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Georges PoV

» empty but full «

Ich starrte auf den Bildschirm meines Laptops, noch immer hatte ich kein einziges Wort geschrieben. Wie sollte ich über ein Thema der Emotionen schreiben können, wenn meine eigenen ein reines Chaos waren? Ich hatte das Gefühl kaum noch zu wissen, wo vorne und hinten war. Seufzend ließ ich mich auf dem Stuhl zurückfallen und streckte meine Arme, die anschließend an meinem Hinterkopf verweilten.

Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht, einfach im Krankenhaus bei seiner Mutter aufzutauchen? Als er mir von ihrer Diagnose und Zustand erzählt hatte, fühlte es sich einfach so an, als müsste ich es. Dabei hatte ich kein Recht dazu. Auch wenn es sich richtig für mich anfühlte.

,, - verlieb dich nicht noch einmal in mich, bitte.''
Wieso hatte er das gesagt?
Wieso glaubte er, dass ich es tun würde?
Und wieso wusste ich, dass ich es bereits tat?

Mein College sollte mit einem Neuanfang starten, alles Vergangene hinter mir lassen. Stattdessen passierte das, was ich mir nicht mal als letztes vorgestellt hatte - einen Neuanfang mit ihm. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass er sich nicht im Geringsten verändert hatte und noch immer dasselbe Arschloch wie zuvor war. Inzwischen war er anders, unser Verhältnis war anders.

Zum Teil erinnerte es mich sogar an unseren wirklichen Anfang. Die Zeiten, in denen ich ihn aus der Ferne beobachtet hatte, unsere Augen sich trafen, die Anspannung spürbar war. Er wusste, dass ich ihn mochte und genau so war es auch jetzt. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wusste ich wieso er das gesagt hatte, denn er wusste, was ich fühlte. Er war schon immer meine größte Schwachstelle gewesen.

Ich fühlte mich verloren, was sollte ich bloß tun?
Nie wieder wollte ich etwas mit ihm zu tun haben. 
Nie wieder wollte ich ihn auch nur annähernd in meiner Nähe haben.
Nie wieder wollte ich ihn überhaupt sehen.
Und jetzt hatte ich das Gefühl, es doch zu wollen.

Aber was, wenn er doch nur mit mir wieder spielte? Mich ausnutzte und wieder fallen ließ? Nochmal würde ich das mit Sicherheit nicht verkraften können. Ich hatte mich zwar als Person ebenfalls verändert, aber tiefe Narben blieben und würden es auch immer bleiben. Sie sorgten für Unsicherheiten, ganz egal wie sehr man sich verändert hatte.

,,Fällt dir noch immer nichts ein?'' ertönte plötzlich Jordans Stimme hinter mir.
,,Musst du mich so erschrecken?'' entfuhr es mir erschrocken.
,,Sorry'' lachte er auf und setzte sich auf mein Bett, während ich an meinem Schreibtisch daneben noch saß und weiterhin auf den leeren weißen Bildschirm starrte.

,,Komm schon, so schwer kann es doch auch wieder nicht sein, irgendetwas über Emotionen zu schreiben'' kam es von ihm. Für mich war es verdammt schwer, denn ich konnte noch nie wirklich gut mit meinen umgehen. Ich hatte Emotionen, Gefühle, einmal richtig zugelassen und wurde anschließend gebrochen. Ich hatte das Gefühl nicht einmal wirklich zu wissen, was Emotionen eigentlich waren.

,,Nick hat mich gefragt, ob wir mal wieder zu ihnen kommen und etwas abhängen wollen'' wechselte er das Thema. Ob es eine so gute Idee war?
,,Diesmal sind auch andere dabei, zwei aus deren Jahrgang'' erzählte er, ich nickte nur.
,,Ist das ein ja?'' fragte er nach, woraufhin ich erneut nickte. Vielleicht würde mir ein wenig Ablenkung guttun. Meine Gedanken kreisten sich in letzter Zeit nur noch um Clay.

,,Dann mach dich mal fertig'' rief Jordan und sprang vom Bett in die Hände klatschend auf.
,,Huh?'' entfuhr es mir irritiert.
,,Na wir gehen nachher zu ihnen.''
,,Oh'' entkam es mir nur. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es heute war.
Als ich auf die Uhr schaute, runzelte ich verwundert die Stirn, saß ich wirklich schon zwei Stunden hier und starrte auf den Bildschirm, dass es bereits kurz nach 20 Uhr war?


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Drowned EmotionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt