Stumm seufzte ich. Ich fühlte mich an dem Tisch etwas fehl am Platz. Ich saß neben Geumjae auf der einen Seite des Tisches, während Yoongi auf der anderen Seite zwischen seinen Eltern saß, die während des Essens ihren Sohn nicht aus den Augen ließen, als könnte er sich wieder in Luft auflösen.
Yoongi selber war noch stiller als sonst und aß schweigend langsam vor sich hin. Hyeyeon machte ihn immer wieder auf Leckerbissen aufmerksam, die sie neu in ihre Repertoire aufgenommen hatte und die er unbedingt probieren sollte. Geumjae sah dem amüsiert zu und aß auch still weiter. Ich sowieso.
Doch irgendwann wurde Jaesang zu ungeduldig und er legte seine Stäbchen beiseite.
"Jetzt sag schon mein Sohn. Wo warst du all die Jahre? Und wie kommt es, dass du jetzt wieder bei uns bist?", fragte er leise und doch laut in dieser Runde.
Yoongi kaute langsam zuende, bevor er seine Stäbchen auch beiseite legte."Ich war so dumm...", gab er bedrückt zu und starrte auf die Schale vor sich.
"Ich wollte es allen beweisen und ausgerechnet der Kobold sein, der das Wertvollste aus dem Feenreich stiehlt. Ich hatte fast die Krone der Feen, als ich doch erwischt wurde.
Erst wollte die Königin mich als ihre Thronsaal Belustigung halten, doch als sie verstand, dass das nichts wird, hat sie mich als Tiger verflucht und in ein Loch unterhalb ihres Palastes geworfen.""Dann... Dann warst du der schwarze Tiger vorher?!", erschrocken riss Hyeyeon ihre Augen auf und auf Jaesang sah überrascht ihn an. Langsam nickte er.
"A... Aber wie bist du dann entkommen?", fragte Hyeyeon verwirrt. "Und wieso bist du jetzt kein Tiger mehr?"
Yoongi hob seinen Blick und sah mich an. Ohne den Blick von mir zu wenden fing er an zu reden.
"Die Königin wurde besiegt. Sie lebt zwar noch, aber hat einen Großteil ihrer Magie verloren. Deswegen ist der Fluch geschwächt und ich werde nachts wieder zu den Kobold, der ich bin..."
Verwirrt sahen seine Eltern zu mir und dann wieder zu ihm zurück.
"Und wie bist du nach all den Jahren wieder entkommen?", beharrte Jaesang auf seiner Frage.
"Ich habe über die Jahre hinweg die Feen, die von der Königin bestimmt wurden, dass ich sie als Bestie hinrichten sollte, gerettet. In dieser Höhle haben diese Feenmänner dann angefangen Hütten zu errichten, dass wir da unten besser leben konnten. Auch wenn ich schließlich wusste, wie ich aus diesem Höhlensystem entkommen konnte und gleichzeitig aus dem Feenreich, war ich dennoch geblieben. Meine Scham und die Tigergestalt haben mich abgehalten zurück zu kehren. Wie hätte ich mich auch als Min Yoongi zu erkennen geben sollen?", erklärte er tonlos.
Kurz war es still.
"Und was hat dich dann trotzdem dazu gebracht aus der Höhle zu kommen?", fragte irgendwann sein Vater weiter.
"Der Grund sitzt hier am Tisch. Jimin hat dafür gesorgt, dass wir alle den Höhlenkomplex verlassen haben." Überrascht sahen mich die beiden an.
"Er war ins Feenreich gekommen, um ein Heilmittel für sein Dorf zu besorgen. Wurde allerdings kaum, dass er diese Nachricht überbracht hatte, auch zu uns herunter geworfen. Und schließlich war er es, über den wir überhaupt wussten, was die Königin vorhatte und dementsprechend die Heere rechtzeitig zusammen rufen konnten."
Jaesang und Hyeyeon klappte der Mund auf und starrten mich entgeistert an.
Yoongis Blick ruhte immer noch auf mir. Er hatte ihn nicht eine Sekunde von mir genommen, während er gesprochen hatte.
"Während die Feenmänner zu den verschiedenen Völkern geflogen sind, bin ich mit Jimin losgezogen, um das erste Ziel der Königin, das geschwächte Dorf, wo er gewohnt hatte, zu warnen." Er ließ eine kurze Pause bevor er weitersprach.
"Nachdem wir sein Dorf gewarnt hatten, sind wir dann nach und nach auf die Heeren gestoßen. Und so auch auf Hyung."
Überrascht sah sein Bruder ihn an. Offenbar war es früher nicht so üblich gewesen, dass er ihn so bezeichnet hatte. Ehrlich gesagt, war das die letzten Nächte, wo wir zusammen saßen auch nicht passiert.
"Seit wann weißt du, dass dein Bruder doch noch lebt?", fragte Hyeyeon mit zittriger Stimme. Geumjae zögerte kurz und sah auch wieder zu mir.
"Seit dem zweiten Tag. Aber auch nur Dank Jimin...", antwortete er leise. Wieder der Blick der Eltern zu mir. Geumjae seufzte lange.
"Im Endeffekt ist er im Alleingang dafür verantwortlich, dass wir so jetzt hier sitzen können.", fügte er schließlich noch hinzu.
Ich war mittlerweile knallrot angelaufen und wollte am liebsten im Boden versinken. Ich wurde unruhig, als niemand etwas sagte, mich aber dennoch alle anstarrten. Irgendwann hielt ich es nicht mehr raus.
"I...i.. ich muss mal.", stammelte ich, stand auf und verließ fluchtartig das Haus.
Ich lief ein paar Schritte von dem Haus weg und stand schließlich wieder vor der leeren Stallung, wo Yoongi ein paar Stunden vorher geschlafen hatte. Zittrig ließ ich mich in das Stroh sinken und atmete aus. Langsam beruhigte ich mich wieder.
War das gruselig. So unangenehm war ich noch nicht einmal in meinem alten Dorf im Mittelpunkt gestanden.
Ich seufzte und lehnte mich an die Abgrenzung zur nächsten Stallung. Ein paar Minuten blieb ich so sitzen und genoss die Stille des Alleineseins. Doch irgendwann schlich sich das schlechte Gewissen bei mir dazu.
Es war unhöflich so von dem Essenstisch aufzustehen und einfach abzuhauen. Ich seufzte und stand schließlich auf. Auch wenn mir eigentlich danach war den Rest des Abends hier im Stall alleine zu verbringen, würde ich doch wieder zurück ins Haus gehen.
Auf halben Weg sah ich schließlich Geumjae mir entgegen kommen.
"Da bis du ja.", seufzte er erleichtert.
"Ich hatte schon Sorge, dass wir es geschafft haben dich zu vertreiben."
Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir durch die Haare.
"Nein das nicht.", antwortete ich ihm schließlich.
"Es... Es war eben nur etwas zu viel...", gab ich schließlich zu. Er nickte verständnisvoll.
"Glaube ich gerne. Es nimmt dir auch niemand übel.", lachte er leise.
"Eomma und Appa wollen sich auch bei dir dafür entschuldigen. Aber für sie waren die ganzen Informationen auch etwas viel auf einmal. Schließlich sieht man nicht alle Tage den tot geglaubten Sohn wieder und erfährt, dass ein kleiner unscheinbarer Elf dafür verantwortlich ist. Plus, dass dieser auch noch der Grund ist, warum man der Königin das Handwerk legen konnte. Wobei sie da noch nicht einmal wissen, dass es auch du warst, der ihr die Magie genommen hat.", kicherte er.
Ich konnte nicht anders und ein leichtes Lächeln huschte auch über mein Gesicht.
"Vielleicht wartest du mit der Information, bis ich hier wieder weg bin. Dieses sprachlos angestarrt werden ist echt gruselig.", grinste ich ihn schief an. Das führte dazu, dass er schließlich gänzlich ins Lachen ausbrach.
"Kein Problem. Das bekommen wir hin.", zwinkerte er mir zu.
"Aber jetzt kommst du Mal wieder mit rein. Eomma hat Nachtisch aufgetragen und der will auch noch gegessen werden."
Mit großen Augen sah ich ihn an, nickte aber dann und folgte ihm wieder ins Haus.
Das wäre das erste Mal in meinem Leben, wo ich Nachtisch essen würde.
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The Way To Your Destiny
FantasíaAls der junge Elf Jimin sich auf den Weg, macht ein Heilmittel für sein Dorf zu besorgen, ahnt er noch nicht, dass dies der Anfang von einer etwas anderen Reise wird, als er am Anfang angenommen hatte... Ich übernehme keine Haftung für mögliche Diab...