1. Kapitel

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So, das erste Kapitel :D ab Morgen kommt dann pro Tag immer ein Kapitel :) Das heißt heute ist eine Ausnahme xD
Also wie Spaß :D
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Klingeln, Decke wegschlagen, Kaffee, Toast, vielleicht mal duschen, Anzug an, raus und arbeiten, nach Hause gehen, Abendbrot, schlafen. Das war seid circa 3 Jahren mein Tagesablauf.
Anfangs fand ich das echt cool, mit 20 einen festen, gut bezahlten Job, eingegliedert in die Gesellschaft. Doch schon nach ein paar Monaten war ich es schon ziemlich leid. Doch aus diesem jetzt schon "Teufelskreis" kam ich nicht mehr raus. Außer Sonntag hatte ich keinen Tag, wo ich mich irgendwie frei beschäftigen konnte, wie mich mit Freunden treffen, mal einfach ausschlafen oder sowas in der Richtung. Nur das Problem war, ich hatte zum einem nicht viele Freunde, zudem mussten sie auch arbeiten oder waren anderweitig beschäftigt, und mein Gehirn war schon so auf die 6 Uhr früh gefixt, das ich immer um die Zeit aufwachte. Also brachte mir das auch nicht sonderlich viel.
Natürlich, es gab da auch Urlaub. Und Familie. Aber wer brauchte schon Urlaub? Wer braucht schon Familie?
Also, auf jeden Fall war dieser Morgen so wie jeder andere. Nur diesmal hatte ich meine Zugkarte vergessen, deswegen gingen 5 Minuten meiner wertvollen Zeit verloren. Außerdem kam mir auch noch Frau Lizard entgegen, eine geschwätzige alte Dame. Weitere 10 Minuten meiner kostbaren Zeit. Wenn ich mich nicht beeilte kam ich noch zu spät. Aber wie sich herausstellte war das sowieso der Fall. Die Bahn streikte. Ich sahs schon kommen, meinen ersten unpünktlichen Tag. Also rief ich mit klopfenden Herzen meinen Chef an. Direkt nach dem ersten klingeln hebte er ab. "Ja Guten Morgen Herr Sumbs, ich wollte ihnen nur mitteilen, dass ich mich wohl verspäten werde. Es tut mir wirklich aufrichtig leid, ich sehe mich sofort nach einer anderen Möglichkeit um, so pünktlich wie möglich anwesend zu sein." Ich wippte mit meinem Fuß auf und ab. "Da haben sie recht, ich hätte mich vorher informieren können." Ich biss mir auf die Unterlippe. "Natürlich werde ich die versäumten Minuten aufholen." Ich wusste das ich wohl heute später als sonst nach Hause kommen würde. "Dann auf Wiedersehen Herr Sumbs und danke für ihr Verständnis." Pah! Von wegen Verständnis! Am Arsch! Mit voller Wucht schmiss ich mein Handy auf den Boden. Sofort als das Display den Boden berührte bereute ich es. Ich hockte mich hin und hob es mit fast zitternden Fingern auf. Klasse. Scheiß Aggressionen. Der ganze Touchscreen war gefickt. Ein Netz von lauter kleineren und größeren Rissen hatten sich auf der Oberfläche gebildet. Diesmal mit Wut auf mich, rammte ich das Handy beinahe in meine Hosentasche, richtete meine Krawatte und lief zum nächsten Taxistand.
Als ich dann doch nach nur 45 Minuten ankam, erwartete mich auch schon Jodie, meine Mitarbeiterin, in unserem kleinen Büro.
"Hey Sebastian, da bist du ja endlich. Das ich dich mal zu spät erlebe. Hast du schon Herr Brouken oder Herr Sumbs unterrichtet?"
Ich legte meine Jacke über meinen Schreibtischstuhl und lies mich auf ihn mit einem Seufzer drauffallen.
"Ja Jodie, hab ich. So schlau war ich gerade noch so. Die Zugführer streiken mal wieder. Nur das hab ich nicht mitbekommen. Und meine alte Nachbarin hat es geschafft mich für 10 Minuten aufzuhalten. Ach ja, und meine überflüssige Zugkarte hatte ich auch vergessen."
Ich bückte mich und fuhr meinen PC hoch.
"Ah ja, verstehe. Scheiß Tag heute, wie?"
Ohne von ihrem Bildschirm aufzuschauen, redete sie weiter.
"Ich hab übrigens schon mit dem Schneiden des neu zugesanten Materials begonnen. Du weist schon, die Aspirinwerbung."
Ach ja, das neue Projekt. Aspirin... toll. Obwohl könnte ich jetzt auch gut gebrauchen.
"Hm ja, und wie weit bist du jetzt schon gekommen?"
"Minute 0:13."
Wow, die hatte aber schon gearbeitet.
"Soll ich mich um den Ton kümmern? Oder für YouTube das Thumbnail schonmal?", fragte ich. Ich wusste nicht was ich sonst jetzt noch machen sollte.
"Mach mal das Thumbnail. Aber bitte ohne irgendwelche Frauen zum aufgeilen oder Explosion und sonstiges Zeug."
Als ob ich den gleichen Fehler nochmal machen würde.
"Schon gut Jodie. Aber vielleicht trotzdem etwas ansprechendes als nur ne olle Medikamentenpackung?"
Sie drehte den Kopf zu mir und runzelte die Stirn.
"Es ist eine verdammte Aspirinwerbung. Kein Blockbuster."
Sie schaute wieder auf ihren Bildschirm. Kommentarlos saß ich weiterhin vor meinem Startbildschirm.
"Ich melde mich mal kurz bei einem meiner Vorgesetzten. Sonst muss ich noch mehr Überstunden machen als ohnehin schon."
Sie zuckte die Schultern und ich stand dann einfach auf. Schlampe.
Nachdem ich dem Herren Brouken bescheid gegeben hatte, verlief mein Arbeitstag wie gewohnt. Langweiliges rumklicken. Bloß nicht das nutzen deiner Fantasie.
Nach meinem einstündigen Alleinseins, wegen meines Zuspätkommens, ging ich mit brennenden Augen und müden Armen aus dem Haus. Ich fuhr mit meinen Händen durch meine Haare und genoss mit erhobenen Kopff die kühle Nachtluft. Es war jetzt genau 22:12 Uhr. Ich liebe die Nacht. Sie riecht so gut und erfrischt einen bis in die Knochen. Unbeschreiblich. Einmal tief durchatmen. Und los gings nach Hause. Diesmal fahre ich wohl lieber mit dem Bus. Die Haltestelle war nur einen Kilometer entfernt. So konnte ich noch die Nacht genießen.
An einem Hochhaus angelangt, an einer Seite mit einem Gerüst blieb ich wie vom Blitz getroffen stehen. Ein Gefühl kroch meinen Rücken hoch, bis zu meinen Nacken. Dieses Kribbelnde Gefühl, beobachtet zu werden. Ich schaute das Hochhaus hoch. Nichts. Das Gefühl war ich immer noch nicht los. Als ich meine Augen über das Gerüst gleiten lies, sah ich einen Schatten auf einen der Fensterbänke. Ein Mensch? Noch ein Bauarbeiter? Meine Augen gewöhnten sich langsam an din Dunkelheit. Schemenhaft nahm ich wahr, dass sein Kopf auf mich gerichtet war. Ich nahm mein Handy aus der Tasche und leuchtete ihn dann mit der Taschenlampenfunktion an, während ich auf ihn zuging. Er kniff seine Augen zusammen und hob einen Arm, ums seine Augen vor dem Licht zu schützen. "Machst du vielleicht das Ding aus? Da kann man ja nichts sehen." Wie auf Befehl steckte ich es wieder ein, ohne mein Gesicht von der Gestalt oben im Gerüst zu wenden.
Hätte ich die Zugfahrkarte nicht vergessen, hätte mich Frau Lizard nicht aufgehalten, hätte die Bahn nicht gestreikt... hätte ich ihn niemals getroffen. Den Grund, warum ich jetzt hier sitze und all dies aufschreibe.

Über den Dächern [Rewilz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt