbar. Doch niemals hätte ich ihn gerade jetzt, nachdem ich ihm gesagt hatte, dass er mich in Ruhe lassen sollte, fragen können, was mit ihm los war. Vermutlich hätte er mich dann ausgelacht und seine ursprüngliche Rolle wieder angenommen und dazu wollte ich es nicht kommen lassen. Ab hier würden sich unsere Wege sowieso wieder trennen und das war gut so.
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Was denkt ihr, könnte der Grund für Clays plötzliches Verhalten sein? 👀
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Drowned Emotions
FanfictionDrowned Emotions - zwei Worte, mit denen George sich nur zu gut identifizieren konnte. Nachdem er das erste Mal seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte, wurde er abgrundtief verletzt von der Person, die er dachte, wäre seine Definition von Liebe...