19. Kapitel

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Mein Herz schlug mir bis zum Hals. "W..." Felix schnitt mir das Wort ab, indem er mir meinen Mund schnell mit seiner Hand bedeckte. "Na Rewi? Ich hoffe du bist gut angekommen?" Völlig perplex sah ich ihn an. Wer zu Hölle war Rewi?

Felix hatte immernoch seine Hand auf meinen Mund gelegt, ich konnte also nichts erwidern. "Der kleinere hinter dir ist Kadl. Und der Typ neben ihm heißt Petrit." Cool. Half mir auch jetzt wirklich weiter. Aber trotzdem... wen meinte Felix mit Rewi, oder besser, warum nannte er mich so? " Er beugte sich herüber zu meinem Ohr und flüsterte dann: "Ich nehme die Hand jetzt von deinem Mund weg, ja? Und du hälst dann bitte deine Klappe fürs erste. Bis alles geklärt ist. Ich erzähle dir später alles." Das er mir so Nah war, war mir unangenehm, obwohl mir das sonst nichts ausmachte. Ich meine, ich wurde von allen Seiten bedrängt, jetzt gerade konnte ich Nähe nicht gebrauchen. "Felix du schwuchtel!", grölte hinter mir eine Stimme. "Klappe Petrit." Doch er ging trotzdem einen Schritt nach hinten und räusperte sich. "Also 'Rewi'. Wie kommt es das du mitmachen willst?", fragte der Kerl mit der blauen Jacke, den Felix als Kadl vorgestellt hatte. Ich war definitiv überfordert. Wie immer, wenn Felix etwas vorhatte von dem ich nichts wusste. "Ich... ähm..." Kein Plan was ich sagen sollte. Ich hatte ja auch keinen Plan von allem anderen. "Bruder, überforder ihn doch nicht. Er is' ja noch ganz geflasht von unserem geilen Auftritt." Ich sah Petrits Zähne beim grinsen aufblitzen. Genau wie am Anfang bei Felix konnte ich die Konturen des Gesichtes wegen der schwarzen Farbe nicht erkennen, hinzu kam noch die Dunkelheit. "Lassen wir ihn doch einfach erst mitmachen, es wird sich zeigen ob er wirkliche Interesse hat und das Können dazu.", meinte Felix mit den Händen in den Hosentaschen. Er lehnte sich lässig gegen die Hauswand "Außerdem hab ich euch schon gesagt, dass ich ihm sogar meine Mutter anvertrauen würde." Da fingen Petrit und Kadl an zu lachen. "Die Hure hast du schon jemand anderem anvertraut. Und ich weiß nicht ob Rewi so ein harter Motherfucker ist wie du denkst.", lachte Petrit. Ich wusste im ersten Moment nicht wie ich diese Information zuordnen sollte. War das jetzt einfach eine scherzhafte Aussage, oder prostituierte sich seine Mutter wirklich? Oder lag ich gänzlich falsch? Um ehrlich zu sein wusste ich rein garnichts über seine Familie. "Rede noch einmal so über meine Mutter und deine Mum kann deine Einzelteile später von der Straße aufsammeln.", erwiderte Felix mit ruhiger Stimme. Mir schien es, als sei er der 'Anführer' dieser Gruppe. Denn Petrit hielt wirklich darauf sein Maul, obwohl er nicht so auf mich wirkte, als ob er auf andere Personen hören geschweige denn Respekt zollen würde. Kadl knurrte. "Erledigt euren bitchfight woanders. Wir sollten langsam loslegen. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit." Felix nickte und stieß sich mit einem Bein von der Mauer ab. "Also Rewi. Mach einfach das was wir machen und dann wirst du schon zurecht kommen." Mit den Worten nickte er den Kerlen zu, die darauf zum Gerüst liefen und dann anfingen hochzuklettern. "Oh nicht schon wieder.", seufzte ich und kickte gereizt einen Stein in die dunkle Gasse. "Kannst du mir das hier alles mal erklären Felix?! Was geht hier grad ab?!" Ich holte weit aus und zeigte dann auf das Gerüst. Ich suchte Felix Blickkontakt, doch er schaute nur nach unten, die Hände weiter in den Hosentaschen. "Sorry das ich dich nicht vorgewarnt oder dir etwas erklärt habe. Aber dann wärst du sicherlich nicht mitgekommen." "Das glaube ich auch!", schnaubte ich aufgebracht. "Egal wie gut befreundet sind, Fel, bei solchen Sachen mache ich nicht mit, Vorallem wenn ich nicht weiß worum es geht. Und wieso zur Hölle heiße ich auf einmal Rewi?! Der Name ist doch mal voll bescheuert." Da lachte er aufeinmal leicht auf. "Ich hab einfach das Wort 'Irgendwer' rückwärts genommen. Da aber 'Rewdnegri' nicht so gut auszusprechen ist, hab ichs halt auf 'Iwer' gekürzt. Rewi ist ab jetzt dein Name wenn du mit Petrit und Kadl zusammen bist. Sie müssen nicht unbedingt deinen richtigen Namen wissen. Genauso wenig wie du ihre kennen solltest." "Wieso brauche ich einen Decknamen?", sagte ich aufeinmal niedergeschlagen. "Wirst du noch sehen." Toll. Diese Antwort hat es jetzt echt gebracht. "Und wieso hast du das Wort irgendwer genommen?" Felix kam näher. Er stand jetzt nur wenige Schritte weit weg von mir. "Weil dieses Wort dich ganz genau definiert, Sebastian. Irgendwer. Du bist irgendjemand in der Masse, ein Niemand. Irgendwer der dem Alltag verfallen ist. Irgendwer der der Gesellschaft untergeben ist. Irgendwer halt. Niemand besonderes." Diese Worte zogen mich irgendwie ziemlich herunter. Denn ich wusste das es mein Leben so ziemlich genau traf. Doch niemand hört doch gerne die Wahrheit, oder? Plötzlich packte mich Felix an meinem Kaputzenkragen und zog mich so nah an sein Gesicht das sich unsere Nasenspitze berührten. Aus Reflex packte ich seine Hände die sich an den Stoff klammerten und versuchte sie loszureißen. Doch er war ein wenig stärker. Ich fing an zu schwitzen und mein Herz raste, als ob es um sein Leben ginge. "Doch das können wir ändern Basti! Das können wir ändern! Ich zeige dir was es heißt, wirklich zu spüren, was Leben bedeutet!" Er lockerte seinen Griff und strich leicht über meine Halsbeuge. "Komm mit mir. Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst. Lern was es heißt zu leben.", flüsterte er nun. Ich schluckte schwer. Es fühlte sich an, als wenn ein Strick um meinen Hals festgezurrt war. Ich befreite mich sanft aus seinem Griff. Seine Worte hatten mich überzeugt, auch wenn ich noch ziemlich zwiespältig darüber dachte. "Ist ja gut. Ich komm mit." Die Stelle an meinem Hals wo Felix mich berührt hatte kribbelte so wie tausend Armeisenfüße. Ich kratzte mich dort ein wenig, doch es half nicht wirklich. "Nur ich denke ich werde nicht mit euch mithalten können." Ich blickte darauf nach oben zum Dach des Hochhauses um die Höhe noch einmal zu betonen. "Ich helfe dir. Wir letztes mal." Er lächelte. Ich lächelte zögerlich zurück. "Warte noch kurz.", meinte er und holte etwas aus seiner Jackentasche heraus. "Du musst dich uns doch anpassen.", grinste er schelmisch und nahm den Deckel von dem jetzt erkennbaren Döschen. Er schmierte sich von dem Inhalt etwas auf die Finger und klatschte es mir dann ins Gesicht. Überrascht kniff ich die Augen zu und ließ in weiter mein Gesicht schwarz anmalen. Nach gefühlten Stunden war er fertig und steckte die Dose wieder zurück. "Jetzt kanns losgehen. Petrit und Kadl warten bestimmt schon auf uns. Und du wirst sehen. Es wird unglaublich Geil!" Grinste er darauf und zog mich zum Gerüst. Ich setzte meinen Fuß auf die erste Eisenstange. Plötzlich fasste er mich am Arm und fügte noch hinzu: "Ich heiße übrigens Rotpilz." Ich schaute ihn an. Auch ein Deckname? Alles klar.
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Sorry das so lange nichts kam, könnte eig schon vor zwei Tagen, nur habe ich in England nicht immer WLAN aka WIFI :D bin gerade auf Klassenfahrt deswegen XD
Hoffe das Kapitel hat euch gefallen, war diesmal recht zufrieden :)

Über den Dächern [Rewilz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt