Kapitel 32

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Es dauerte nicht lange und von der kleinen Zeltstadt war nichts mehr zu sehen. Dafür wuselten nun deutlich mehr Kobolde zwischen vollgepackten Pferden und anderen Tieren umher, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

Irgendwann sah ich, wie Geumjae sich aus der Menge löste und auf und zukam. Er führte bei sich ein gesatteltes Pferd, das die Anwesenheit der Tigergestalt Yoongis komplett kalt zu lassen schien.

"Es sollte gleich losgehen.", verkündete der Kobold und sah zu dem Abmarsch bereiten Heer. Kaum hatten seine Worte seinen Mund verlassen, ertönte ein langgezogener Ton, der von einem Horn wohl kam. Die Kobolde, die bei sich ein Reittier hatten, schwangen sich auf eben dieses und die Menge setzte sich in Bewegung.

"Sag ich doch.", grinste der Kräuterkundige und schwang sich ebenfalls auf sein Ross.
Yoongi und das Pferd setzten sich in Bewegung und reihten sich an den Rand des Konvois sich ein.

"Hast du jetzt mitbekommen, wohin es geht?", fragte ich neugierig.

Ich wusste Yoongi war bei der Besprechung zwar dabei gewesen, aber der konnte ja leider nichts erzählen. Geumjae nickte.

"Ich konnte eben noch kurz den Hauptmann abfangen. Wir sind jetzt vielleicht eine oder zwei Stunden unterwegs. Dann kommen wir wohl an eine kleine Senke, wo wir wohl die Waldbewohner treffen werden. Also die Dryaden, Faune und Zentauren. Im Laufe des Tages sollten wohl die Zwerge dazu stoßen und spätestens morgen früh, die Feuerland Bewohner.", fasste er die Informationen zusammen.

Gebannt hörte ich zu. Ich war verdammt gespannt darauf alle Völker zu sehen, von denen ich bisher nur Geschichten gehört hatte.

"Die Elfen aus deinem Dorf werden wohl auch heute im Lauf des Tages hier ankommen...", erzählte er weiter.

Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, wandelte sich meine Vorfreude in Sorge um und unsicher begann ich auf meiner Unterlippe zu kauen.

"M... Meinst du ich könnte bei dir bleiben? Ich meine bei dir im Zelt?", fragte ich unsicher. Erstaunt sah Geumjae auf mich herunter, bis es ihm wieder einfiel.

"Ach so, wegen den anderen Elfen?", fragte er nach, lachte aber dann leise.

"Keine Sorge, selbst wenn die kein Problem mit dir haben würden. Du bist immer noch mein Patient. Und dass du mit angebrochenen Rippen trotzdem auf die Idee kommst irgendwelche Felsen hochzuklettern, bedeutet für mich nur, dass ich lieber ein Auge mehr auf dich habe, dass du dich auch wirklich schonst.", zwinkerte er mir zu.

Beschämt sah ich auf den Rücken des Tigers. Ich hatte das doch nur gemacht, dass dieser was zu Essen bekommt...

"Hattest du schon Kontakt zu den anderen Völkern?", wechselte ich einfach das Thema. Geumjae seufzte und sah nach vorne.

"Nur wenig.", gab er mir die Antwort.

"Tatsächlich war ich zwar schon in jedem Reich, einfach, dass ich mich weiterbilden konnte, was es dort an Heilkunde gibt, die wir Kobolde halt so nicht unbedingt kennen. Aber bis auf die Heiler und Kräuterkundigen, bei denen ich war, hatte ich eigentlich keinen Kontakt zu anderen aus deren Volk.", zuckte er die Schultern.

"Und? Wie waren die anderen Heiler so?", fragte ich interessiert nach. Er begann zu lachen.

"Es tut mir echt leid, aber am unsympathischsten war tatsächlich der Elfenheiler. So ein Elfant ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht über den Weg gelaufen.", schüttelte er amüsiert den Kopf.

"Der hat so getan, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen und war der Meinung, dass nur sein Elfenzeug das einzig Wahre wäre."

Ich überlegte kurz.
"War der zufällig auf einem Auge blind und hatte Geheimratsecken bis zum Hinterkopf?", fragte ich nach.

Überrascht starrte er mich an.
"Oh Götter, du kennst den auch?!", fragte er geschockt. Ich zuckte die Schultern.

"Ich hab oft Botengänge für den Heiler aus meinem Dorf machen müssen.", erklärte ich.

"Dann sag mir bitte, wo hätte ich hingehen sollen, dass ich wirklich konstruktiv was lerne?", fragte er begierig nach. Ich musste leicht schmunzeln.

"Ganz ehrlich? Die sind alle viel zu sehr von sich überzeugt, als dass sie freiwillig Ratschläge von außen annehmen würden. Nur du hast halt echt den schlimmsten von allen erwischt.", lachte ich leise.

"Oh wow...", verdrehte er die Augen.

"Da waren selbst die Zwerge deutlich kooperativer, auch wenn du dich an das ständige Gebruddel erst einmal gewöhnen musst. Allerdings hatte ich durch den Flohpelz da, schon darin einiges an Übung.", grinste er.

Yoongi schnaufte nur beleidigt und schüttelte den Kopf. Ich konnte mir ein leises Kichern nicht verkneifen, was allerdings sofort gehört wurde. Der Blick den er mir zu warf, brachte mich zum Schweigen, doch das Grinsen bekam ich einfach nicht von meinem Gesicht.

Ich hatte am Anfang unserer Reise diese Miesepeter Seite von ihm ja auch erleben dürfen, beziehungsweise eher müssen. Umso dankbarer war ich, dass die in meinen Augen recht schnell verschwunden war. Doch ich fand es einfach witzig wie Yoongis Hyung ihn damit immer wieder aufzog.

Gerne hätte ich auch Geschwister, mit denen man sich ärgern konnte, aber insgeheim wusste, dass man sich dennoch liebte. Mein Lächeln bekam ein bittere Note. Mir war halt einfach insgesamt keine Familie vergönnt geblieben.

"Jimin? Alles in Ordnung?" Der Kobold hatte wohl bemerkt, wie ich ins Leere starrte.

Ich seufzte und fuhr mir etwas durcheinander durchs Haar.

"Ja, alles gut. Es... Ist halt doch ziemlich viel die letzten Tage passiert...", versuchte ich eine Ausrede zu finden.

"Ach so...", gab der Ältere von sich und schwieg erst einmal, nicht wissend, was er darauf antworten sollte.

Ich spürte etwas weiches an meinem Bein. Ich sah auf und sah den Tigerschwanz, der mich immer wieder antippte. Yoongi warf mir einen besorgten Blick über die Schulter zu und ich konnte nicht anders als zu seufzen. Vorsichtig legte ich mich auf seinen Rücken und umarmte ihn, dass ich nicht runter fiel. Seine Wärme und sein Geruch beruhigten mich, wie so oft in den letzten Tagen und langsam fühlte ich mich auch nicht mehr ganz so alleine. Ich sah von meiner etwas bequemeren Position zu Geumjae hoch.

"Und wie sind die Wald- und Feuerland Bewohner? Von den Feuerländern kann ich mir einfach gar nichts vorstellen.", wollte ich dann doch noch wissen.

"Hhm?", kam es nur zurück.

Ich sah noch die gerunzelte Stirn des Älteren, die sich allerdings keine Sekunde später in nichts auflöste und er so tat, als wäre das wohl eben nicht passiert. Ich wiederholte meine Frage, auch wenn ich insgeheim überlegte, was er eben nur gedacht haben könnte.

"Ach so. Die Waldbewohner sind sehr entspannt. Es ist eher schwierig sich nicht mit ihnen direkt anzufreunden, weil sie dir das quasi direkt schon abnehmen.", lachte er nun wieder komplett unbefangen.

"Die Feuerländer sind dagegen schon etwas spezieller. Du merkst ihnen schon an, dass sie lieber unter sich sind. Allerdings respektieren sie dich von Anfang an, nicht so wie der Elfant, von dem wir es eben hatten. Und mit der Zeit tauen sie immer mehr auf. Ich würde sagen, auf die passt dieses Sprichwort: Harte Schale, weicher Kern.", grinste er.

"Du darfst dich halt von ihrem Aussehen nicht verschrecken lassen. So Drachengeborene sehen im ersten Moment schon richtig gruselig aus."

Ich musste wieder grinsen. Meine Vorfreude stieg schon direkt wieder. Ich wollte sie alle mit meinen eigenen Augen sehen und mir ein Bild von ihnen machen können. Schließlich wollte ich wissen, mit was für Wesen mein Vater auch Kontakt hatte.

Dennoch ging mir der kritische Blick von dem Kobold nicht mehr aus dem Sinn. Was war es gewesen, was ihn eben so gestört hätte?

The Way To Your DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt