Kapitel 29

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Langsam wachte ich aus meinem tiefen Schlaf auf. Es war ungewöhnlich ruhig. Ausnahmsweise keine Geräusche, die mich geweckt hatten, oder sonst etwas.

Ich blinzelte und sah nur die bleichen Leinen des Zeltdaches über mir. Langsam kam die Erinnerung zurück und ich drehte leicht den Kopf um mich umzusehen. Ich lag definitiv noch im Zelt von Yoongis Bruder.

Es schien gerade erst die Morgendämmerung einzusetzen. Im Zelt war es noch recht dunkel und ich erkannte ein paar Meter von mir entfernt, wie der Kobold auf einer eigenen Pritsche mit dem Rücken zu mir lag und offensichtlich am Schlafen war.

Ich wollte mich gerade aufrappeln um nun auch Mal nach meiner Seite zu schauen, als plötzlich etwas schweres auf meiner Brust landete und mich wieder nach unten drückte.

Erschrocken starrte ich in das schwarze Pelzgesicht, dass sich von rechts in mein Blickfeld schob und mich streng musterte. Yoongi hob seine Tatze wieder von meiner Brust und schnaufte mich nur ungläubig an. Er fixierte mich mit seinem Blick, dass ich ja nicht wieder auf dumme Ideen kommen würde und stand dann auf, sprang über mich drüber und lief dann zu seinem Bruder. Jedoch ohne den Blick zu lange von mir abzuwenden.

Vorsichtig stupste er ihn mit seinem Kopf an. Doch das führte nur zu einem müden Brummeln. Genervt verdrehte Yoongi die Augen und stupste ihn erneut. Diesmal etwas kräftiger. Doch wieder nichts. Er schnaufte ungeduldig und zog dann einfach die Decke von seinem Bruder herunter. Der brummelte allerdings wieder nur unwillig und zog einfach seine Beine weiter an sich heran. Ich musste leicht grinsen, als ich das angepisste Gesicht des Tigers sah.

Doch dann sah ich einen gewissen Schalk in seinen Augen aufblitzen und selbstgefällig, drehte er seinem Bruder den Hintern zu. Über seine Schulter schauend, dirigierte er seinen Plüschschwanz zu dessen Fußsohlen und strich leicht darüber.

Ein lautes Quietschen ertönte, sein Bruder fuhr zusammen und fiel von seiner Pritsche herunter. Ich kicherte leise, als Yoongi zufrieden grinste und sein Bruder sich nur perplex umsah.

"Wo bist du, du kleiner... Oh."
Ich wusste nicht in welcher Welt er kurz gewesen war, aber er schien etwas enttäuscht, als er den Tiger vor sich sah.

"Was ist denn los, du große Mieze?", gähnte er etwas genervt.

Yoongi verdrehte zwar erneut die Augen, nickte aber dann in meine Richtung. Geumjae folgte seinem Blick und sofort leuchteten seine Augen auf.

"Du bist wach!" Sofort rappelte er sich hoch und kam zu mir gelaufen.

"Wie geht es dir? Hast du irgendwelche Schmerzen? Hast du irgendetwas gespürt?", begann er mich auszufragen.

Ich schüttelte leicht den Kopf.

"Ich glaube nicht...", gab ich zögernd von mir.

"Sehr gut. Ich musste tatsächlich etwas mehr als gedacht machen. Ich hatte um ehrlich zu sein bei der zweiten Rippe nicht ganz so viel Glück, wie bei der erst gehabt, und musste ein Schnitt setzen, um alles wieder gerade biegen zu können. Aber ich konnte dadurch auch schauen, ob unter deinen Rippen irgendetwas zu Schaden gekommen ist und das ist zum Glück nicht der Fall. Klar, geprellt ist die Stelle auf jeden Fall, aber du hast keine weiteren inneren Verletzungen.", lächelte er mich ermutigend an.

"Ich habe auch alles wieder vernäht und schon versorgt mit schmerzlindernden Kräutersalben. Den Verband wirst du ein paar Tage noch tragen müssen und dich vor allem noch schonen. Aber das wird wieder und dann kannst du bald wieder wie vorher rumlaufen."

Ich sah ihn mit großen Augen an. "Wow... Dankeschön.", stammelte ich.

Er grinste mich an und konnte wohl nicht anders, als mir einmal durch die Haare zu wuscheln.

"Nicht dafür Kleiner. Ich mache nur meinen Job."

Ich sah ihn mit großen Augen an. Er hatte echt verdammt Ähnlichkeiten mit seinem Bruder.
Diesem schien es allerdings nicht zu gefallen, was er tat und beschwerte sich mit einem lauten Grummeln. 
Ergebend hob der Kobold seine Hände.

"Ist ja gut, ich fasse ihn nicht mehr an wie nötig.", versuchte er den Tiger zu beruhigen. Kopfschüttelnd betrachtete er ihn neben sich.

"Du bist schon ein faszinierendes Tier...", murmelte er.

Er erhob sich und streckte sich ausgiebig.

"Auch wenn es eigentlich viel zu früh ist, werde ich glaube ich kaum noch weiter schlafen können, nachdem ich so geweckt wurde." Vorwurfsvoll sah er den Tiger an, doch der ignorierte ihn komplett.

"Ich zieh mich kurz voll an und werde dann schauen, ob ich jemand schon in der Küche treffe. Könnte mir vorstellen, dass du doch langsam echt Kohldampf hast.", wandte er sich wieder an mich.

Wie zur Bestätigung begann mein Magen laut zu Knurren.

"Na sag ich doch.", lachte der Kobold. "Ich bin gleich wieder da."

Er zog sich kurz ein paar Stiefel an und warf sich einen Mantel über, ehe er aus dem Zelt in die Morgendämmerung stapfte.

Kaum war er verschwunden kam Yoongi wieder zu mir getapst und legte sich wieder neben mich hin. Diesmal legte er allerdings seinen Kopf kurzerhand auf meinem Oberschenkel ab.
Automatisch hob ich meine Hand und legte sie auf ihn und begann ihn leicht hinter den Ohren zu kraulen. Ein genüssliches Seufzen war die Antwort darauf. Mir schlich sich wieder ein Lächeln auf das Gesicht und ich konnte nicht anders als ihn zu fragen.

"Hast du dein Bruder öfters so geweckt?", kicherte ich leise.

Er hob seinen Kopf und starrte mich mit großen Augen an. Jetzt verdrehte ich meine Augen.

"Denkst du, ich bin blöd? Ihr habt den selben Namen, seht euch echt ähnlich und du hattest gesagt, dass er ein Kräuterkundige ist. Natürlich hab ich erkannt, dass das dein Bruder ist!", beschwerte ich mich.

Er seufzte und legte wieder seinen Kopf zurück auf mein Bein. Ich begann ihn erneut zu kraulen. Diesmal blieb er still. Er dachte wohl nach. Aber verübeln konnte ich es ihm nicht. Schließlich sah er seit Jahren wieder seinen Bruder, aber war ihm zwar jetzt so nah und dennoch gleichzeitig so fern...

Ich hörte vorm Zelt wieder Schritte und nur wenige Sekunden später, schob sich Geumjae wieder in das Zelt hinein. In seiner Hand eine kleine danpfende Schüssel in der ein Löffel steckte.

"Du hast Glück.", verkündete er.
"Unser Küchenteam ist schon auf den Beinen und versorgt sich gerade erst selber, bevor sie sich an die Arbeit für alle anderen machen. Und freundlicherweise durfte ich mir etwas für dich davon abzwacken. Allerdings solltest du dich etwas aufsetzen. Im liegen essen ist etwas unbequem."

Er stellte die Schüssel kurz beiseite und griff mir unter die Arme, um mir zu helfen mich aufzusetzen. Ich verzog mein Gesicht, als die Schmerzen wieder spürbar wurden. Allerdings waren sie kein Vergleich mehr zu dem, was ich gestern aushalten musste. Und glücklicherweise musste ich mich auch nicht komplett aufsetzen.

Kaum hatte ich mich etwas aufgerichtet, krabbelte der Tiger unter meinen Rücken, nur um sich dort hinzulegen und mich mit seinem Schwanz wieder an seinen Bauch zu drücken. Ungläubig starrte sein Bruder ihn an.

"Ja gut... So können wir es natürlich auch machen...", gab er zu und zuckte mit den Schultern.

"Faszinierendes Tier...", wiederholte er, griff aber dann nach der Schale und reichte sie mir.

"Bitte sehr. Ist zwar nur Haferschleim, aber dafür warm und süß. Und ist für den Anfang wohl auch nicht verkehrt."

Dankbar nahm ich die Schüssel an und lehnte mich an den Tiger.
Was ein Service, das Frühstück ans Bett gebracht zu bekommen.





Weil das Kapitel davor etwas kürzer war, gibt's heute dieses noch dazu😇

The Way To Your DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt