Frustration statt Konzentration

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Dienstag morgen. Es ist wieder das selbe wie gestern. Yay.

Also los. Die Routine beginnt. Duschen, schminken, essen und los. Heute ist es windiger als gestern, aber trotzdem warm.

In der Schule angekommen, überrumpelt mich ein mulmiges Gefühl. Ina. Ist sie noch sauer? Wie soll ich reagieren wenn ich sie treffe? Sind wir überhaupt noch Freunde? Hoffentlich ist es nicht so schlimm wie ich es mir vorstelle. Ein einfacher Streit ist ganz normal.

Oh nein. Ich sehe die bekannte blonde, gewellte Mähne eines Mädchens. Besser gesagt, des Mädchens, welches mir viel bedeutet. Vorsichtig und benommen laufe ich in Richtung Ina.

„Hey Ina", sage ich benommen. „Komm mir bitte nicht so. Es ist egal. Du willst also lieber in deinen Wald laufen, als mir zu vertrauen. Du hast mir immer vertraut. Warum dieses Mal nicht? Es war nie so wichtig. Und jetzt lässt du mich im Stich. Ich werde dir nichts erklären. Aber bitte. Tu mir diesen Gefallen. Bleib zuhause und geh nicht in den Wald!", ermahnt mich die gewisse Person vor mir.

„Aber-"„Nichts aber", motzt sie mich an. Okay. Schön. Dann nicht.

Ich werfe ihr einen Blick zu der nicht mal so schlimm sein sollte und entferne mich von ihr. Ich lebe auch. Und nur weil irgendeine Person bestimmen möchte, was ich zu tun habe, wird sich daran nichts ändern. Ich lebe mein Leben auf meine Weise. Und nicht auf Inas.

Was habe ich jetzt eigentlich? Ach ja, Biologie.

Der Rest meines Kurses ist schon eingetreten. Auch Frau Johnson ist bereits hier. Ich mag sie. Sie ist eine der besten Lehrer, die diese Schule zu bieten hat.

„Flora, beeil dich jetzt. Du bist ein wenig spät. Bitte komm das nächste mal früher", ermahnt sie mich. Gut, schaffe ich.

Nach einigen biologischen Untersuchungen und Feststellungen ist der Unterricht vorbei. Ich mag Bio. Aber manchmal zieht sich der Unterricht einfach. Man schaut auf die Uhr und merkt, dass erst 5 Minuten rum sind, obwohl es sich wie 1 Stunde anfühlt. Das ist der Punkt, an dem die Frustration einsetzt. Und es ist ja nicht wie in einem Albtraum. Aus einem Albtraum kann ich aufwachen. Hier muss ich jede einzelne Minute des Unterrichts aufpassen. Das kann doch keiner verlangen!

Aber die Stunde ist ja schließlich rum. Also kann ich mich genauso gut entspannen. Und mein Ziel für heute: Ina wenigstens für ein paar Stunden vergessen.

Den Rest der Stunden, bekomme ich nichts mit. Ich bin tief in meinen Gedanken versunken. Mit Ina habe ich fürs Erste abgeschlossen. Sie will nichts mit mir zutun haben. Schön.
Aber eigentlich macht mich der Traum verrückt. Es war alles so...Real! Ich konnte alles spüren. Aber eigentlich kann das nicht wahr sein. Ein Wiesel das sprechen und Gedanken lesen kann? Niemals.

„Flora", höre ich eine Männerstimme. „Ja?",reagiere ich verwirrt. „Was ja? Ich habe gehört, dass du in den letzten Stunden nicht wirklich aufpasst. Du weißt, dass das nicht so weiter gehen kann!", werde ich wütend ermahnt. „Ich werde mich anstrengen", murmle ich benommen. „Nur versuchen reicht nicht Frau Walton! Ich erwarte, dass du es durchsetzt!" Wortlos nicke ich. Noch ein Lehrer, der mich ermahnt. Ich sollte wirklich besser aufpassen...Was haben wir eigentlich grade?

„Psst! Fiona!", frage ich meine derzeitige Sitznachbarin. Jana hat gerade einen anderen Kurs. „Flora, jetzt nicht!" „Doch! Fiona bitte!" „Nagut. Was ist das Problem?", flüstert sie mir entgegen. „Was haben wir gerade?", frage ich verzweifelt. „Wir haben gerade Deutsch, Frau Walton", antwortet mein Lehrer an Stelle von Fiona. Ich bekomme einen Blick, der mich hätte töten können. Doch dann werde ich ignoriert.

Von Fionas Seite kommt nur ein Schulterzucken und ein entschuldigender Blick. Dann wendet sie sich auch schon wieder ihrem Aufsatz zu.

Drrr, drrr

Der Ton auf den ich schon den ganzen Tag warte. Der Ton der Freiheit. Oder anders ausgedrückt, Schulaus. Endlich kann ich nach Hause. Und dort mein Leben genießen. Und in den Wald gehen und...

„Flo!", höre ich eine bekannte Mädchenstimme. Ina. „Was ist?", frage ich genervt. Ich bin ein relativ nachtragender Charakter. Nicht eine meiner besten Eigenschaften, aber nun mal vorhanden. Und ihre ständigen beleidigten Aktionen regen mich dezent auf...im Nachhinein.

„Sorry wegen vorhin. Es ist nur wichtig, dass du mir zuhörst und meinen Bitten nachkommst", erklärt sie. „Tut mir leid, aber das werde ich nicht ohne einen guten Grund tun", erwidere ich beleidigt. „Ist das dein Ernst? Wo liegt den dein Problem?" „Die gleiche Frage stelle ich dir die ganze Zeit", entgegne ich ihr. „Du bist so anstrengend!" „Ich weiß", sage ich und verlasse sie ohne ein weiteres Wort.

Nach ungefähr 5 Minuten fällt mir auf, wie ich eigentlich reagiert hatte. So oft vergesse ich, wie unerträglich ich eigentlich sein kann. Schon überkommen mich Schuldgefühle. War ich zu hart? Oder hat sie es verdient. Doch entschuldigen kann ich mich nicht. Frühstens erst nächste Woche. Denn den Rest der Woche ist frei. Es läuft für mich.
Und schreiben ist auch nicht möglich. Schließlich wurde ich ja überall geblockt.

Ich kann sie wirklich nicht verstehen. Sie verhält sich als stände ihre Welt auf dem Spiel. So ein Kindergarten!

Mein Fahrrad bringt mich bis zu meinem Haus. Dort stelle ich es gemütlich auf seinen Platz und gehe ins Haus um meinen Rucksack abzulegen.

Nun kann ich wieder in den Wald. Vielleicht finde ich Freddy wieder? Oder ist er dich gerade bei seiner Freundin. Jeder hat andere Hobbys...zum Beispiel könnten sie Karten spielen? Oder was Vögel halt so machen.

Es ist wieder ein ähnlicher Anblick des Waldes wie immer. Doch ständig ändert sich etwas. Nicht, dass das was schlechtes sei. Veränderungen können - müssen nicht - toll sein. In den meisten Fällen ist es positiv.

Mein Handy stört die Ruhe des Waldes. Ich höre meinen Klingelton.
„Ja?", frage ich. „Flora. Wo bist du?", höre ich Ina. Moment mal, Ina? „Ich glaube das kannst du dir denken", beantworte ich ihre Frage. „Gehe sofort aus dem Wald. Was würden wohl deine Eltern sagen, wenn sie wüssten?", droht sie mir. „Wie? Drohst du mir etwa?" „Das kann man so sehen, ja", bekomme ich zurück. „Warum? Warum verhältst du dich wie ein Kleinkind?", frage ich. „Weil du den Grund nicht kennst, muss ich es!" „Dann sag mir doch einfach den Grund!", rufe ich die Leitung. „Kann ich nicht", kommt es kleinlaut zurück. „Verstehe. Dann erwarte aber auch nicht, dass ich auf dich höre", ist das einzige, was mir noch einfällt.

„Weißt du? Ich wünschte ich müsste mich nicht so verhalten! Aber du machst es mir nun mal nicht sehr leicht. Es geht um etwas wichtiges!", höre ich sie sagen, „Du kannst mir nicht einmal einen kleinen Gefallen tun. Du bist so selbstsüchtig!"

„Weißt du was? Ich tue dir diesen letzten Gefallen. Das war's dann aber auch!", erläutere ich ihr wütend. „Danke Flo! Aber, was meinst du mit das war's dann auch?" „Das heißt ich hab keinen Bock mehr auf dich", schleudere ich ihr entgegen. „Was?", fragt sie nun etwas betrübter.

„Tschüss Ina. Ich gehe nach Hause. Aber ich werde nichts mehr sonst für dich tun. Gestern lag ich bedrückt auf dem Boden und hab mir Vorwürfe gemacht. Keine Ahnung warum es mich so sehr zerrissen hat. Aber nochmal mache ich das nicht. Du kannst mich mal!", schnauze ich sie an. Schon drücke ich auf das rote Telefon und der Ton von der anderen Seite verstummt.

Dieses letzten Gefallen tue ich ihr dennoch. Ich mache kehrt und finde mich auf dem Rückweg wieder.

Zuhause angekommen, fühle ich keinerlei Emotionen. Weder große Freude, noch tiefe Trauer oder Wut. Ich fühle mich nur leer. Naja, jedes Gefühl verstummt irgendwann. Die Frage ist nur, wie lange wird dies dauern? Ich kann nur warten.

The Endless Forest Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt