19. Geburtstag

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Am Sonntag wurde ich durch einen Anruf meines Handys geweckt. Im Halbschlaf tastete ich nach dem Unruhestifter und ging ran.
„Hallo?", murrte ich.
„Alles Gute zu deinem Geburtstag, mein Schatz", hörte ich meine Oma sagen. War heute wirklich schon mein Geburtstag?, fragte ich mich und sah auf mein Display. 21. September. Oh! Jetzt war ich wach.
„Danke schön", lächelte ich sanft.
„Tut uns leid, dass wir heute nicht da sein können. Aber wir holen es nach, ja?", entschuldigte sie sich.
„Ist schon okay", zeigte ich, wenn auch ein wenig niedergeschlagen, Verständnis. „Aber ja, wir holen das nach", fügte ich lächelnd hinzu. „Passt auf euch auf", bat ich letztlich und legte auch schon wieder auf. Da ich schon mal wach war, stand ich auf und ging in die Küche runter. Auf dem Küchentisch lag ein Kuvert. Auf dem Umschlag, erkannte ich die Handschrift meiner Oma, die mir eine Karte mit etwas Bargeld hinterlassen hatte. Der nächste Geburtstagsgruß kam von Cel. Ich fragte sie, ob sie Lust hätte mit mir heute Abend essen zu gehen, allerdings hatte sie bereits ihre Pläne. In der Küche machte ich mir belegte Brote und ging rüber ins Wohnzimmer, wo ich mich aufs Sofa setzte und den Fernseher einschaltete. Toller Geburtstag., dachte ich mir und nahm den Teller auf meinen Schoß. Und wieder begann mein Handy zu klingeln. Diesmal war es Peter.
„Hey", grüßte ich ihn und schob mir mein Brot in den Mund.
„Hey", hörte ich ihn Lächeln. „Ich hoffe ich störe nicht?"
„Nur mich und die Ruhe", kicherte ich zwischen den Bissen und schluckte runter.
„Ruhe? Du bist alleine?", fragte er verwundert.
„Jipp. Mal wieder", antwortete ich und biss erneut ab.
„Okay", meinte er mitfühlend. „Ich hol dich ab. Du hast eine Stunde Zeit", heckte Peter wieder etwas aus.
„Ich bin noch beim frühstücken", rief ich und sah auf mein angebissenes und eine weitere Brotscheibe.
„1 Stunde. Bis dann", lächelte er und legte schon wieder auf ohne meine Antwort abzuwarten.
Ohne weiteres, stopfte ich mir das angebissene Stück in den Mund und eilte nach oben, um mich fertig zu machen. Meinen geflochtenen Zopf öffnete ich und schüttelte meine Haare auf. Da es noch ziemlich warm tagsüber war, entschied ich mich für ein dunkelgrünes Sommerkleid in Wickeloptik und Volants am Saum des Rockes mit schwarzen Ballerina. Noch schnell Zähne putzen und etwas Make-Up und fertig war ich. Da noch etwas Zeit übrig war, trank ich noch etwas und packte das nötigste zusammen. Dabei fiel mein Blick auf meinen Anzug. Ob ich ihn mit einpacken sollte? Letztendlich schnappte ich ihn mir und stopfte ihn ebenfalls in meine Tasche. Man konnte ja nie wissen. Nach etwas über einer Stunde klingelte es an der Haustüre und ich ging wieder nach unten. Natürlich verspätete sich Peter. Etwas anderes war ich von ihm nicht gewohnt.
„Ich bin zu spät ich weiß", lächelte er entschuldigend.
„Schon gut", erwiderte ich sein Lächeln und schloss die Tür hinter meinem Rücken. „Wo gehts hin?", wollte ich wissen und tänzelte die Stufen zum Gehweg hinab.
„Wird eine Überraschung", lehnte er ab.
„Ein Anhaltspunkt", bat ich ihn bettelnd. „Bitte!" Peter lachte amüsiert auf.
„Es ist nicht das Empire State", verriet er mir.
„Okay", meinte ich und folgte ihm. Peter führte uns zur Brooklyn Bridge.
„Bereit?", fragte er grinsend und sah mich an. Ich nickte und hielt mich an ihn fest, damit er uns rüber schwingen konnte. Zugegeben, konnte ich nun ebenfalls schwingen, allerdings war ich noch nicht bereit Peter davon zu erzählen. Einer Handvoll abgefeuerte Netze später, kamen wir auf der anderen Seite an. Etwas abseits der Brücke aber mit einer unglaublichen Aussicht, ließen wir uns auf einem Hügel nieder. Abseits der Stadt, und des Trubels mit Blick aufs Wasser und der Manhattan Skyline.
„Gefällt es dir?", fragte er und blickte erwartungsvoll zu mir.
„Es ist wunderschön", lächelte ich und erwiderte seinen Blick. Peter bereitete eine Decke und ein paar Snacks aus.
„Ein Picknick?", freute ich mich.
„Ich dachte es könnte... es gefällt dir", sprach er verlegen.
„Natürlich gefällt es mir!" Ich brauchte keine großen Geschenke oder ein schickes Essen. Zweisamkeit mit meinem Liebsten und etwas Persönliches, war alles um mich glücklich zu machen. Auf der Decke ließen wir uns nieder.
„Alles Gute zu deinem Geburtstag, Steph", gratulierte Peter und wuselte für einen Moment in seinem Rucksack herum. Letztendlich holte er ein kleines schwarzes Beutelchen hervor, welches er mir übergab.
„Was ist das?", wollte ich wissen.
„Mach's auf", lächelte er amüsiert und ich kam seiner Bitte nach. In dem Beutel steckte eine zarte Halskette in weißgold deren Enden zwei ineinander verschlungene Ringe zierten. „Gefällt sie dir?", fragte er neugierig.
„Sie ist wunderschön, Peter", war ich überrascht. „Die war doch sicherlich teuer", fügte ich hinzu und blickte zu ihm rüber.
„Nicht allzu teuer wie du denkst", meinte er beiläufig.
„Danke schön", strahlte ich über das kleine Geschenk und drehte ihm meinen Rücken zu, damit er sie mir umlegen konnte. Die Kette hatte eine perfekte Länge. Weder zu lang, noch zu kurz. Und sie war wirklich unauffällig.
„Freut mich, dass es dir gefällt", war Peter erleichtert.
„Sie ist perfekt. Auch wenn du mir nichts schenken brauchst", erinnerte ich ihn und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Peter legte seinen Arm um meinen Rücken und krauelte meine Seite.
„Was hältst du davon, nachher noch ein Eis essen zu gehen?", schlug er vor. Ich blickte mit einem Lächeln im Gesicht zu ihm auf und nickte einwilligend.
„Klingt nach einem schönen Abend", entgegnete ich begeistert. „Du kannst ja richtig romantisch sein", bemerkte ich hinzufügend.
„Findest du?", fragte er amüsiert.
„Das finde ich", bekräftigte ich seine Frage.
„Gehst du auf die Halloween Night im College?" wollte ich wissen.
„Willst du hin?", stellte er eine Gegenfrage.
„Ich überlege noch", antwortete ich.
„Lass uns hin gehen", beantwortete auch Peter meine Frage.
„Okay", lächelte ich.
„Tut mir leid, dass ich beim Kostüm deiner Freundin nicht helfen konnte", schnitt er das Thema an.
„Ist schon okay. Cel ist im Internet fündig geworden", lächelte ich und ließ meinen Blick schweifen.
„Okay", sprach er als klinge er gedanklich in weiter Ferne. Ich schnappte mir etwas zu Essen und zog meine Beine an meinen Körper.
„Hey sag mal, in Downtown ist doch dieses Streetfood Festival. Lass uns doch lieber dorthin", schlug ich vor und musste zugeben, dass ich langsam etwas Hunger bekam. „Die haben sicher auch Eis." Peter lachte auf, ließ seinen Kopf hängen um dann wieder zu mir aufzublicken.
„Aber nur, weil heute dein Geburtstag ist", neckte er mich.
„Hey", lachte ich und begann ihn in die Rippen zu piksen.
„Kitzeln ist unfair", lachte Peter und drückte mich mit einer Leichtigkeit zurück auf den Boden. Auch ich lachte als er seine Arme neben meinem Kopf stemmte.
„Du spielst auch nicht fair, Parker", zog ich ihn ebenfalls auf
„Ach ja?", fragte er ungläubig.
„Jaa", lächelte ich und legte meine Arme um seinen Nacken.
„Okay. Das war's", meinte er plötzlich und richtete sich auf.
„Hey", lächelte ich und zog ihn zurück. Ohne Widerstand ließ er es zu. Schließlich drehte er sich auf den Rücken und lag neben mir. Seine Hand streifte meine, strich immer wieder mit seinen Fingern über meine, bis er unsere Hände miteinander verschränkte. Wieder lächelte ich und blickte in den Himmel. Wir blieben noch bis zur Dämmerung hier bevor mein Magen ein Konzert veranstaltete. Peter schwang uns zurück ans Festland und machten uns auf den Weg zum Streetfood Festival. Essen aus aller Welt war vertreten. Ich holte mir spanische Tapas, eine Nachspeise und da Peter ein Eis essen gehen wollte, auch ein Eis. Das war auch unser letzter Punkt, denn mit der Waffel in der Hand, ließen wir das Festival langsam hinter uns. Gemütlich aßen wir unser Eis, während wir noch etwas durch Downtown schlenderten. Während Peter sein Eis aus dem Becher löffelte, schleckte ich meins von der Waffel.
„Der Tag war wunderschön", meinte ich und lächelte zu ihm auf.
„Das freut mich", lächelte auch Peter.
„Danke nochmals. Auch für die Halskette." Ich konnte nicht widerstehen und mit den Fingerspitzen über die kleinen Kettenglieder zu streichen.
„Gern geschehen, Steph", lächelte er. Peter stellte seinen Becher ab, nahm mir meine Waffel aus der Hand und legte diese kopfüber in den Becher hinein.
„Aber-", begann ich zu protestieren, kam aber nicht mehr weiter. Ich kam nicht mal dazu meinen Kopf zu unserer Milchspeise zu drehen, denn Peter drückte bereits seine Lippen auf meine. Wie immer liebte er es dabei mein Gesicht zu umfassen, als würde er Angst davor haben, ich würde mich vorzeitig lösen.
„Was hältst du davon, noch etwas spazieren zu gehen?", schlug ich vor, da ich noch nicht wirklich nach Hause wollte.
„Bist du dir sicher? Morgen ist wieder Unterricht", meinte er überrascht.
„Wenn du nicht möchtest, dann lass uns nach Hause", meinte ich schulterzuckend.
„Wir können ja nach Hause laufen. Dann hast du deinen Spaziergang", modelte er meine Bitte ein wenig um.
„Punkt für dich, Parker", lachte ich und nahm meine Waffel wieder in die Hand, wobei mir die Kugel auf die Straße fiel.
„Adieu Eis", kicherte ich und schmiss die Waffel in den Abfalleimer. Ich schloss zu Peter auf und so machten wir uns auf den Weg nach Hause. Heute schien es wieder ein normaler Abend in New York zu sein und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich brauchte jetzt noch etwas Action. Allerdings war mir auch bewusst, dass die großen Feinde sich immer wieder etwas Zeit ließen, bevor sie zuschlagen. Volta lag auch wieder bereits ein paar Wochen zurück, sodass ich mich mental auf das nächste Gefecht einstellte. Ich schlang meine Arme um meinen Körper. Auf einmal schien der Anzug in meiner Tasche an Gewicht zuzulegen, als würde er wollen, dass es Peter erfahren soll.
„Ist alles in Ordnung?", fragte er, da er bemerkte, dass ich ungewöhnlich still war.
„Was?", fragte ich vollkommen in Gedanken versunken. „Ja. Ja es ist alles... es ist alles okay", fügte ich eilig hinzu und setzte ein Lächeln auf.
„Bist du dir sicher?", wollte er sich vergewissern.
„Hm-hm", nickte ich, mied aber den Blickkontakt zu Pete.
„Steph", sagte er eindringlich.
„Okay gut ich... es gibt da etwas was mich belastet", antwortete ich wahrheitsgemäß und biss auf meiner Lippe herum. Peter blieb stehen, was ich ihm gleichtat und hilfesuchend und der gegen umher blickte.
„An dem Samstag als ich bei Oscorp war um die Spinnen für die Ausstellung zu holen", sprach ich langsam, weil ich selbst noch nach den passenden Worten suchte.
„Ich dachte anfangs es wäre eine Einbildung gewesen, aber das war es leider nicht." Ich wusste ich sprach in Rätseln, weswegen Peter verwirrt seinen Kopf schüttelte. Schließlich blickte ich zu ihm auf. „Ich wurde von einer der Spinnen gebissen, Peter", ließ ich die Katze aus dem Sack. Kaum war es ausgesprochen, fühlte ich mich um Dutzende Kilos leichter.
„Was?", fragte er leise, als glaubte er mir kein Wort. Ich hingegen wurde nervös, nahm meine Unterlippe zwischen meine Zähne und hampelte von einem Bein auf das andere. „Wie?", war alles was er sagen konnte.
„Dan mein Kollege zog mich die ganze Zeit damit auf, dass ich die Tiere eh nicht holen würde, weil ich Angst vor den Spinnen habe und wollte ihm das Gegenteil beweisen", begann ich zu erzählen. „Also bin ich mit Barnes, einem Angestellten, in den Raum rein um die Spinnen zu holen. Auf dem Rückweg war die Tür verschlossen, was einen Alarm auslöste und die Spinnen quasi durchdrehen ließ. Es... es hat eine Weile gebraucht, bis wir wieder raus kamen und im Aufzug nach unten spürte ich einen kleinen Stich am Hals. Ich dachte es wäre Einbildung, aber in der einen Nacht bekam ich meine Bestätigung, dass es keine Einbildung war", legte ich offen auf den Tisch.
„Was? Warte! Nein!", stammelte er durcheinander. Es war als wollte er es nicht wahrhaben.
„Der Anruf, dass du für Cel die Netzdrüsen machen sollst, war ein Vorwand", erzählte ich ihm nun die ganze Geschichte. „Ich brauchte deine Hilfe, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich die für mich ausrichten konnte."
„Nein!", rief er bestimmt. „Du wirst dich nicht mit einmischen, Steph, hast du mich verstanden?"
„Peter deine Feinde werden immer stärker! Du kannst sie nicht mehr im Alleingang besiegen!", rief ich ihn ins Gedächtnis zurück.
„Auf keinen Fall, lass ich zu, dass du mit reingezogen wirst!", wehrte er sich vehement.
„Ich bin doch schon mit im Brunnen, Peter", sprach ich geduldig und sah ihn an. Während des gesamten Gesprächs, bewegten wir uns nicht vom Fleck. Behutsam legte er seine Hände auf meine Schultern.
„Lass mich dir helfen, Peter", bat ich ihn eindringlich. Letztlich seufzte er auf und nickte. Wenn auch äußert widerwillig und ließ seine Hände wieder sinken.
„Okay", sagte er. „Okay, okay, okay."
„Mir wird nichts passieren", versicherte ich ihm. Peter schnaubte nur und funkelte mich an.
„Du hast keine Ahnung, was du da sagst", schmiss er mir an den Kopf.
„Die Kostprobe habe ich bei Volta erleben dürfen. Also denke ich sehr wohl, ich weiß was ich da rede", protestierte ich gekränkt.
„Zeig sie mir", forderte er mich plötzlich auf.
„Wie bitte?", fragte ich verwirrt.
„Zeig sie mir. Deine Netzdrüsen", half er mir auf die Sprünge. Ich zögerte für einen Moment, drehte dann meine Handgelenke um, wo er die ovalen Gehäuse begutachten konnte.
„Ich wollte nicht auffälliges. Also hab ich eine als Verschluss für meine Uhr getarnt und die andere als Armband", sagte ich.
„Wirklich unauffällig", murmelte er und musterte meine Drüsen ausgiebig. „Wie hast du sie programmiert?", fragte er interessiert.
„Es hat mich einen halben Samstag gebraucht, bis ich sie so hatte, wie ich es wollte. Aber in großen und Ganzen, so wie du auch", ließ ich ihn wissen. Schließlich drehte ich mich zur Seite, streckte meinen rechten Arm aus und betätigte den Sensor. Das Netz schoss sofort raus und blieb an einem Ast kleben.

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