Kapitel 36

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Wir blieben dort sitzen wo wir waren und beobachteten, wie die Zwerge nun ankamen und neben dem Lager der Waldwesen ihre Zelte aufschlugen. Die Zwerge schienen sehr strukturiert und waren schnell mit dem Aufbau auch fertig. Ihre Ochsen, die einen Teil ihres Gepäckes mitgeschleift hatten, wurden zu den Pferden und den anderen Zugtieren gesperrt, nachdem soweit ich es beobachten konnte, gemeinsam eine Grasfläche umzäunt wurde.

Mein Blick fiel wieder zu dem Bereich zwischen dem Kobold- und dem Waldwesenlager. Dort schienen die Heiler wohl mit ihrer Untersuchung der Elfen wohl fertig zu sein. Und offensichtlich hatte wer übrig gebliebene Zelte der Heere drum herum organisiert, die nun aufgebaut wurden, vermutlich dass die Elfen auch ein Dach über ihrem Kopf hatten zum Schlafen.

Es war mittlerweile Nachmittag. Ich genoss es in der warmen Sonne zu liegen, an den weichen Bauch gelehnt. Etwas anderes konnte ich aktuell eh nicht machen, wenn ich nicht in Gefahr laufen wollte, entweder von den Dorfbewohnern, oder Geumjae angegangen zu werden. Doch der Stille wurde ein jähes Ende bereitet.

Ich drehte meinen Kopf um Yoongi ins Gesicht zu schauen, der mir allerdings nur einen beschämten Blick zu warf. Unweigerlich musste ich grinsen und piekste etwas in seinen Bauch.

"Hat da wer Hunger?" Die Antwort war ein nur noch lauteres Magenknurren als kurz davor. Ich lachte leise, seufzte dann aber und setzte mich etwas auf.

"Wenn du willst, kannst du dir was holen gehen.", sagte ich zu ihm.

"Ich... bleibe hier... Ich will nicht unbedingt blind ins Messer rennen...", fügte ich etwas leiser hinzu.

Ich spürte wie der Tigerschwanz verstehend mir über die Schulter strich. Dann erhob sich Yoongi vom Boden. Er lief zwei Schritte bis er mir ins Gesicht sehen konnte und sah mich fragend an.

"Ich komme wohl die paar Minuten alleine zurecht.", schmunzelte ich.

"Ich werde mich nicht vom Fleck bewegen und bis auf dir weiß ja niemand dass ich hier bin. Ich glaube bis du wieder kommst, werde ich hier sitzen bleiben können.", versprach ich ihm.

Er zögerte kurz, schien abzuwägen und nickte dann allerdings und sprang die paar Meter wieder runter zwischen die Zelten. Kaum war er verschwunden, legte ich mich vorsichtig rücklings ins Gras und sah in den Himmel. So konnte man mich von unten gar nicht mehr sehen, falls jemand hoch geschaut hätte und so hatte ich auf jeden Fall meine Ruhe.

Zum ersten Mal seit Tagen war ich alleine und hatte Zeit zum Nachdenken. Es war so unglaublich viel passiert in den letzten Tagen.

Innerhalb einer Woche, hatte mein Leben eine solche Wendung bekommen, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Jetzt wo ich Zeit hatte, mir die Geschehnisse durch den Kopf gehen zu lassen, schien es mir noch viel unwirklicher. Und das was mich am meisten jetzt doch verwirrte, war der Fakt, dass ich wirklich nicht mehr alleine zu sein schien.

Die Feenmänner hatten mich wohl auch irgendwie ins Herz geschlossen, ebenso der Heiler und wohl der Hauptmann der Kobolde. Schließlich hatten sie sich alle um mein Wohlergehen gesorgt, als ich das nicht unbedingt getan hatte. Bei dem Faun war ich mir noch nicht ganz sicher, da er von meiner fehlende Magie noch nicht wusste, aber wenn ihn das auch nicht störte, dann würde ich ihn auch dazu zählen können.

Und dann war da noch Yoongi... Der mir mittlerweile nicht mehr von der Seite wich und wirklich alles dafür tat, dass es mir so gut erging wie nur möglich. Es war so ungewohnt so jemanden in seinem Leben zu haben. Aber es fühlte sich irgendwie gut an...

Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. Wenn ich so darüber nachdachte, verwirrte er mich immer noch. Ich verstand nicht, was er in mir sah, dass er mir so half, wie er es tat. Und auch wenn es sich so gut anfühlte, war da immer noch die Angst, dass er seine Meinung zu mir ändern könnte ich doch wieder alleine sein könnte. Ich war einfach zu lange alleine gewesen, als dass ich keine Zweifel hegen könnte. Ich konnte nur hoffen, dass er mich nicht hintergehen würde.

Ich schüttelte meinen Kopf, um die trüben Gedanken zu vertreiben und schloss meine Augen. Ich genoss die Sonne, die mir in das Gesicht schien und mich wärmte. Ich lauschte den Geräuschen der Natur und die entfernten Geräuschen aus dem Lager. Und so behaglich, döste ich dann doch wieder ein.

Ich schreckte auf, als ich etwas an meiner Schulter spürte. Ich fuhr zusammen und stöhnte augenblicklich auf, als meine Rippen unter dieser plötzlichen Bewegung wieder zu schmerzen begannen.

"Oh Götter, tut mir Leid, Jimin. Das wollte ich nicht..." Ich blinzelte und sah zu Hoseok, der mich schuldbewusst ansah.

Geumjae stand neben ihm und musterte mich etwas besorgt. Yoongi der hinter den beiden stand, hatte sein Fell aufgestellt und sah den Faun gereizt an.

"Bin einfach etwas schreckhaft, wenn ich geweckt werde...", gab ich zu. Schließlich war es nicht selten passiert, dass mir dann keine zehn Sekunden später eine Faust ins Gesicht geflogen kam.

Ich setzte mich auf, allerdings nicht ohne das Gesicht vor Schmerzen zu verziehen. Geumjae seufzte und kam zu mir um mir vorsichtig auf die Beine zu helfen. Als ich dann neben ihm stand, sah ich wie die Sonne sich schon weit dem Horizont genährt hatte und es mittlerweile früher Abend war.

"Die Elfen sind soweit versorgt.", begann er mir zu erklären.

"Es gibt noch eine Dryadenheilerin, die ihr Zelt näher an denen der Elfen hat und falls was ist, werden sie sich an diese wenden. So kannst du entspannt in meinem Zelt schlafen. Gesehen wo mein Zelt steht, hat auch niemand, heißt du solltest sicher sein.", versprach er mir.

Dankbar nickte ich. Etwas verwundert bemerkte ich wie Hoseok mich mit seltsamen Ausdruck anstarrte, aber eine Möglichkeit zum Nachfragen, ob etwas war, bekam ich nicht.

"Wenn du willst, kannst du dann jetzt gerne mit uns mitkommen. Du musst nicht die ganze Zeit hier alleine im Gras liegen, nur weil die Dorfbewohner jetzt hier sind.", zwinkerte mir der Kobold zu.
"Hoseok, Yoongi und ich sind ja bei dir und passen auf, dass die niemand zu nahe kommt."

Hoseok strahlte mich jetzt auch wieder an und nickte wieder begeistert. Von dem nachdenklichen Ausdruck war nichts mehr zu sehen. Ich erwiderte schüchtern das Lächeln und nickte.

"Gerne. Glaub so langsam wird es auch etwas frisch.", antwortete ich und rieb mir etwas über die Arme, auf denen sich eine leichte Gänsehaut gebildet hatte.

"Geumjae- Hyung hatte die Idee den Heiler der Zwerge zu besuchen.", grinste Hoseok mich an.
"Hättest du was dagegen?"

Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.

"Voll gerne!", grinste ich ihn an.

"Gut.", lächelte nun auch Geumjae.

"Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich mir da dann deine Rippen noch einmal ansehen. Ich wollte heute Abend eh noch einmal darüber schauen. Und die Zwerge haben mit die besten Schmerzmittel, die ich gesehen habe. Vielleicht kann er dir da auch etwas geben, was dir nochmal mehr hilft.", erklärte er mir seinen Plan.

Etwas überrascht sah ich ihn an, nickte allerdings dann. Schaden konnte es ja nicht.

"Dann Mal los?", fragte ich und wollte loslaufen, als mich Geumjae davon abhielt. Fragend sah ich ihn an, aber er sah nur zu seinem Bruder.

"Ey Flohpelz. Beweg deinen Hintern her. Du wirst gebraucht."

Brummelnd kam der angetapst und blieb vor mir stehen. Er sah mich an und nickte wieder zu seinem Rücken. Ich seufzte. So langsam kam es mir albernd vor, dass ich scheinbar wirklich keinen Schritt mehr alleine machen durfte. Doch mir war bewusst, dass ich von den drei Wesen umringt auch keine Chance hatte dagegen zu widersprechen.

The Way To Your DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt