Fremde

15 2 4
                                    

„ABENDESSEN!!", ruft meine Mutter aus der Küche. Man könnte meinen sie kocht den ganzen Tag nur...und damit hätte man auch irgendwie recht. Es ist ihr Hobby.

Ich laufe die Treppe hinunter und treffe meine Familie wie sie den Tisch deckt. Für mich bleiben nur noch die Teller übrig. Aber das macht nichts.

Zum Abendessen gibt es den Rest von der Pilzsoße heute Mittag mit Spaghetti. Es schmeckt fast so gut wie mit Omelette. Wir haben fast immer etwas von der Pilzsoße übrig die wir dann zum Abendessen verputzen.

„Was hast du oben schönes gemacht, Mäuschen?",fragt mich mein Vater auf einmal. Ich wollte ihm es nicht sagen, da sie mir schonmal gedroht hatten, mir einen Psychologen zu beschaffen, wenn ich mich nur in mein Zimmer verkrümle. Sie meinen ich leide an Depressionen. Aber ich bin mir sicher, dass sie falsch liegen. Ich bin nicht depressiv, ich habe nur Sehnsucht. Schreckliche Sehnsucht nach Freiheit. Nach der Natur.

„Ach, nichts besonderes. Ich habe Musik gehört", versuche ich mich heraus zureden. Irgendwie war das nicht mal gelogen. Ich habe der Melodie des Waldes gelauscht. Ich hatte mein Fenster offen und auf den Klang der Tiere und des Windes gehört. „Was den für Musik?", fragt nun auch meine Mutter. Mist. Was soll ich jetzt sagen. „Normale Musik. Wie die meisten Leute." Ich hoffe das war genügend um sie ruhig zustimmen. „Ach so. Na dann ist ja gut", freut sich meine Mutter. Ich habe meine Eltern täuschen können. Doch mein Bruder wirft mir einen fragenden Blick zu. Es ist deutlich schwerer Leonardo zu täuschen als meine Eltern. Ich weiß, er weiß, dass das nicht die Wahrheit ist. Aber ich konnte jetzt nicht mehr auf das Thema eingehen.

Den Abend saßen wir noch gemütlich am Tisch, als plötzlich jemand an der Tür klopft. Wir schauten uns fragend an. Wer sollte so spät noch klopfen? Meine Mutter steht auf und geht zur Tür.

Dort begegnet sie einem Mädchen in meinem Alter. Sie besitzt dunkles Haar und grüne klare Augen. Meine Mutter fragt sie höflich: „Guten Abend. Was führt dich zu uns?" „Wohnt eine gewisse Flora Walton hier?", fragt die unbekannte Frau. Ich blicke meine Mutter an. In ihrem Blick erkenne ich, dass sie denkt es sei eine Freundin von mir und winkt mich zur Tür.

Schwer stehe ich auf und laufe die wenigen Meter zu unserer hölzernen Haustür. Meine Mutter geht zurück in die Küche und lässt mich allein bei der Fremden. „Hallo? Ich glaub ich...", setze ich an doch ich kann meinen Satz nicht zu Ende bringen. „Komm zu uns! Beeil dich!", flüstert das Mädchen und geht.

Was zum? Was war denn das? Ich weiß nicht zu wem ich kommen muss. Wer ist sie? Woher kennt sie mich? Warum war sie hier? Und warum ist sie so schnell verschwunden?

Fragen über Fragen und keine Antworten. Das war das seltsamste was mit je passieren ist. Außerdem...wie war sie so schnell verschwunden? Innerhalb von Sekunden war sie weg!

Ich gehe zurück in die Küche und sehe dort meine Familie, die mich ansieht als hätte ich beim Lotto mitgemacht und gerade das Ergebnis bekommen. „Kennst du dieses Mädchen?", will meine Mutter wissen. Mein Vater fragt: „Wer ist sie?" Und mein Bruder fragt mich mal wieder mit seinen Augen. Ich überlege ob ich es ihnen sagen soll und entscheide mich dies nicht zu tun. „Das ist Lea. Aus meiner Schule. Sie ist 2 Klassen unter mir. Sie hat mich etwas wegen Schule gefragt", lüge ich. Anscheinend glaubt sogar mein Bruder diesmal die Lüge und wendet sich von mir ab.

Da wir fertig gegessen haben und es Sonntagabend ist, verziehe ich mich in mein Zimmer. Dort angekommen lege ich mich auf mein Bett und sehe nach draußen. Die Sonne lässt ihre letzten Strahlen in mein Zimmer fallen. Ich genieße diesen Moment mit jeder Faser meines Körpers.

Es ist wunderschön

Doch leider Vergehen Sonnenuntergänge so schnell und der Moment hält nur wenige Sekunden. Ich sehe nach draußen und bewundere die Silhouetten der Bäume. Die letzten Vögel verstummen und nun übertönt das Zirpen der Grashüpfer alles. Es wird immer dunkler.

Ich gehe ins Badezimmer, um mich Bett fertig zumachen. Dort kämme ich meine langen, dunkelbraunen Haare und sehe meine grünlichen Augen im Spiegel. Sie sind ähnlich wie die meiner Mutter. Nur sind meine dunkelgrün wie die Nadeln einer Tanne und besitzen hellgrüne Sprenkel.

Fertig. Nach ungefähr einer Stunde komme ich aus dem Bad. Es ist mittlerweile fast um 10 Uhr. Draußen ist es dunkel. Ich sehe Glühwürmchen fliegen. Sie beleuchten den Wald und das Feld in dem Frösche gerade ein Konzert geben. Das ist die Melodie der Natur.

Wunderschön

The Endless Forest Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt