Ein katziges Theater

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„Weißt du? Mich würde es wirklich interessieren, was du von mir hältst", unterbricht Sky die Stille. Ich könnte dir so viel darüber erzählen. „Vertraust du mir?", fragt er nachdenklich. „Ja. Ich weiß zwar nicht, was Aura gegen dich hat, aber ich habe ganz sicher nichts gegen dich", antworte ich. „Das ist perfekt", erwidert er und seine Mundwinkel heben sich.

„Warum ist das perfekt?", meine ich fragend. „Naja, es ist schön, wenn du mir vertraust. Schließlich habe ich mich für dein Training gemeldet. Es wäre schade wenn du dich dagegen auflehnen würdest", erklärt er.

„Erzähl mir etwas über dich Flora. Alles, was mir hilft dich zu verstehen", meint er plötzlich. Wieso ist er so fixiert auf mich? Denkt er etwa genau so über mich, wie ich über ihn?

„Naja, was soll ich sagen. Ich habe einen großen Bruder, mein Vater ist im Krankenhaus und meine Mutter ist bei ihm. Ich liebe den Wald und die Natur und irgendwann tauchten Rubina und Saphira an meiner Tür auf und Saphira hat mich hier her geschleift", erläutere ich ihm freundlich. Wow, wieso hatte ich so viel gesagt? „Verstehe", höre ich Sky murmeln.

„Und was ist mit dir?", frage ich neugierig. „Nicht viel. Ich habe eine Schwester und meinen Vater. Meine Schwester ist nur keine Gestaltwandlerin. Hier habe ich Zuflucht gefunden und will hier ein neues Leben anfangen", erklärt er leicht abwesend. Okay, aber warum hat er seine Familie verlassen? „Und was ist mit deiner Familie?", Ich frage vorsichtig, schließlich will ich ihn nicht bedrängen. „Sie meinten, ich solle hier her kommen. Es war ihre Idee", antwortet er nach einem kurzen Zögern.

Der arme. Seine Familie hatte ihn hergeschickt. Ich kann mir zwar nicht erklären, warum, aber es muss hart gewesen sein. Er ist hier schließlich allein.

„Geht es dir gut? Wegen deiner Familie...es muss hart gewesen sein", meine ich mitfühlend. „Nein, überhaupt nicht. Ich weiß, was ich hier zutun habe. Meine Familie würde mir nur im Weg stehen. Außerdem hatte meine Schwester schon ihre Chance und sie hat sie vergeigt. Ich habe nichts anderes von ihr erwartet", erwidert Sky. „Wie heißt deine Schwester? Vielleicht kenne ich sie", frage ich ihn neugierig. „Sie will anonym bleiben. Es tut mir leid", vertröstet er mich vorsichtig. Schade. Ich hätte ihm vielleicht helfen können.

Eine Weile laufen wir still nebeneinander her. Wir genießen einfach die Geräusche...und ich genieße seine Gegenwart. Wenn ich doch nur wüsste, was er von mir hält.

„Hey Sky", unterbreche ich die Ruhe. „Ja?" „Was hältst du eigentlich von mir? Du weißt, dass ich dir vertraue. Aber wie ist deine Meinung zu mir?", erfrage ich hoffnungsvoll. „Du bist nett", ist alles, was er mir zurück gibt.

Mein Herz zerfällt gerade, als wäre es von einem Pfeil getroffen worden. „Du bist nett" Die Worte hallen in meinem Kopf nach. Er findet mich nett? Was habe ich denn falsch gemacht? Wenn er wenigstens gesagt hätte, dass er mir vertraut. Aber 3 kleine Worte und mehr nicht? Ich habe keine Chance mehr.

Der Stich schmerzt innerlich. Die Wärme und Freude ist verschwunden und jetzt ist nur noch eine kalte Leere übrig. Ich hatte noch nie so bei jemandem gefühlt und alles, was er von mir denkt, ist, dass ich nett bin. Hätte ich lieber nicht gefragt. Dann wäre ich weiterhin in meiner Traumwelt und müsste nicht der herzlosen Realität entgegen blicken.

Erst jetzt wird mir klar, wie peinlich ich mich eigentlich in seiner Gegenwart verhalten hatte. Hoffentlich hat er nichts gemerkt.

„Ich muss los", meine ich gefühlskalt und wende meinen Körper um zu gehen. „Was, warum?", er fasst nach meinem Handgelenk und zieht mich zu sich. Sofort schlägt mein Herz höher. Die Wärme entfacht ein erneutes Mal. Ich muss mich einfach nur noch in den Moment fallen lassen...

Nein. Es ist vorbei. Ich zwinge mich, diesem Gefühl standzuhalten. Es ist schrecklich, aber ich darf mich nicht noch einmal so fallen lassen.

„Ich muss weg", erwidere ich genervt. „Was ist passiert?", fragt er verwirrt. „Ich will es nicht erklären. Lass mich los", knurre ich. Seine Hand schlingt sich noch fester um mein Handgelenk. Wow, hat er Kraft.

„Hat es was mit mir zutun?", fragt er nervös. „Nein und jetzt lass los!", erwidere ich wütend. „Sag mir zu erst was los ist!" „Nein!" „Bitte!" „Lass mich sofort los!", schreie ich ihm wütend entgegen. Sein Blick wirkt geschockt. Gut so, ich hatte mich darauf konzentriert, meine Stimme so schneidend wie möglich zu benutzen.

Sein Griff lockert sich. Geht doch. „Treffen wir uns morgen wieder hier?", fragt er kleinlaut. „Ich denke, ich habe alles nötige gelernt. Danke, aber fürs erste, kümmere ich mich alleine darum", entgegne ich schnippisch. „Hör zu. Ich muss dein Training durchführen und deine Fähigkeiten kennen", entgegnet er fest. „Ach ja? Und warum?", langsam geht er mir auf die Nerven. „Es...es ist kompliziert", stottert er unsicher. Das kenne ich irgendwoher, ach ja von Ina. Mit ihr habe ich seither nicht gesprochen. Mit so etwas kommt er bei mir nicht weiter.

„Spar dir das. Eine Freundin von mir hatte das auch schon versucht. Es klappt nicht", meine ich genervt. „Bitte Flora. Ich lasse dich für heute in Ruhe, aber komm morgen bitte hier her", bittet er mich verzweifelt. „Von mir aus", erwidere ich. Wenigstens heute will ich meine Ruhe. „Danke", sagt er und lässt mich in Frieden. Ich nicke und kehre ihm den Rücken, ohne einmal zurück zu blicken.

In meinem Zelt fällt mir auf, wie übertrieben ich vorhin reagiert hatte. Ich kann wirklich anstrengend sein. Hoffentlich nimmt er es mir nicht für immer übel. Erst Ina, dann Aura und jetzt auch Sky. Ich glaube, ich bin das Problem. Wahrscheinlich sollte ich mich sammeln, um etwas ausgeglichener zu werden.

Ruhig setzte ich mich im Schneidersitz auf den Boden und schließe die Augen. Ich konzentriere mich nur auf meine Atmung. Diese Art Meditation hilft mir, mich zu beruhigen und zu entspannen. Schon oft hatte es mir geholfen, meine schlechte Seite zu überwinden und mich ruhiger im Umfeld der anderen zu verhalten.

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