„Flo! Du hast verschlafen! Aufstehen!", ruft mein Bruder. „Was?! Ich dachte es wäre heute noch frei?", schreie ich entgeistert zurück. „Ach ja stimmt. Ich hatte es vergessen. Ich gehe schließlich weder zur Schule noch Arbeiten und mein Studium fängt erst nächstes Jahr an. Tut mir leid. Wenigstens bist du jetzt wach!", höre ich ihn aus der unteren Etage rufen. „Schönen Dank auch. Ich weiß nicht was du mit wenigstens meinst, aber ja, ich bin jetzt wach", rufe ich zurück.
Müde schmeiße ich meinen Kopf zurück in mein Kissen. Ich hatte gerade einen Traum. Und an der besten Stelle wurde ich heraus gerissen.
Es ging um Cupcakes. Sie lagen alles samt auf einem Teller. Aber um sie zugewinnen, musste ich Pokern. Nur kann ich leider nicht gut Pokern. Ich hatte es oft mit meiner Mutter gespielt, aber nicht oft gewonnen.
Jedenfalls war ich optimistisch, die Cupcakes zu gewinnen. Die Karten waren jedoch keine Poker-Karten und mein Gegenüber auch kein Poker-Spieler.
Ich habe es dann dennoch gewonnen und wollte gerade in meinen wohlverdienten Cupcake beißen, da hörte ich die Stimme meines Bruders aus der 1. Etage rufen.Und dann bin ich aufgewacht und der Traum zerplatzt wie eine Seifenblase. Meinen Cupcake hatte ich nicht essen können.
Ich schließe meine Augen in der Hoffnung, wieder einschlafen zu können. Doch wie so oft funktioniert es nachdem man einmal aufgewacht ist nicht mehr. Also stämme ich meinen Körper auf meine Beine und bewege mich die Treppe hinunter.
„Hast du dich nicht wieder schlafen gelegt?", platzt Leo mit der 1. Frage am Morgen heraus. „Tatsächlich nicht. Du hast mich schließlich so liebevoll aus dem Schlaf geweckt." „Ist das dein Ernst? So liebevoll fand ich es garnicht", meint mein Bruder irritiert. „Es gibt ein einfaches Wort dafür. Ironie", präge ich ihm ein. Dafür ernte ich leider nur ein Augenrollen und setze mich anschließend an den kleinen hölzernen Tisch in der Küche.
Es wäre zu aufwändig, jetzt extra noch den Esstisch im Wohnzimmer zu decken. Dies machten wir nur, wenn es ein besonderer Tag war oder manchmal am Wochenende. Doch heute war einfach frei. Und Mama und Papa wären so oder so jetzt nicht da gewesen.
Zum Frühstück gibt es Rührei mit Speck. Mein Bruder liebt das Kochen. Genauso wie meine Mutter. Mich sollte man lieber nicht an die Lebensmittel Verarbeitung heranlassen. Ich hatte einmal einen Kuchen backen wollen. Doch leider hatte ich das Mehl vergessen. Für einen Kuchen war es definitiv nicht fest genug gewesen.
Danach habe ich von Mama erst einmal Koch- und Backverbot bekommen. Denn der Kuchen war danach hin gewesen. Selbst wenn man Mehl noch hinzugegeben hätte, wäre es vorbei gewesen. Ich hatte die Schüssel auf den Herd gestellt. Der war leider noch vom Butter Erwärmen an gewesen.
Der Teig - falls man es überhaupt noch so nennen konnte - war hin.Genau aus diesem Grund kocht mein Bruder lieber an meiner Stelle.
„Ich gehe nach oben, okay?", sage ich zu meinem Bruder. „Okay", erwidert er kurz.
Als ich oben ankomme, sehe ich zuerst aus meinen Fenster. Es ist schönes Wetter. Die Sonne scheint und die Vögel zwitschern. Ein toller Tag. Ich sollte rausgehen und den Tag genießen. Von der Wiese am Waldrand hat Ina nie gesprochen. Und die Regeln ein bisschen ausreizen ist nicht verboten.
Ich laufe zur Tür und öffne sie. Doch statt dass ich heraus laufe, werde ich von zwei Menschen aufgehalten. Sie sind beide nicht sehr groß. Die eine hat dunkle rot-braune Haare und die andere besitzt eine schwarze locken Mähne.
„Bist du zufällig Flora?", fragt die Schwarzhaarige. „Ja, die bin ich. Und wer seid ihr wenn ich fragen darf?", erwidere ich. „Das spielt keine Rolle. Das Einzige, was wichtig ist, ist dass du echt egoistisch bist. Oder bist du vielleicht einfach nur vergesslich?", feuert die andere mit entgegen.
„Wie bitte?", regiere ich geschockt. Wie unhöflich kann man eigentlich sein?
„Du ignorierst ständig unsere Hilferufe", kommt es etwas freundlicher von schwarzhaarigen zurück. „Es ist echt kraftaufwändig, sich in seinen menschlichen Körper zu verformen, wenn man kein Gestaltwandler ist", faucht die rothaarige.
Aha. Verstehe. Die Armen haben einen an der Waffel.
„Du bist so eingebildet!", sagt die rothaarige sauer zu mir. „Weißt du was Flamme? Ich glaube ihr seid die mit dem Problem. Und komm mal runter. Schließlich steht ihr an meiner Haustür", versuche ich sie zu beruhigen.
„Flamme? Wer soll das sein?", erwidert die rothaarige. „Na du", sage ich. „Und ich soll unhöflich sein? Was fällt dir ein, anderen Leuten Namen zu geben? Mein Name ist Rubina! Und wehe du nennst mich noch einmal anders. Dann geb ich dir Flamme!", erklärt sie gereizt.
„Okay. Schön. Also ich bin Saphira und entschuldige mich für meine Schwester. Sie ist leicht reizbar", sagt das andere Mädchen.
„Ich kann mich selber entschuldigen", meint Rubina, „Aber das werde ich nicht." Oh je , ist dieses Mädchen anstrengend.
„Schön. Ich bin Flora, aber wie es aussieht, kennt ihr mich schon. Nur würde ich gerne wissen woher und warum ihr mich als egoistisch bezeichnet", erkläre ich leicht genervt. „Das woher kann ich dir nicht beantworten, aber das warum ist leicht. Unsere Cousine Smaragda hat dir schon gesagt, dass wir dich brauchen, aber du hast es ignoriert", erläutert mir die freundlichere Saphira.
„Woher wisst ihr von meinem Traum?", frage ich skeptisch. „Als Wiesel hätten wir deine Gedanken gelesen, aber als Mensch-"„Rubina! Du sollst doch nichts erzählen! Es ist schlimm genug, dass sie unsere Namen kennt!", unterbricht Saphira ihre Schwester. „Sie hat Smaragdas Verwandlung gesehen", schnauzt Rubina sie an. Dafür bekommt sie nur einen Blick, der hätte töten können.
„Flora? Wer ist an der Tür?", ruft mein Bruder aus der Küche. Ich habe ihn ganz vergessen. Alarmiert schaue ich zwischen Küche und den beiden, sich mit Blicken tötenden, Mädchen umher.
„Ach niemand", rufe ich Leonardo entgegen. „Ich höre Stimmen. Wer ist da, Flora?", fragt er erneut. Ich kann Schritte hören. Nein, das nicht auch noch.
Ich schaue zu den beiden Mädchen vor mir. „Verschwindet sofort von der Tür!", zische ich ihnen entgegen. „Wie unhöflich!", kommt es von Rubina zurück. „Du warst auch nicht höflicher. Also los! Geht weg bevor mein Bruder kommt!" Saphira scheint verstanden zu haben und zieht ihre Schwester mit sich von der Tür weg.
Augenblicklich kommt mein Bruder zum Vorschein. „Flora, wer war da?", fragt mein Bruder skeptisch. „Wie gesagt, hier ist niemand", erwidere ich. Das war knapp.
„Ich hätte schwören können, dass da jemand war", meint mein Bruder nachdenklich. „Du solltest nicht schwören. Hier war wirklich niemand an der Tür", erkläre ich ihm. „Seltsam", murmelt er und geht wieder zurück zur Küche.
Ich werfe einen Blick nach draußen. Die beiden eigenartigen Mädchen sind verschwunden. Vielleicht sollte ich aber doch einmal auf die Suche nach ihnen gehen. Sonst kommen vielleicht noch schlimmere Gestalten. Die Frage ist nur, wo soll ich suchen? Schließlich ist ‚Finde uns!' keine besonders genaue Beschreibung.
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The Endless Forest
FantasyPure Fantasie. Das denkt jeder, wenn er an einen endlosen Wald mit eigenartigen Wesen denkt. Jeder würde es für verrückt halten. Aber, was, wenn ich dir sage, dass es tatsächlich so etwas gibt? Und ich dorthin geraten bin? Hätte mir jemand gesagt, d...