»AUFGEWACHT!« Geschockt schrecke ich hoch. Auf mir sitzt ein kleines schwarzes Wiesel. »Alles gut, ich bin es nur«, beruhigt mich Saphira. Ich werfe ihr einen verschlafenen und bösen Blick zu.
»Komm du Schlafmütze! Ich bringe dich zu Topas«, drängelt mich das Wiesel. „Hat das keine Zeit?", erwidere ich müde und drehe meinen Kopf in mein Kissen. »Nein! Nicht wieder einschlafen!« Auf einmal spüre ein Ziehen an meiner Bettdecke. Das meint sie doch nicht ernst.
Mit einer leichten Handbewegung fege ich das Wiesel von meiner Decke. Ein kleiner Ton ertönt, als sie auf dem Boden aufkommt, doch sie hat sich nicht verletzt.
»Na gut! Wie du willst!«, kommt es von Saphira herausfordernd zurück. „Ich will nur schlafen", entgegne ich und drehe mich in eine bequeme Position. Ich höre noch wie das kleine Wiesel aus dem Zelt huscht und freue mich auf die Fortsetzung meiner Entspannung.
Plötzlich streicht jemand meinen Zeltvorhang zur Seite. Ich bin jedoch zu faul, um mich umzudrehen.
„Aaaaa!" Hart falle ich auf den Boden. Ich schaue auf und erblicke Saphiras Gesicht. „Was sollte das?!", meine ich entsetzt zu ihr. „Tja, du hast es nicht anders gewollt. Und dich aus der Matte zu werfen, erscheint mir als die effektivste Methode", erwidert sie, „Und jetzt komm mit."
Zusammen verlassen wir das Zelt. Ich hoffe Saphira kann meinen dunklen Blick im Nacken spüren. Niemand, wirklich niemand kommt so einfach davon, wenn er mich aus dem Schlaf weckt. Auch kein Wiesel.
„Wo gehen wir nochmal hin?", frage ich immer noch müde. „Wir gehen zu Topas. Du musst lernen, deine Gedanken abzublocken", antwortet sie. Stimmt, weil hier alle zu neugierig sind und ständig Gedanken lesen.
Endlich stehen wir vor einem neuen Zelt. „Geh hinein. Ich werde mich um meinen eigenen Kram kümmern", sagt sie und verschwindet im Grünen.
Vorsichtig trete ich ein und vernehme einen angenehmen Duft. Es scheint ein sehr heiliger Ort zu sein...
„Nein, ich mag einfach den Geruch. Schließlich muss ich hier wohnen und wollte es mir gemütlich machen", sagt eine fremde Stimme. Ich zucke leicht zusammen. Es war leicht erschreckend, eine Stimme aus dem Hintergrund zu hören.
„Ich bin Topas und du bist Flora, richtig?", sagt ein Junge. Ich sehe ihn hervor treten.
Er ist wahrscheinlich nicht älter als ich und etwas kleiner. Auch er verkörpert seinen Stein. Der Topas tritt in vielen Farben auf, aber er scheint die gelbliche Erscheinung zu verkörpern.
Der Junge hat blondes Haar und braun-gelbe Augen. Warum haben hier alle so wunderschöne, klare Augen? Sie sind so...magisch.„Also Flora, du musst wirklich lernen, deine Gedanken abzublocken. Sie sind ziemlich laut. Kein Wunder, dass dich Aura so einfach ließt", unterbricht Topas die Stille. „Oh..eh..ups", erwidere ich verlegen. Es ist schon etwas peinlich, wenn jemand deine ganzen Gedanken sieht.
„Komm mit. Hier kann ich es dich nicht lehren", sagt er und deutet mir, nach draußen zu gehen. Zahm folge ich dem Befehl und verlasse das Zelt.
Gemeinsam laufen wir durch den Wald. Der Unterschied ist, dass Topas einen Plan hat wohin und ich mich nur hinterher schleppe.
Nach einer Weile halten wir an. Ich sehe mich um. Hier ist nichts, außer einer kleinen Lichtung. „Diese Lichtung ist ähnlich, wie das Heiligtum. Das Heiligtum währe zwar der beste Ort um zu üben, aber es ist mir nicht erlaubt, dich dorthin zu bringen", erklärt er und ich nicke. Nochmal brauche ich keinen Krieg mit Rubina.
„Setz dich einfach hin. Es ist nicht so gemütlich, wie du es gewohnt bist, aber ich hoffe es ist dennoch kein Problem", meint Topas. „Alles gut, es ist perfekt", erwidere ich und setze mich auf die weiche Erde.
„Um deine Gedanken abzublocken, musst du dich auf sie konzentrieren - zumindest am Anfang", erklärt er. „Wie ist das gemeint?", frage ich verwirrt. „Stell dir vor, du würdest eine Wand um deine Gedanken bauen. Mache sie für die anderen unerreichbar." „Ich soll mir eine Wand vorstellen?", entgegne ich. „Nein. Wenn du dir eine Wand vorstellst, baust du einen Gedanken den die anderen sehen können. Auch wenn sie erst nur eine Wand bemerken, sie kommen schnell vorbei und du bist angreifbar", erklärt er. „Was soll ich mir dann vorstellen?" „Kein Objekt. Schütze deine Gedanken. Mauere sie ein. Blocke sie ab", erwidert er.
Okay. Ich muss meine Gedanken beschützen. Ich muss sie einmauern. „Konzentriere dich Flora!", erinnert mich Topas. Eine Wand...
„Sehr gut. Deine Gedanken sind zwar sichtbar, aber verschleiert. Es ist sehr schwer, aber du wirst das schaffen. Konzentriere dich", meint er.
Na schön. Ich schaffe das.
„Ey! Was soll das! Ich spüre dich regelrecht in meinem Kopf!", meine ich wütend. Es war ein schreckliches Gefühl. Es fühlte sich an wie kalte Finger, die meine Gedanken umklammern wollten.
„Tut mir leid. So etwas passiert meistens nur den unerfahrenen, aber ich wollte sehen, ob du es schaffst, in dieser Situation deine Gedanken abzublocken. Und du hast es geschafft. Du hast automatisch deine Mauer errichtet", entschuldigt er sich. Wirklich? Habe ich es geschafft?
„Du hast das Prinzip verstanden. Nicht dass du schon fertig bist, aber ich möchte dir den nächsten Schritt erklären. Das Ziel ist es, diese Mauer dauerhaft aufrecht zu erhalten. Sie wird nicht so stark sein, wie wenn du dich konzentrierst, aber sie wird deine Gedanken schützen", erläutert er. Wow, das Training geht schnell vorwärts.
„Du wirst dieses Ablocken noch lange üben müssen, aber du kannst es schaffen. Mache es genauso, wie gerade eben und du hast es bald. Wenn du meinst soweit zu sein, komme bitte wieder und ich werde es überprüfen", sagt er und nickt, „Jetzt geh. Das war's für heute."
„Eine letzte Frage habe ich noch", meine ich. „Ja bitte?", erwidert er freundlich. „Alle können Gedanken lesen, richtig? Kann man das ebenfalls erlernen?", frage ich. „Diese Gabe besitzen nur die Waldseelen und die Gestaltwandler. Die Waldflüster, also jemand wie du, können maximal die Verbindung zu ihrem inneren Tier aufbauen", erklärt er. „Mein inneres Tier?" „Ja, es ermöglicht dir Dinge, die du als Mensch nicht mal zu träumen wagst", antwortet Topas. „Wie kann ich die Verbindung aufbauen?", frage ich. „Das kann dir wahrscheinlich Aura am besten erklären oder du versuchst es bei Rubina." „Ich versuche es bei Aura. Ich verstehe mich mit ihr besser, als mit Rubina", entgegne ich ihm.
„Hast du noch eine Frage?" „Nein. Vielen Dank für deine Zeit. Man sieht sich", bedanke ich mich und verabschiede ich mich von Topas.
Okay, was jetzt? Ich könnte zu Aura gehen. Ja, das wäre eine Option. Doch wo ist Aura? Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mich findet, ist höher, als dass ich sie finde. Egal. Eine andere Möglichkeit habe ich nicht.
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The Endless Forest
FantasyPure Fantasie. Das denkt jeder, wenn er an einen endlosen Wald mit eigenartigen Wesen denkt. Jeder würde es für verrückt halten. Aber, was, wenn ich dir sage, dass es tatsächlich so etwas gibt? Und ich dorthin geraten bin? Hätte mir jemand gesagt, d...