» unexpected but expected «
,,Wie lange muss ich dich denn noch anflehen?''
,,Gar nicht, meine Meinung wird sich nicht ändern.''
Ich wurde hellhörig, als ich diese Stimme hörte. Mein erster Gerade war, dass es wirklich George sein konnte, der nur wenige Meter von mir entfernt stand. Weder ich sah ihn, noch konnte er mich sehen, da ich um die Ecke hinter einem der riesigen Säulen des Gebäudes lehnte, während ich auf Nick wartete.Der Drang nachzuschauen, ob er es wirklich war, wurde unausstehlich. Würde ich meinen Kopf jedoch um die Ecke wagen, würde ich riskieren direkt von ihm gesehen zu werden. Es war nicht so, als hätte ich Angst davor, ihm gegenüberzustehen. Ich wollte den Überraschungseffekt damit nur noch nicht aufgeben. Zudem ich so deren Gespräch lauschen konnte.
,,Er ist wirklich ein netter und lustiger Typ. Ich verstehe nicht, was du so sehr gegen ihn hast.'' Ich vermutete, dass es sich um Nicks alten Freund Jordan handelte. George entfuhr ein Lachen, was ziemlich spöttisch klang.
,,Dann hat er dir nie seine wahre Seite gezeigt'' antwortete er ihm. Mir fiel auf, dass sich seine Stimme etwas verändert hatte, sie wirkte dunkler.,,Wirst du mir je erzählen, was zwischen euch passiert ist?'' fragte Jordan ihn schon verzweifelt.
,,Gar nichts, unbedeutende Sachen'' kam es von George, was mich zugegeben überraschte. Unbedeutend? Wenn es wirklich nichts und unbedeutend gewesen war, hätte er doch nicht sogar die Schule verlassen? Wahrscheinlich versuchte er die Sache einfach nur zu überspielen. Es juckte mir wirklich in den Fingern, zu ihnen zu gehen. Seinen Gesichtsausdruck zu sehen, sobald er mich sah. Zu sehen, wie er reagierte und was er sagen würde.,,Was macht ihr denn hier?'' ertönte plötzlich Nicks Stimme.
,,Wir sind auf dem Weg zur Bibliothek, der Bursche hier hat mich nach meiner Hilfe für seinen Aufsatz gebeten'' entgegnete Jordan ihm.
,,Ist es nicht noch zu früh für Aufsätze?'' fragte Nick verwundert.
,,Er hat sich gleich am ersten Tag die Zielscheibe auf den Kopf gesetzt und eine wunderschöne Aufgabe von Herrn Barnes aufgedrückt bekommen'' erzählte Jordan neckend. George und einen schlechten Eindruck gleich am ersten Tag? Das konnte ich mir kaum vorstellen, er war immer der Liebling aller Lehrer gewesen. Es wurde auf jeden Fall immer interessanter.George hatte kein Wort mehr gesagt, seit Nick aufgetaucht war.
,,Ich gehe schon mal vor'' kam es wenige Minuten später von ihm, vermutlich an Jordan gerichtet. Ich neigte meinen Kopf nach rechts um die Säule und sah ihn von hinten. Ich staunte nicht schlecht, seine gesamte Körperstruktur hatte sich verändert. Er schien leichte Muskeln aufgebaut zu haben, war gewachsen und auch sein Style hatte sich komplett verändert.Er trug damals so gut wie nur helle Sachen und immer diese Schnösel Shirts. Doch nun war er komplett schwarz gekleidet. Ich hätte ihn wahrscheinlich auf den ersten Blick nicht einmal wiedererkannt. Selbst sein Gang hatte sich sichtlich verändert, er wirkte gelassener, selbstbewusster.
,,Wir kommen heute Abend vorbei, ich bringe ihn noch dazu'' war das letzte, was Jordan zu Nick gesagt hatte, ehe er George förmlich hinterherrannte und ich mich zu Nick begab.
,,Standest du die ganze Zeit schon da?'' fragte er irritiert, woraufhin ich nickte.
,,Haben sie dich gesehen?'' Ich schüttelte den Kopf.
,,Wenn er wüsste, worum es wirklich geht, würde er ihn bestimmt nicht dazu überreden wollen, mit dir abzuhängen'' grinste ich leicht provokant.,,Ich bin so aber nicht mehr'' versuchte er sich zu rechtfertigen.
,,Mag sein, ändert aber nichts an der Tatsache, die passiert ist.''
,,Vielleicht habe ich die Scheiße mit durchgezogen, aber du hast mit ihm gespielt und ihn bloßgestellt, nicht ich'' sagte er plötzlich. Darauf konnte ich nichts sagen, denn er hatte recht.
,,Ich will versuchen es wieder gutzumachen, solltest du vielleicht auch tun. Egal ob er die Entschuldigung annimmt oder nicht. Wir sind keine Teenies mehr.'' Was war mit dem denn auf einmal los? Hatte er echt auf einmal so Schuldgefühle, nur weil George hier war? Die letzten zwei Jahre hatte es ihn auch nicht interessiert.Sich zu entschuldigen, würde immer noch nichts bringen. Er würde sie weder annehmen noch ernst nehmen. Noch hatte ich keine Ahnung, wie sehr George sich charakterlich verändert hatte, aber ich konnte mir gut vorstellen, dass er uns nicht einmal beachten würde. Irgendwie gab er mir diesen Eindruck. Aber ich wusste auch, dass es ihn innerlich dennoch beschäftigen würde. Von außen wirkte er inzwischen vielleicht wie ein taffer Kerl, aber selbst die taffen Kerle hatten ihre Grenzen und Schwächen.
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Drowned Emotions
FanfictionDrowned Emotions - zwei Worte, mit denen George sich nur zu gut identifizieren konnte. Nachdem er das erste Mal seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte, wurde er abgrundtief verletzt von der Person, die er dachte, wäre seine Definition von Liebe...