Kapitel 86

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"Und ihr wollt wirklich nicht noch ein, zwei Tage länger bleiben?", seufzte Hyuna enttäuscht. Ich schüttelte langsam meinen Kopf.

"Wir müssen weiter.", wiederholte ich ein weiteres Mal.
"Wir müssen einem Freund etwas wieder zurück bringen, was er unbedingt braucht."

"Ach Kindchen. Ich weiß doch. Aber ich will euch eigentlich trotzdem noch nicht gehen lassen.", seufzte sie ein weiteres Mal.

"Versprich mir, dass du bald wieder kommst. Gerne auch mit deinem Freund. Nur das nächste Mal, warnt ihr mich bitte noch einmal vor, dass der liebe Kobold am Morgen als Tiger wieder aufwacht. Ich habe die Befürchtung, dass mein Herz ein zweites Mal diesen Schock nicht mehr mitmacht.", beschwerte sie sich. Yoongi duckte sich neben mir und sah die alte Frau schuldbewusst an.

"Das werden wir ganz sicher nicht vergessen!", bestätigte ich auch schnell.

Abgesehen davon, dass sie sich so erschreckt hatte, als sie am Morgen ins Zimmer gekommen war... Der schrille Schrei, mit dem sie uns dann geweckt hatte, wollte ich auch kein zweites mal hören.

"Dann bin ich ja beruhigt.", seufzte sie und lächelte uns leicht an, wenn auch etwas traurig.

"Es war schön, dass ich wenigstens dich noch einmal sehen konnte, Minie. Ich hoffe wir bekommen, das noch einmal hin."

"Bestimmt.", lächelte ich sie zurück an.

"Das will ich auch hoffen. Ich will euch auch noch einmal sehen!", mischte sich Namjoon jetzt mit in das Gespräch ein und grinste uns an. Ich erwiderte das Lächeln.

"Wir kommen wieder.", versprach ich.

"Schließlich würde ich auch gerne noch einmal die weltbesten Mochis essen.", lachte ich leise und sah zu Jisoo, die nur amüsiert nickte.

Ich seufzte leise. Auch ich war etwas traurig die Personen, die einen Teil meiner Geschichte ausgemacht haben, wieder verlassen zu müssen. Aber wir waren ja schließlich mit einer kleinen Mission unterwegs.

"Mach's gut, Minie.", seufzte Hyuna und zog mich schließlich doch noch in eine Umarmung. Ich erwiderte diese. So sehr wie sie mich fast zerquetschte, hatte sie wohl nur darauf gewartet.

Wonho und Jisoo verbeugten sie lächelnd, als Hyuna mich schließlich doch wieder los ließ. Ich verneigte mich ebenfalls leicht. Dann war der Hauptmann, Namjoon daran.

"Wir sehen uns wieder.", lächelte er und verneigte sich tiefer sogar als seine Eltern.

"Meine Tür steht für dich, beziehungsweise euch immer offen." Er richtete sich wieder auf.

"Und ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und dass du deinen Platz in dieser Welt wieder findest. Und ich bin mir sicher, du wirst ihn finden. Du hast dir so viel Respekt von den ganzen Wesen verdient... Vergiss das nicht. Du bist längst nicht mehr der nutzlose, magielose Elf, zu dem dich die anderen Elfanten gemacht haben!"

Mir stiegen die Tränen in die Augen, als er das sagte. Er seufzte.

"Eigentlich wollte ich das umgehen, aber ich schaffe es glaub doch nicht ohne..."

Er trat auf mich zu und gab mir eine feste warme Umarmung. Überrascht stand ich kurz da, bevor ich auch diese erwiderte. Nach kurzer Zeit löste er sich von mir und schniefend, wischte ich mir die Tränen von der Wange. Etwas erstickt lachte ich, als ich auch seine feuchten Augen sah.

"Yah... Ich wollte doch nicht so emotional werden.", schimpfte er mit sich selber, was mich doch nun tatsächlich zum kichern brachte.

"Pass auf dich auf Küken. Und komm uns bald wieder besuchen.", lächelte er mir zu.

Ich spürte, wie mich ein großer Kopf von hinten anstupste. Ich sah zu Yoongi, der mich mit glitzernden Augen ansah. Es war Zeit zu gehen.

"Und du passt auch weiterhin auf ihn auf. Ist das klar Yoongi?", Namjoon sah den Tiger mit hochgezogener Augenbraue an.
Der schnaubte belustigt, nickte aber mit fester Miene.

Vorsicht kletterte ich auf seinen Rücken. Kaum saß ich oben, setzte er sich auch in Bewegung.

"Auf Wiedersehen!"

Ich winkte so lange nach hinten, bis Namjoons Familie nur noch kleine dunkle Flecken in der Ferne waren. Seufzend drehte ich mich um und sah nach vorne. So ging unsere Reise nun weiter.

Ich fragte mich, was für weitere Wesen uns wohl auf der Reise noch begegnen würden. Und ob die nicht auch noch zufällig meinen Vater kennen würden. Er schien ja damals weit herum gekommen zu sein.

Gedankenverloren ließ ich meinen Blick umher schweifen und blieb an dem schwarz weißen Fellnacken vor meiner Nase hängen. Ich dachte an den vergangenen Abend und das Kribbeln in meinem Bauch wurde wieder mehr.

Nachdem wir so unsanft von Hyunas Schrei geweckt wurden, hatte ich hinterfragt, ob ich mir diesen Kuss nicht einfach nur eingebildet hatte. Doch so wie sich Yoongi verhalten hatte, noch liebevoller und zärtlicher als bisher,  verwarf ich diesen Gedanken schnell wieder.

Ich spürte wieder wie das Blut in meine Wangen schoss. Ich hatte Yoongi, einen Kobold, einen anderen Mann geküsst! Ich hatte keine Ahnung was ich denken, noch was ich fühlen sollte.
Unsicher biss ich auf meine Lippe.

Das Einzige, was ich wusste war, dass es mir gefallen hatte.
Ich spürte wie sich mein Herzschlag wieder beschleunigte, als ich diese Erkenntnis in Gedanken aussprach.

Ich hatte noch nie jemanden geküsst. Anderseits gab es bisher auch noch nie jemanden, bei dem ich überhaupt auf diese Idee gekommen wäre. Ich wusste nicht einmal, ob ich selbst bei Yoongi überhaupt auf diese Idee gekommen wäre. Mir war klar, ich hatte mich in ihn verschossen, aber selber auf die Idee gekommen ihn zu küssen...

Ich schüttelte langsam den Kopf. Ich dachte wieder an den Kuss und wie sich seine Lippen auf meinen angefühlt hatten. Ich seufzte stumm und biss wieder auf meine Unterlippe. Ich wollte sie wieder auf meinen spüren. Nur jetzt tagsüber war das definitiv ein Ding der Unmöglichkeit.

Nachdenklich sah ich wieder auf sein glänzendes Fell. Ob er mich heute Abend nochmal so küssen würde?

Okay, wem machte ich etwas vor? Ich hatte ja schon vom ihm selber gehört, dass er sich in mich verliebt hatte. Ob er es mir heute Abend selber sagen würde, wenn ich ihn danach fragen würde? Gestern hatte er ja nichts in die Richtung gesagt...

Ich würde ihn einfach an Abend fragen. Wenn er es mir dann auch wie seinen Bruder, so sagen konnte, würde ich ihm wohl dann auch meine Gefühle gestehen. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie so etwas wirklich geht.

Ganz in Gedanken verloren, hatte ich nicht darauf geachtet, wo wir mittlerweile waren. Nur plötzlich blieb Yoongi unter mir stehen und stellte sein Fell auf.

Verwundert sah ich mich um, wo wir waren und weswegen wir angehalten hatten. Rechts von uns, sah ich die Mauern, die immer noch das Feenreich umschlossen. Wir waren wohl schon mitten im Elfengebiet wieder.

"Warum halten wir an?", fragte ich ihn verwundert, als ich es nun auch hörte.

Mir lief es eiskalt den Rücken herunter.

"Hey Missgeburt! Warte mal!"

The Way To Your DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt