Mit überraschend wenig Kraftaufwand, vermutlich auch durch Felix Hilfe, zog ich mich nach oben auf den ersten Abschnitt. Wenn der Rest auch so leicht ist, dann komm ich da ja doch easy hoch. "Siehste, ganz leicht.", sagte Felix und klopfte mir auf die Schulter. Ich sagte einfach nichts und wartete ab, was darauf folgen würde. Felix lächelte wieder und seine perlweißen Zähne blitzten ein weiteres mal auf. Dieses strahlende weiß passte irgendwie so garnicht zu seiner restlichen äußerlichen Erscheinung. Vielleicht putzte er sich ja trotzdem immer gründlich die Zähne. Naja so wichtig war es jetzt auch nicht. "Und jetzt, mein Lieber, spring an die Stange und zieh dich hoch." Was? Scheiße, ich hab doch seid Monaten, sogar Jahren nicht mehr wirklich was für meine Muskeln oder sonst was getan. "Alter, das schaff ich nicht. Ist schon Jahre her das ich überhaupt mal was körperlich anstrengendes gemacht hab, außer Joggen." Ich sah ihn entschuldigend an und setzte mich wieder hin um von der Plattform zu rutschen. Doch abermals packte er mich am Arm und zog mich wieder hoch. "Mach doch nicht schon wieder einen Rückzieher! Ich Helf dir meinetwegen dabei, ist doch kein Ding." Jetzt wo uns unsere Gesichter so nah waren, konnte ich erkennen, dass sein ganzes Gesicht voller schwarzer Farbe,Ruß, oder anderem schwarzem Zeug beschmiert war. Kurz um strich ich mit dem Zeigefinger schnell über seine rechte Wange. Ein heller Strich entstand auf seiner Haut. Etwas von der Farbe blieb an der Fingerspitze kleben. Das war also der Grund warum ich sein Gesicht nicht wirklich erkennen konnte. "Spielst du schwarzer Mann oder wie?", lachte ich kurz auf und strich meinen Finger an meiner Hose ab. Leider viel mir erst danach ein, das ich die ja so sauber wie möglich erhalten wollte. Tja, scheiße gelaufen. Hoffentlich bekam man die Farbe wieder raus. "Hör auf zu lachen Idiot! Ich hab schon meine Gründe." Vermutlich gestellt beleidigt schaute er zur Seite und verschränkte seine Arme. "Naw, süß. Aber ist ja okay, ich frag ja schon nicht weiter." "Gut so. Und jetzt! Spring! Ich helfe dir dann nach oben." Die Frage ist wie. Naja ich denke er macht das schon. Trotzdem raste mein Herz so schnell wie schon lange nicht mehr. Vor Aufregung oder vor Angst wusste ich nicht genau. Wahrscheinlich durch beidem. "Irgend ein fremder Typ sagt mir ich soll von einem Haus springen... macht einem auf jeden Fall Lebensfreude, ja." Ich bewegte mich immer noch nicht, zudem fingen meine Hände an zu schwitzen. Schnell wischte ich sie mir abermals an meiner Hose ab. "Brauchst nicht nervös sein. Und falls du doch fällst, wird dir nichts passieren, sind doch erst 4 Meter über dem Boden. Und jetzt mach!" Wo er recht hat... "Du hast gut reden.", lachte ich nervös. Aber ich wollte vor ihm ja keine Pussy abgeben, so für den ersten Eindruck. Ich atmete zweimal tief ein und aus. Und sprang. Mein Gewicht zog an meinen Armen und ich hatte schon die Befürchtung das die abreißen. Was natürlich totaler Quatsch war, aber in dem Moment dachte ich halt nicht sehr viel. Doch fast sofort spürte ich, dass zwei Arme um meine Beine griffen. "So siehst du. Und jetzt hochziehen!" Damit drückte Felix meine Beine nach oben und ich versuchte so gut es ging nicht abzurutschen. Irgendwie schaffte ich es ein Bein auf die Stange zu stellen und konnte so dann ohne weitere Hilfe nach oben gelangen. Nun auf der Eisenstange stehend, ohne einen weiteren Griff zum festhalten drehte ich meinen Kopf nach hinten und schaute nach unten. "Oh fuck!", zischte ich und viel nach vorne. Das war doch irgendwie schon höher als geschätzt. Zum Glück war die Hauswand nur bestimmt ein Meter weiter weg, sodass ich mich da abstützen konnte. "Alles okay Sebastian?", flüsterte Felix nach oben. "Alles gut. Nur... wie soll ich jetzt weiter kommen?" Es war nicht wirklich alles gut, denn ich hatte die Befürchtung das mein Herz gleich einfach durch Überarbeitung den Geist aufgibt, oder meine Beine einfach nachgeben, da sie zitterten wie ein Fisch auf dem trockenen. "Warte kurz, ich komm hoch." Nach nicht mal 5 Sekunden war er oben. Dadurch fühlte ich mich noch ein bisschen untalentierter als ohnehin schon. "Weist du, ich geh kurz vor und warte oben auf dich bei der Plattform. Ich zieh dich dann einfach wieder wie beim ersten mal an den Händen hoch." Dann müsste ich auch noch die Stange mit einer Hand loslassen? Geil! "Hmokay.", nuschelte ich. Ich werden sterben, ich werde hier und jetzt garantiert sterben. Ich hörte kurz ein klirren und scheppern und schon war er weg. "So. Jetzt kannst du." Ich will aber nicht, dachte ich. Verdammt warum mache ich das hier? Ich bin doch kein 14 jähriges Kind mehr! Ich bin 23 und sollte jetzt im Bett liegen, schlafen und mich auf die Arbeit freuen! Aber nein, statt dessen kletter ich mit einem verrückten fremden Typen auf nem Haus herum, der sich dazu noch aus irgendeinem mir befremdlichen Grund Farbe ins Gesicht klatscht. Darauf war ich heute morgen definitiv nicht vorbereitet. "Kommt du jetzt? Wir haben zwar die ganze Nacht Zeit, aber ich glaube nicht das du Bock drauf hast." Wie wahr. Mit einem leisen Seufzer fand ich mich mit meiner Situation ab und sprang. Meine rechte Hand rutschte zuerst ab, ich konnte mich aber wieder schnell an die Stange klammern. Trotzdem setzte mein Herz für einen kurzen Moment aus. "So. Und jetzt reich mir eine deiner Hände, ich bin direkt über dir." "D-das schaff ich nicht, ich fall dann runter." Jetzt stotterte ich auch noch, wie erbärmlich das einfach war. Ich stellte mich aber auch an. "Na los, komm. Es ist wirklich nicht so schwer." Ich atmete schnell ein paar mal aus und kniff die Augen zu. Damit ich blitzschnell mit einer Hand los und sofort spürte ich einen festen Griff an meinem Handgelenk. "So. Und jetzt die letzte Hand. Schaffst du locker." Ich lies meine Augen geschlossen und streckte meine andere Hand ohne groß darüber nachzudenken nach oben. Jetzt hing ich frei in der Luft ohne jeglichen halt und gleitet langsam durch das Ziehen von Felix nach oben.
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Über den Dächern [Rewilz]
RomanceSebastian lebt ein ganz normales Arbeitsleben. Aufstehen, arbeiten, schlafen. Viel mehr gibt es nicht mehr was in seinem Leben passiert. Eines Tages, nach vielen Unglücklichen Zufällen, trifft er Nachts auf den seltsamen Felix, der ihn direkt bei Ih...