12. Nachhilfe

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Hallo Realität, dachte ich mir als ich mir im Badezimmer etwas Make-Up auftrug. Was war ich froh wenn die ersten Ferien anstanden. Meine Reserven waren jetzt schon ausgebrannt. Der Unterricht zog zunehmender an und ohne Nacharbeit war es fast unmöglich mitzuhalten. Meine Abende verbrachte ich also hauptsächlich mit Schulkram. Mit dem Rucksack über der Schulter machte ich mich auf den Weg nach New York. Heute zog sich der Weg besonders lange, was mich nervte und zu allem übel, fuhr mir die U-Bahn direkt vor der Nase weg.
„Komm schon!", fluchte ich und legte die Bremse ein. Dennoch konnte ich nichts daran ändern. Trotzdem schien alles wie verhext zu sein. Ich stellte mich etwas abseits, verschränkte meine Arme und sah dem regen Treiben zu, dass zu den Morgenstunden schon herrschte.
Eine gute Stunde später, und gerade noch rechtzeitig setzte ich mich auf meinen Platz. Mathe, Physik, Geschichte und Englisch standen an bevor wir zum Abschluss wieder zum Sportplatz liefen. Wenigstens konnten wir danach nach Hause gehen, dachte ich mir als ich zu den Mädels lief. Ich kam allerdings nicht herum um nach Peter zu Schielen.
„Zum Aufwärmen 800 Meter laufen", rief Mrs. Jones zu uns herüber und veranstaltete noch eine Aufwärmrunde. Mit Musik wäre das alles sicherlich erträglicher, meckerte ich innerlich und nahm die 800 Meter auf mich.
„Los gehts!" donnerte die Stimme von Mr. Welsh und schon mischten sich die Jungs unter uns zum Laufen. Ich verdrehte meine nur genervt Augen.
„He Burke!", hörte ich Flash rufen.
„Hi", keuchte ich und wollte mein Tempo beibehalten.
„Alles klar?", fragte er.
„Muss und bei dir?" Das ich tatsächlich noch Zeit fand Smalltalk zu führen verwunderte mich selbst. Also drosselte ich meine Geschwindigkeit und wechselte in den Laufschritt um Luft zu holen.
„Bei mir ist alles super", antwortete er. Auch wenn ich mit Flash nie groß etwas am Hut hatte, war er der einzige, neben Peter, der ab und zu mit uns redete.
„Los Lauf weiter. Ich will dich nicht aufhalten", meinte ich lächelnd.
„Wir sehen uns, Burke", meinte Flash und nahm wieder an Tempo auf. In dem Moment blieb ich stehen und stellte mich ein wenig abseits um den anderen nicht in die Quere zu kommen. Zu meinem Bedauern steuerten jedoch unsere Klassenclowns auf mich zu.
„Das nicht auch noch", murmelte ich und ging weitere Schritte zurück.
„He. Schnecken haben auf der Bahn nichts zu suchen!", rief Philius rüber.
„Lieber eine Schnecke als eine Blindschleiche! Würde mal einen Termin beim Optiker machen", rief ich zurück und atmete rief durch. Wusa, dachte ich mir und wollte mich wieder beruhigen.
„Hey. Alles okay?" hörte ich Peter.
„Ja, ja. Alles bestens", meinte ich und dehnte mich ein wenig.
„Steph nicht reden, laufen!", schrie Mrs. Jones rüber. Ich hob nur meine Hand und nahm den Marathon wieder auf. Kurzerhand reduzierte ich es auf eine Runde und gesellte mich angefuchst zu den anderen.
Heute standen nochmal Übungen an, bevor wir in der nächsten Stunde mit den Noten beginnen würden. Was so viel hieß ich müsste mich noch mindestens zweimal mit den Jungs auseinandersetzen.
„He Burke. Mach mal Platz", rempelte mich Philius an, als wir uns auf den Heimweg machten. Wie gerne würde ich dem eine Abreibung verpassen und schürzte meine Lippen.
„Lass dich nicht ärgern", drangen tröstende Worte von Peter an meine Ohren, während er seine Hand um meine legte.
„Das sagst du so einfach", murrte ich und blickte für einen Bruchteil zu ihm rüber.
„Sei froh, dass Flash dich nicht auf dem Kieker hat. Ich weiß wovon ich rede."
„Ja ich weiß schon", meinte ich niedergeschlagen.
„Steph?", hob Peter seine Stimme ein wenig um mich aufzumuntern.
„Was, Peter?" plötzlich war ich genervt und sah ihn an.
„Lass dich nicht ärgern. Das sind nur Trottel", lächelte er tröstend. Ich verzog mein Gesicht und schmiegte mich tröstend an ihn. Peter nahm die Einladung gerne an und legte beschützend seinen Arm um meine Schultern.
„Bald sind Ferien", seufzte ich auf und zählte schon die Tage, was aber auch vollkommen absurd war. Peter lachte nur amüsiert auf. „Allerdings heißt es auch, zwei Wochen durchgehend im Museum arbeiten."
„So schlimm?", fragte er.
„Nur die Spätschicht. Wobei bis 18 Uhr ist es doch etwas erträglich", folgerte ich. „Und bei dir mit Jameson?"
„Läuft ganz gut", antwortete er. Ich lächelte und nahm seine Hand von meinem Rücken um meine Finger mit seinen zu verschränken.
„Wenigstens etwas", kommentierte ich trocken.

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