Deja-vu

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Mein Bruder wirft mir weiterhin fragende Blicke zu. Ich kann ihn verstehen. Schließlich waren wirklich zwei Mädchen an der Tür gewesen und hatten mit mir gesprochen. Nur kann ich ihm nichts sagen. Er würde Antworten wollen und die kenne ich ja selbst nicht einmal.

Ich weiß weder, wer oder was sie sind, noch weiß ich was sie von mir wollen. Ich habe keinen Plan wo ich sie finden kann. Es ist jedoch höchst eigenartig, dass sie von meinem Traum mit Smaragda wissen.

Leider besitze ich das komische Gefühl, dass sie etwas mit dem Wald zu haben. Doch habe ich ja Verbot bekommen. Und ich bin keine Person, die ihre Versprechen bricht.

Aber wenn ich nicht hin gehe, kommt Rubina wieder und steht nachts um 3 an meinem Bett. Zumindest könnte ich es ihr zu trauen.

Also habe ich die Wahl zwischen Ina, die ich eh schon verloren habe und Rubina, die mich in meinen Träumen heimsuchen würde. Definitiv keine faire Option. Aber um ehrlich zu sein, habe ich vor Rubina mehr Angst. Sie hätte mich wahrscheinlich ohne Saphira komplett zusammen geschlagen.

Ich seufze. Eigentlich habe ich es Ina versprochen, doch sollte man niemals sein Leben vernachlässigen. Und in meiner Situation kann man sicher eine Ausnahme machen.

„Leo, ich gehe mal raus, okay? Ich nehme mein Handy mit, aber ich weiß nicht, ob im Wald Empfang ist", sage ich zu meinem Bruder. Er kennt mich. Das ist zwar nicht immer hilfreich, aber in diesem Falle ist es perfekt. Er weiß, dass ich den Wald liebe und wird es mir deswegen auch nicht verbieten.

„Okay. Wann wirst du wieder da sein? Ich möchte einfach wissen, ob ich etwas kochen muss", erwidert er gelassen. „Du brauchst nichts kochen. Ich weiß zwar nicht wann ich wieder da sein werde, aber definitiv nicht vor den Mittag", antworte ich. Er nickt mir dankend über die Antwort zu und wendet seinen Blick ab.

Ich drehe mich um und laufe in Richtung Haustür. Hoffentlich begegnen mir nicht wieder komischer Leute. Ich will einfach nur noch in den Wald und einen klaren Kopf bekommen. Über meinen Vater, meine Träume, Rubina und Saphira...
Es war einfach zu viel in letzter Zeit.

Ich öffne die Tür. Bitte, bitte lass niemanden davor stehen.

Es scheint niemand da zu sein. Ich atme beruhigt aus. Es war Quatsch gewesen die Luft anzuhalten. Warum sollten sie noch einmal auftauchen.

„Psst", höre ich jemanden flüstern. „Hallo?", frage ich verwirrt. „Flora! Ich bin's!", kommt es zurück. Ja schön. Mit der Antwort kann ich viel anfangen. „Wer ist ich?", frage ich genervt. Ich höre ein leises Seufzen. Schon kommt eine bekannte Person zum Vorschein.

„Saphira?", sage ich verwundert. Was macht sie hier? Anscheinend schaffe ich es nicht mehr aus der Tür, ohne irgendjemanden zu treffen. Ich brauche es gar nicht mehr versuchen.

„Hör zu. Eigentlich dürfte ich nicht hier sein. Du lässt mir aber keine andere Wahl. Bitte folge mir und stell keine Fragen. Ich werde dir alles nötige erklären", erklärt sie flüchtig.

Um genau zu sein, kenne ich sie eigentlich nicht. Und meine Mutter hatte mir schon frühzeitig eingeprügelt, dass man mit keinen Fremden mitgehen sollte.

Andernfalls kennt sie mich anscheinend in und auswendig. Zählt diese Regel nur für Leute die ich nicht kenne und die mich kennen oder auch für Leute die komplett fremd sind?

„Komm jetzt!", flüstert Saphira ungeduldig und zieht mich mit sich von meinem Haus weg. Anscheinend brauche ich mich nicht mehr fragen, ob ich mit gehen sollte. Saphira hat dem Anschein nach schon für mich entschieden.

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