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» drowned emotions «

Die erhobene Lautstärke, nachdem das erste Seminar geendet war, holte mich aus dem Land der Träume zurück. Ich hatte die letzte Nacht so wenig geschlafen, dass meine Augen sich wohl während dem Seminar von selbst geschlossen hatten und das schien meinem Dozenten anscheinend überhaupt nicht zu gefallen, da er mich direkt zu sich bestellte, während die ein und anderen bereits den Seminarraum verließen.

,,Da Sie sich so sehr für das aktuelle Thema zu interessieren scheinen, bekommen Sie zu Beginn eine ganz besondere Aufgabe von mir, Herr...'' Er stoppte und suchte auf seiner Liste, die er mit seinem Zeigefinger abfuhr, nach meinem Namen.
,, - Sulivan'' lächelte er.

,,Das Buch, mit dem wir uns zum Einstieg die nächsten drei Monate beschäftigen werden, wurde noch nicht vorgestellt'' fing er an und kramte etwas aus seiner Tasche.
,,Sie bekommen es jetzt schon, um sich ausführlich mit Ihrer Aufgabe beschäftigen zu können'' Er hielt mir ein Buch hin, wahrscheinlich von dem er auch sprach.
,,Ich möchte, dass Sie einen Aufsatz bis zum Ende dieses Themas in ihren eigenen Worten verfassen, welcher das Buch Drowned Emotions widerspiegelt'' fuhr er fort.

Fassungslos und zugleich geschockt starrte ich ihn an, war das sein Ernst? Wieso musste ich als einziger einen Aufsatz über dieses dämliche Buch schreiben? Nur weil ich die erste Stunde eingeschlafen war? Das war doch nicht fair und dann auch noch ein Buch mit einem Thema, dessen ich mich unnötig nicht widmen wollte. Ich nahm es entgegen und senkte meine Hand, die Freude stand mir wohl ins Gesicht geschrieben.

,,Sehen Sie es als eine Chance sich in meinem Unterricht beweisen zu können'' kam es von ihm, als würde er sich auch noch lustig über mich machen. Am liebsten wäre ich schon gegangen und nie wieder gekommen. Wie konnte mein Collegestart denn dermaßen beschissen beginnen? Als würde ich für den Privatunterricht vor einem Jahr bestraft werden. Dabei hatte ich zu der Zeit genauso viel zu tun wie jeder normale Schüler auch und währenddessen mit mehr als einer Identitätskrise zu kämpfen.
,,Sicher, danke für diese Chance'' presste ich einigermaßen freundlich gespielt heraus, ehe ich mit dem Buch in der Hand als Letztes den Raum verließ.

Vor dem Gebäude fing Jordan mich ab, hatte er auf mich gewartet? Er legte beim Gehen seinen Arm um meine Schulter, als wären wir schon Ewigkeiten die besten Freunde.
,,Und, womit hast du einen auf den Deckel bekommen?'' wollte er neugierig wissen. Ich hielt schweigend das Buch in die Höhe, welches er sich ansah.
,,Ich habe die Ehre und darf zum Ende des Themas einen Aufsatz in eigenen Worten verfassen, der dieses Buch widerspiegelt.''
,,Nicht dein ernst'' versuchte er sich ein Lachen zu verkneifen.
,,Scheint so, als hätte er sich seinen Lieblingsschüler schon ausgesucht'' scherzte er noch.

Er gab mir das Buch zurück, ehe wir unser Zimmer erreichten und betraten. Während er sich direkt aufs Bett fallen ließ, legte ich dieses Buch erstmal zur Seite und checkte mein Handy. Ich fragte mich, ob er mit Nick über mich gesprochen hatte und wenn ja, was und ob Nick ihm von mir erzählt hatte.

Ich erinnerte mich daran, dass er sagte, sein alter Freund, der sich als Nick herausstellte, ebenfalls auf dieses College gehen würde. Hieß das, er war ein Jahrgang über uns? Bei der Neuaufnahme hatte ich ihn schließlich nicht gesehen. Es würde Sinn machen, denn nach dem Abschluss hatte ich mich erst auf mich konzentriert, ehe ich das College angetreten hatte. Somit war seit dem Abschluss ein Jahr vergangen.

Ich wollte Jordan aber auch nicht danach fragen. Sollte Nick wirklich etwas erzählt haben, wollte ich lieber im unwissenden Streben, als mit der Unannehmlichkeit klarkommen zu müssen. Eigentlich wollte ich auch überhaupt nichts mehr darüber wissen, sondern einfach endlich damit abschließen.

Ich starrte auf das Buch, welches mir Herr Barnes für den Aufsatz gegeben hatte. Wie sollte ich überhaupt einen Aufsatz über dieses Thema schreiben können und dann auch noch in meinen eigenen Worten? Mehr oder weniger wurde ich gezwungen, aus eigenen Erfahrungen zu schreiben. Als würde er wissen, wie sehr dieses beschissene Thema auf mich zutraf. Ich fühlte mich hilflos ausgeliefert. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. Eigentlich war ich schon wieder reif für einen weiteren Besuch in der Bar.


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Drowned EmotionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt