» 16 «

109 9 5
                                    

Clays PoV

» epiphany «

,,Wow, was ist denn hier los?'' kam es von Nick, der uns irritiert musterte, während George mich auf meinem Bett niederließ und Nick erklärte, dass ich zu viel getrunken hatte. Ehe George wieder gegangen war, widmeten wir uns einen letzten Blick. Unsere Blicke sagten mehr, als wir es in Worten taten. Mein Blick verriet ihm, was für ein Wrack ich momentan war und sein Blick verriet mir, dass er sich geöffnet hatte. Er akzeptierte meine Präsenz, er akzeptierte mich und doch kämpfte er zu Recht noch immer mit Unsicherheiten. Unsicherheiten, die ich ihm gegeben hatte.

Ich wusste nicht, ob es an meiner aktuellen Situation und dem Alkohol intus lag, dass ich ihn küssen wollte. Küssen, wie ich es in meinem Leben noch nicht getan hatte. Als ich mich bei ihm entschuldigte, meinte ich es ernst. Ich hätte nicht geglaubt, dass es so weit überhaupt kommen würde, doch ich war froh darüber.

,,Ich habe mich entschuldigt'' nuschelte ich, während ich noch teilweise gedankenversunken auf den Boden starrte. Nick schaute mich verwundert an.
,,Hast du nicht gesagt es würde sowieso nichts bringen?''
,,Ob es was gebracht hat, weiß ich nicht'' antwortete ich, obwohl ich mir sicher war, dass sich irgendetwas verändert hatte. Selbst ich fühlte mich durcheinander.

Als George mich darum gebeten hatte ihn in Ruhe zu lassen, konnte ich es so leicht, da mein Fokus auf meiner Mutter lag und meine Gefühle ein reines Chaos waren. Ich wäre nicht einmal mehr in der Lage gewesen, ihm weiter so nachzustellen, wie ich es getan hatte. Aber es wäre gelogen zu sagen, dass ich seine Nähe nicht vermisst hatte. Als er in der Bar auftauchte und mir begann zu helfen, wurde ich etwas wütend. Eher auf mich selbst als ihn, denn er half mir trotz allem, was zwischen uns vorgefallen war.

,,Du bist nicht alleine.''
Wieso er das gesagt hatte, wusste ich nicht genau. Vermutlich wollte er mir in dem Moment einfach beistehen und nichts Falsches sagen. Auch wenn er diese Worte vielleicht anders meinte, taten sie gut. Dabei hatte ich seine Hilfe nicht einmal verdient und das war das Schlimmste daran. Ich hatte es nicht verdient von ihm gut behandelt zu werden und das wussten wir beide.

,,Wieso hilfst du mir?''
,,Hasst du nicht alles an mir?''
,,Das dachte ich auch...'' 
Manches von dem, was er sagte, irritierte mich. Hieß es, dass er mich nicht hasste? Wie würde er mich aber nicht hassen können? Ich hasste mich inzwischen selbst dafür, was ich getan hatte. Ja, ich bereute es.

Womöglich bin ich mir erst die letzten Tage wirklich bewusst darüber geworden, aber ich wollte und brauchte ihn an meiner Seite. Als Nick mir erzählt hatte, dass George auf dem College bei uns begonnen hatte, verpasste es mir eine bittere Gänsehaut. Mein Puls stieg an und Angst überkam mich. Angst ihm in die Augen schauen zu müssen nach zwei Jahren. Daran erinnert zu werden, wie sehr ich ihn verletzt hatte. Vielleicht war ich damals sowie noch heute dumm und naiv, aber ich hatte ihn immer wirklich gemocht. Daher hatten mich seine Worte damals auch so gekränkt und zu all dem gebracht. Ich hatte mich ihm zu Schluss so gegeben, wie er mich beschrieben hatte.

Ich bemerkte, dass ich wieder in meine Gedanken gesackt war und schaute zu Nick, der vor sich hin grinste. Den Kopf zur Seite geneigt, musterte ich ihn.
,,Was ist so lustig?'' fragte ich ihn.
,,Lustig nicht, aber schön - '' fing er an.
,, - schön zu sehen, dass du deiner Gefühle klarer wirst.''

Wurde ich das? Selbst wenn, was würde es ändern? George trug meinetwegen Narben in seinem Herzen. Narben, die ihn nie mehr verlassen würden. Zudem war ich momentan so impulsiv und chaotisch wie noch nie zuvor in meinem Leben unterwegs, durch die Diagnose meiner Mutter. Die Gefahr, dass ich ihn erneut verletzen könnte, war zu groß. In einem hatte er immer recht, ich war ein Arschloch.

Mein Gefühl sagte mir, dass wir Frieden geschlossen hatten. Frieden, der bleiben und nicht wieder verschwinden sollte. Also war es womöglich besser, wenn ich ihm weiterhin aus dem Weg gehen würde, auch wenn es mir nicht leicht fiel. Ich würde es mir selbst nicht verzeihen können, ihn noch einmal auf irgendeiner Art und Weise weh zu tun.


----------------------------------------




Drowned EmotionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt